Cristiano Ronaldo steht nach zwölf Jahren vor einer Rückkehr zu Manchester United. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Rickett/PA Wire/dpa)

Das Wort von Trainerlegende Sir Alex Ferguson hat bei Manchester United immer noch Gewicht, auch für ehemalige Spieler des englischen Fußball-Rekordmeisters.

Ein Anruf von Sir Alex bei Cristiano Ronaldo war dem Vernehmen nach der letzte Faktor, bevor sich der portugiesische Superstar für eine Rückkehr ins Old Trafford entschied. Das Comeback des 36-jährigen Ronaldo, der von 2003 bis 2009 mit den Red Devils Titel sammelte, versetzte die zuletzt nicht mehr ganz so erfolgsverwöhnten Fans in Euphorie.

Turbulenter Transfertag

«Guten Morgen. Nein, es war kein Traum», twitterte Manchester United und brachte damit die Gefühlslage nach einem turbulenten Transfertag auf den Punkt. Noch Freitagmittag hatten einige Anhänger mit dem Fußballidol gebrochen, weil sich die Gerüchte verdichteten, er würde zum verhassten Lokalrivalen Manchester City wechseln. Es kursierte sogar ein Video, in dem ein Fan sein rotes Ronaldo-Trikot verbrennt. Er sollte es bereuen. Denn kurze Zeit später verkündete Man United die Sensation: «Willkommen zuhause, Cristiano!»

Ronaldos Nationalmannschaftskollege Bruno Fernandes und ehemalige Mitspieler sollen dem fünfmaligen Weltfußballer in Textnachrichten ebenfalls gut zugeredet haben. United-Trainer Ole Gunnar Solskjaer, der vier Jahre im Old Trafford mit Ronaldo zusammenspielte, hatte auf einer Pressekonferenz eindeutige Signale gesendet. «Wenn er jemals wechseln will, weiß er, dass wir hier sind», so Solskjaer.

Nach Verkündung des Wechsels waren sich Medien weitestgehend einig: auch wenn CR7 schon 36 ist, sei Man United ein spektakulärer Coup gelungen. «Ronaldo befindet sich zwar im Herbst seiner Karriere, aber seine Zahlen belegen, dass er immer noch ein Spitzenspieler ist», schrieb die «Times». Seine Mission sei es, «United zurück auf den englischen Fußball-Gipfel zu bringen», meinte «The Athletic».

Ferguson, der sportliche Ziehvater

Bei seinem ersten Engagement im Old Trafford gewann Ronaldo unter Trainer Ferguson, der als sein sportlicher Ziehvater gilt, drei Meistertitel, die Champions League, die Clubweltmeisterschaft, den FA Cup und den Ligapokal. Ob sich die Erfolge früherer Tage wiederholen lassen? Bei einer Umfrage des britischen Senders Sky Sports News sagten 69 Prozent der Teilnehmer, United werde in dieser Saison die Premier League gewinnen. Da haben Chelsea, Liverpool und ganz sicher auch Titelverteidiger Man City allerdings ein Wörtchen mitzureden.

Apropos Man City. Dass man den von Ferguson mal als «laute Nachbarn» verspotteten Cityzens und ihrem verärgerten Coach Pep Guardiola den Wunschspieler vor der Nase weggeschnappt hat, dürfte die Red Devils besonders freuen. Wenn es stimmt. Mehrere Medien berichteten, United habe schon lange an der Rückkehr Ronaldos gearbeitet und seit Monaten Gespräche geführt. Die Glazers, die umstrittenen milliardenschweren Clubinhaber aus den USA, hätten Zahlungsbereitschaft signalisiert. Gut möglich, dass nicht alles so spontan ablief, wie es jetzt aussah.

Imagegewinn für Man United

So oder so. Wie wichtig es für Man United war, klarzustellen, dass der Kapitän des portugiesischen Nationalteams nicht zum Rivalen City wechseln wird, zeigt die ungewöhnliche Maßnahme, den Wechsel direkt nach der Einigung mit Juventus Turin anzukündigen. Bevor der Vertrag mit Ronaldo und seine Arbeitserlaubnis – die zweifellos nur Formsache ist – geklärt sind und er seinen Medizincheck absolviert hat.

Auch jenseits seiner sportlichen Qualitäten ist Ronaldos Rückkehr für den Rekordmeister ein Erfolg, nicht nur weil er für reißenden Absatz der neuen Trikots sorgen wird. In den letzten Jahren hatte Manchester United einiges von seiner Strahlkraft eingebüßt. Dass dem Club nun – nach den Verpflichtungen des England-Stars Jadon Sancho von Borussia Dortmund und des französischen Weltmeisters Raphaël Varane von Real Madrid – der Transferkracher des Premier-League-Sommers gelingt, ist ein enormer Imagegewinn, und zwar weit über England hinaus.

Von Philip Dethlefs, dpa
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