Juves Alvaro Morata bedankt sich am Ende des Spiels bei den Fans für deren Unterstützung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Alberto Saiz/AP/dpa)

Frustriert von der nächsten Blamage in der Königsklasse wurde Juventus Turins Trainer Massimiliano Allegri spät in der Nacht noch einmal sauer.

«Geistige Unredlichkeit» warf er einem Reporter vor, der nach dem 0:3 gegen Villarreal von einem enttäuschenden Saisonfazit des italienischen Fußball-Rekordmeisters gesprochen hatte. «Basta! Finito… finito… finito», blaffte der Coach.

Drittes Achtelfinal-Aus in Folge

Dabei hatte der Journalist mit seinem als Frage formulierten Resümee freilich recht: In der Meisterschaft kämpft Juve längst nicht mehr um den Titel, sondern um Platz vier und damit nur noch um die Qualifikation für die Champions League. In der Königsklasse ereilte die «Alte Dame» das dritte Scheitern im Achtelfinale nacheinander. Nur im Pokal steht Turin im Halbfinale und hat noch die Chance auf den Erfolg. Für die erfolgsverwöhnten Norditaliener ist das natürlich viel zu wenig.

Eigentlich sieht sich Juventus in Europa in einer Liga mit den ganz Großen, den Liverpools, Manchesters, Bayerns oder Madrids. Wenn es um Revolte-Pläne und die Gründung einer Superliga geht, dann mischt der Verein von Clubchef Andrea Agnelli tatsächlich immer wieder ganz vorn mit. Sportlich aber ist Juve abgehängt. «In diesem Kader ist keine Qualität», meinte Ex-Profi Patrice Evra als Amazon-Experte.

Als mildernde Umstände des Scheitern können die verletzungsbedingten Abwesenheiten der Europameister Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci und Federico Chiesa angeführt werden. Offensiv-Ass Paulo Dybala wurde angeschlagen kurz vor Schluss eingewechselt, konnte die Pleite nach den Gegentoren von Gerard Moreno (78. Minute/Elfmeter), Pau Torres (85.) und Arnaut Danjuma (90.+2/Elfmeter) aber nicht verhindern.

Es fehlen «Wille und Durchschlagskraft»

Die Turiner hatten zwar den Großteil der Partie bestimmt und auch Torchancen, etwa bei einem Kopfball durch Alvaro Morata oder einem Lattentreffer von Neuzugang Dusan Vlahovic. Insgesamt aber fehlten der Willen und die Durchschlagskraft bei den Gastgebern. «Juve ist auf die Schnauze gefallen», titelte die «Gazzetta dello Sport».

«Das ist nicht der Fußball, wie ich ihn mir vorstelle, das war ein Rückschritt», analysierte Trainer-Altmeister Arrigo Sacchi in der «Gazzetta». Ihm fehlten «Ideen, Mut und Klasse». So sahen das auch die Juve-Tifosi, die ihr Team mit einem lauten Pfeifkonzert verabschiedet und noch vor Schlusspfiff das Stadion verlassen hatten.

«Wir können uns nur bei den Fans entschuldigen», schrieb Bonucci in den Sozialen Medien. «Jetzt müssen wir die Enttäuschung und den Frust in Wut umsetzen, mit der wir die verbleibenden Spiele angehen, um unsere noch verbliebenen Ziele zu erreichen.»

Allegri will ebenfalls eine Reaktion sehen – auch um seine Zukunft in Turin zu retten. Nach fünf Meistertiteln in Serie von 2015 bis 2019 sowie zwei Finaleinzügen in der Champions League sollte er Juve nach den missglückten Trainer-Phasen mit Maurizio Sarri und Andrea Pirlo eigentlich wieder nach oben hieven. Er will kämpfen und sagte den Kritikern: «Wartet noch, bevor ihr unsere Beerdigung plant.»

Von Manuel Schwarz, dpa
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