Beim Blick auf die Tabelle musste Havard Nielsen nach seinem historischen Tor für die SpVgg Greuther Fürth immer noch ein trostloses Bild ertragen.
Aber der Punktestand war nach dem 1:0 (0:0) gegen den 1. FC Union Berlin beim abgehängten Tabellenletzten nicht das Topthema, sondern vielmehr die erlösende Erkenntnis, auch mal ein Spiel in der Fußball-Bundesliga gewinnen zu können.
Insofern war der allererste Heimsieg im 24. Erstliga-Heimspiel vor allem Balsam für die Seelen aller Fürther, von den Spielern um Matchwinner Nielsen über Trainer Stefan Leitl bis hin zu allen Vereinsmitarbeitern und den wegen Corona ausgesperrten Fans.
Wichtiges Erfolgserlebnis
«Es fühlt sich extrem gut an. Wir sind alle brutal froh. Das war eine schwere Phase für uns», sagte Nielsen zur langen Wartezeit auf dieses Erfolgserlebnis. «Wir sind alle Sportler, und ein Sieg ist durch nichts zu ersetzen», sagte Leitl. In den 14 Partien zuvor hatte es für den Aufsteiger gerade zu einem Unentschieden gereicht, zuletzt gab es sogar richtig Prügel: Drei Niederlagen mit 17 Gegentoren.
Leitl äußerte aber auch im Glücksgefühl des Erfolges ein «Ja, aber». Es sei natürlich ein «historischer Tag», bemerkte der leidgeprüfte, aber stets Haltung zeigende Coach: «Aber wir haben den 15. Spieltag und vier Punkte – deshalb verfalle ich jetzt nicht in Ekstase.»
Fürth mit Kraftakt
Nach der Gegentorflut in den Wochen zuvor wählte Leitl mit seinem Team gegen Union Berlin einen neuen Ansatz. Der hieß «defensive Kompaktheit». Zweikämpfe annehmen, Bälle weghauen – und Rennen ohne Ende. «Ich bin komplett platt», bekannte Nielsen nach dem Kraftakt.
Der Aufsteiger spielte im modifizierten Stil erstmals zu Null, weil Unions Angreifer nicht effizient waren und zudem der ins Fürther Tor zurückgekehrte Sascha Burchert voll da war. Er hielt den Sieg fest. «Wir haben so gespielt, wie wir spielen müssen, um zu punkten», kommentierte Burchert. Nicht schön, aber dafür erfolgreich.
Beim geschichtsträchtigen Kleeblatt-Moment fehlten nur die Fans auf den Rängen des Ronhofs. Schon den Aufstieg hatten Nielsen und Co. am letzten Zweitliga-Spieltag im vergangenen Mai in einem Geisterspiel perfekt gemacht. Leitls Weihnachtswunsch war daher verständlich: «Die Zuschauer und Fans gehören in die Stadien. Und ich hoffe, dass das in Bayern auch bald wieder möglich ist.»