Im Hinspiel erarbeitete sich der BVB einen knappen 1:0-Sieg gegen die AC Mailand. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Im Bundesliga-Titelkampf bereits abgeschlagen, in der Champions League noch prächtig im Rennen: Borussia Dortmund geht mit großen Hoffnungen in den Endspurt der Hammergruppe F.

Allein der Blick auf die Tabelle mindert den Respekt vor der schweren Aufgabe bei der AC Mailand am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) im Kultstadion San Siro. Die zwei jüngsten Siege über Schlusslicht Newcastle United verhalfen zum Sprung auf den ersten Platz und schüren den Glauben an das Achtelfinale. «Dass wir schon am zweitletzten Spieltag die Chance auf das Weiterkommen haben, hätte ich bei der Auslosung in Monaco nicht zu träumen gewagt», kommentierte Vereinsboss Hans-Joachim Watzke nicht ohne Stolz.

Mit einem Erfolg beim zwei Zähler schlechteren Tabellendritten aus Italien wäre für den BVB (7 Punkte) das Überwintern in der Fußball-Königsklasse bereits perfekt. Doch schon bei einem Remis würde die Entscheidung erst beim Vorrunden-Kehraus am 13. Dezember daheim gegen den bisherigen Zweiten Paris Saint-Germain fallen.

Watzke: In der Gruppe «kann noch alles passieren»

«Wir wissen, was wir in diesen beiden Spielen jetzt erreichen können», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl am Dortmunder Flughafen. «Wir haben uns das hart erarbeitet, gerade auch mit den beiden Siegen gegen Newcastle. Das wollen wir uns jetzt nicht mehr nehmen lassen.»

Bei aller Freude über den Sprung auf Platz 1 ist Geschäftsführer Watzke aber weiterhin ein wenig mulmig zumute. Schließlich liegt zwischen den benachbarten Tabellenplätzen jeweils immer nur ein Punkt. «Ich weiß, dass diese Gruppe fragil ist. Da kann noch alles passieren», warnte der BVB-Geschäftsführer.

Süle fällt aus, Schlotterbeck fraglich

Zum Leidwesen von Trainer Edin Terzic drohen große Personalprobleme in der Abwehr. Nach dem Ausfall von Nationalspieler Niklas Süle ist auch der Einsatz von Nico Schlotterbeck fraglich. Der mit nach Italien gereiste 23 Jahre alte Innenverteidiger klagte wie Süle über Erkältungssymptome und verzichtete deshalb auf das Abschlusstraining im Stadion San Siro. «Er ist ein bisschen erkältet. Aber es ist der klare Plan, dass er morgen um 11 Uhr ins Training kommt und einsatzfähig ist», sagte Terzic.

Beim Bundesligaspiel zuvor gegen Mönchengladbach (4:2) waren in Karim Adeyemi und Sebastien Haller bereits zwei weitere Profis mit Erkältung ausgefallen. Beide Angreifer gehören in Mailand wieder zum Kader, dürften aber kaum in der Startelf stehen.

Gladbach-Spiel gibt Selbstvertrauen

Ungeachtet der Personalsorgen geht der BVB zuversichtlich in die Partie. Die spektakuläre Aufholjagd beim 4:2 gegen Mönchengladbach am vergangenen Samstag war Mutmacher und Warnung zugleich. Für Zuversicht sorgt die Moral des Teams, das den Ligarivalen vom Niederrhein trotz des frühen 0:2 noch niederrang.

«Das gibt ein bisschen Selbstvertrauen. In San Siro braucht man dieses Vertrauen in sich selbst, da bekommt man nichts geschenkt», sagte Außenverteidiger Julian Ryerson. Skeptisch stimmen jedoch die eklatanten Abwehrfehler zu Spielbeginn, die den abgezockten Italienern besser in die Karten spielen dürften als den Gladbachern.

Can: «Müssen uns nicht verstecken»

Was für den BVB spricht, ist die bisher geringe Zahl an Gegentreffern in der Champions League. Nur zweimal in vier Spielen landetet der Ball im eigenen Netz. Das deutet darauf hin, dass die Terzic-Profis auf internationalem Terrain deutlich besser verteidigen als in der Bundesliga mit bereits 19 Gegentoren in zwölf Partien. Für Kapitän Emre Can ist das ein Grund mehr, die schwere Aufgabe in Mailand nicht ängstlich anzugehen: «Wir stehen in der Tabelle vorn und müssen uns nicht verstecken. Wir wollen versuchen, das Spiel zu gewinnen.»

Ähnlich kämpferisch klang der Coach: «Wir haben die beste Ausgangslage», sagte Terzic, geht aber mit großem Respekt in die Partie: «Gegen solche Gegner wird es nicht erlaubt sein, viele Fehler zu machen, darauf werden wir uns vorbereiten. Milan hat eine herausragend gute Mannschaft. Wir müssen vor allem in der Startphase sehr wach sein.»

Von Heinz Büse, dpa
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