Der niederländische Rekordmeister Ajax Amsterdam hat sich nach nur vier Monaten mit sofortiger Wirkung von seinem deutschen Fußball-Direktor Sven Mislintat getrennt. Der 50-Jährige habe nicht mehr die volle Unterstützung im Verein, teilte der Club mit. Das Ende der Zusammenarbeit sei unabhängig von angekündigten Ermittlungen eines forensischen Buchhalters. Verschiedene Versuche, eine breitere Unterstützung für Mislintat wiederherzustellen, hätten nicht zum gewünschten Ergebnis geführt, erklärte Interimsdirektor Jan van Halst.
Am vergangenen Mittwoch war bekannt geworden, dass es einen möglichen Interessenkonflikt beim Wechsel des kroatischen Nationalspielers Borna Sosa von Mislintats ehemaligen Verein VfB Stuttgart zu Ajax geben könnte. Hintergrund ist Mislintats Beteiligung an dem Fußballdaten-Analyse-Unternehmen Matchmetrics. An dieser Firma ist seit Sommer auch die Spielerberatungsagentur AKA Global GmbH beteiligt, die den Wechsel von Sosa jüngst für eine Ablösesumme zwischen acht und zehn Millionen Euro vom VfB zu Ajax einfädelte.
Mislintat stand wegen Einkaufspolitik in der Kritik
In einer Stellungnahme hatte der niederländische Rekordmeister mitgeteilt, dass dem Verein die Beteiligung von AKA an Matchmetrics nicht bekannt gewesen sei und es eine unabhängige Untersuchung geben werde. «Da ein von Ajax verpflichteter Spieler diesen Sommer von AKA Global betreut wurde, prüft der Verein dies weiter und lässt sich dabei von externen Beratern unterstützen», hieß es. Mislintat habe gegenüber dem Club erklärt, dass er uneingeschränkt Kooperation leisten werde, einschließlich der Weitergabe aller relevanten Unterlagen.
Mislintat war seit 19. Mai Direktor für Fußball-Angelegenheiten von Ajax. Zuvor hatte er rund drei Jahre für den VfB gearbeitet. In dieser Zeit spielte auch Sosa für den VfB. Bei seinem Wechsel nach Amsterdam war Mislintats Beteiligung an Matchmetrics Gegenstand der Vertragsgespräche. Darüber wurde auch eine vertragliche Vereinbarung getroffen.
Mislintat stand in Amsterdam wegen seiner Einkaufspolitik ohnehin in der Kritik. Im Sommer kamen rund ein Dutzend Spieler für über 100 Millionen Euro zu Ajax, im Gegenzug nahm der Club durch Spielertransfers auch 150 Millionen Euro ein. Der Saisonstart misslang, mit fünf Punkten aus vier Spielen ist Ajax nur 14. der Ehrendivision.