Spaniens Jung-Talent Lamine Yamal machte gegen Kroatien ein starkes Spiel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sören Stache/dpa)

Am Sonntag konnte sich Lamine Yamal wieder den normalen Pflichten eines 16-Jährigen widmen. Im Teamquartier in Donaueschingen büffelt der spanische Fußball-Teenie auch während der EM für die Schule und schickt Hausaufgaben an seine Lehrer.

«Ich habe Online-Unterricht und es läuft gut. Ich hoffe, der Lehrer lässt mich nicht durchfallen», sagte der Zehntklässler, der den mittleren Schulabschluss macht, dem Portal «AS».

Seine Reifeprüfung auf dem Platz hatte der Jungstar am Samstag mit Bravour bestanden. Ein eigener Treffer sprang beim unerwartet deutlichen 3:0-Auftaktsieg gegen Geheimfavorit Kroatien zwar nicht heraus. Mit seiner präzisen Torvorlage auf Dani Carvajal und sehenswerten Dribblings sorgte Yamal dennoch für einen guten Notendurchschnitt im Zwischenzeugnis. «Die Zukunft ist jetzt», postete der Schüler anschließend auf Instagram mit einem Bild von ihm und Pedri und machte den spanischen Fans Hoffnung auf mehr.

«Yamal beeindruckt jeden»

Mit 16 Jahren und 338 Tagen krönte sich der Youngster zum jüngsten Fußballer der EM-Historie. «Es ist ein Traum, mit 16 Jahren die EM zu spielen», berichtete Yamal ungläubig. Lediglich die Zahnspange erinnert an sein junges Alter. «Baby an Bord», schrieb die «Marca» über den Flügelflitzer und bezeichnete seine Torvorlage als «pures Gold».

Spanien feiert seinen Rekord-Teenie, der Luka Modrić zum Nebendarsteller degradierte. Dabei war Yamal noch nicht einmal geboren, als Kroatiens Legende 2006 sein Debüt für sein Heimatland gab.

«Wir müssen jetzt aber nicht so viel über einen Spieler sprechen», forderte Nationalcoach Luis de la Fuente und versuchte so, die Euphorie um seinen Schützling zumindest etwas zu bremsen. Schließlich kam aber auch der 62-Jährige nicht am Yamal-Hype vorbei. «Yamal beeindruckt jeden», lobte de la Fuente.

Mit sieben Jahren kam Yamal von seinem Heimatclub CF La Torreta in die Kaderschmiede La Masia des FC Barcelona. Dort durchlief er die Altersklassen schneller als jeder andere Spieler seiner Generation, wie der spanische Vizemeister auf seiner Homepage schreibt. Mit 15 Jahren debütierte er in der ersten spanischen Liga und im vergangenen Jahr war der Youngster beim 7:1 gegen Georgien mit 16 Jahren und 57 Tagen zum jüngsten Debütanten und Torschützen in der spanischen Nationalmannschaft aufgestiegen. Seine großen Vorbilder? Na klar, Lionel Messi. Und von Neymar habe er sich einiges abgeschaut. «Mit der Zeit wird er ein wundervoller Fußballer werden», kündigte de la Fuente verheißungsvoll an.

Favorit gegen Italien

Spaniens Auftritt am Samstagabend in Berlin hatte ebenfalls die Beschreibung «wundervoll» verdient. Mit spielerischer Klasse und gnadenloser Effektivität untermauerte die Furia Roja ihre Titelambitionen. «Aber wir müssen die Füße auf den Boden behalten», forderte der Trainer vor dem nächsten Spiel in der Hammergruppe B. «In fünf Tagen haben wir wieder ein sehr wichtiges Spiel gegen Italien. Unser Ziel ist noch weit weg.» Italien hatte sich zum Auftakt nur mit Mühe 2:1 gegen Außenseiter Albanien durchgesetzt.

Spaniens großes Ziel ist der vierte EM-Titel. Und während viele Experten vor dem Turnier noch über die Erfolgsaussichten dieser Mission rätselten, sind viele Zweifler nun verstummt. «Ich weiß nicht, ob wir der Favorit sind», sagte der Mann des Spiels, Fabián Ruiz, kleinlaut. Der auffällige Mittelfeldspieler von Paris Saint-Germain hatte nach Álvaro Moratas Führungstor zum zwischenzeitlichen 2:0 erhöht. Morata ist mit sieben Toren nun drittbester Torschütze der EM-Historie – gemeinsam mit dem Engländer Alan Shearer und dem Franzosen Antoine Griezmann.

Tiki-Taka war gestern

Es war Spaniens neuer Fußball-Stil, der Kroatien verzweifeln ließ. Weg vom Tiki-Taka-Fußball. Hin zum ergebnisorientierten Spiel. Dass die Kroaten sogar mehr Ballbesitz hatten und auch mehr Pässe spielten, ging unter. Zu keiner Zeit wirkte der WM-Dritte von der Adria überlegen. Spanien hat gelernt, sein Spiel zu modifizieren. Und genau das ist die Gefahr für die Konkurrenz. «In dieser Vielfalt liegt unsere Kraft», beschrieb de la Fuente die Stärke der Mannschaft.

Die ohnehin schon hohe Erwartungshaltung im Land ist nach dem Auftaktspiel weiter gestiegen. Yamal würde jedenfalls gerne seinen 17. Geburtstag in Deutschland feiern – einen Tag vor dem Finale am 14. Juli.

Von Jordan Raza, Jörg Soldwisch, David Langenbein und Ulrike John, dpa
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