Die Spieler des FC Barcelona feiern nach dem Gewinn der Meisterschaft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP/dpa)

Nach der Flucht in die Kabine vor den aufgebrachten Espanyol-Fans konnte die Meister-Fiesta des FC Barcelona so richtig losgehen.

Präsident Joan Laporta gab nach dem 4:2 beim Ortsrivalen am Sonntagabend klitschnass die Stimmungskanone in der Kabine. Im Bus auf der kurzen Rückfahrt sangen die Spieler, die zuvor noch vom Platzsturm der gegnerischen Anhänger erschreckt worden waren. Auf den Straßen bejubelten Tausende Barça-Fans den 27. Meistertitel der hoch verschuldeten Katalanen schon vier Spieltage vor Schluss. «Eine Leistung für die Ewigkeit», schrieb das spanische Sportblatt «Mundo deportivo». 

Mit ein bisschen Messi

Die Krönung aus Sicht vieler Barça-Begeisterter könnte dabei erst noch kommen.

«Wir versuchen alles Mögliche, um Messi nach Barcelona zurückzuholen», zitierten spanische Medien Laporta. Lionel Messi hatte am Samstag bei seinem Comeback nach Suspendierung wieder Pfiffe im Stadion seines Noch-Arbeitgebers Paris Saint-Germain ertragen müssen. 2019 war Messi beim 26. Meistertitel für Barcelona noch dabei gewesen, 2021 beim 31. und bis dato letzten Pokalsieg auch. 

Und irgendwie war er auch nach dem Meisterstück unter Trainer Xavi Hernandez ziemlich präsent.

«Messi ’schleicht sich‘ in die Umkleidekabine von Barça», schrieb «Mundo deportivo», nachdem der Name des 35 Jahre alten argentinischen Weltmeisters auch in der Kabine gefallen war: Barcelonas uruguayischer Abwehrspieler Ronald Araujo hatte ihn angeblich während eines Tik-Tok-Videos erwähnt. 

Auf den Straßen stimmten sie immer wieder die langgestreckten «Messi, Messi, Messi»-Rufe an. Ob eine Rückkehr möglich wird, hängt vom Finanzierungsplan ab. 

Der Club hatte sich Messi vor zwei Jahren nicht mehr leisten können, zu massiv waren die Schulden. Unter Tränen verabschiedete sich Messi damals, Rückkehr nicht ausgeschlossen. Soll es nun klappen, müssen die Gehälter gesenkt und Spieler abgegeben werden. Gerade erst kündigte Vereinslegende Sergio Busquets sein Ende beim FC Barcelona an – manch einer wertete dies als weiteres Indiz für ein Messi-Comeback im Camp Nou. 

Ter Stegen als Symbol für die Mannschaft

Dieser jüngste Meistertitel ist aber einer ohne Messi, der erste übrigens ohne den Superstar seit 1999 – die zehn nachfolgenden fallen in seine Ära. «Die Mannschaft hat den Verein auch ohne Leo Messi getragen», schrieb «El País» und kürte einen Deutschen zum großen Campeón unter den Campeónes. «Barça hat den Titel geholt, ja. Aber wenn diese Liga einen Gewinner hat, dann ist es Marc-André (ter Stegen). Der Torwart wurde zum Symbol einer Mannschaft, die im Camp Nou eine noch nie da gewesene Mauer errichtete.» 

Und auch «As» meinte: «Der Erfolg von Barça ist der soliden Verteidigung der Mannschaft von Xavi geschuldet, zu der besonders der deutsche Torwart enorm beigetragen hat.» Seit Sommer 2014 spielt der mittlerweile 31-Jährige nun schon beim FC Barcelona. In dieser Saison scheint er in der Primera Division kaum zu überwinden. Gerade mal 13 Gegentore kassierten die Katalanen an 34 Spieltagen. «As» gab dem deutschen Nationaltorwart in einer Huldigung das Prädikat «unangefochtener Anführer». 

Ein weiterer entscheidender Faktor ist Xavi Hernandez. «Er kennt nicht nur den Fußball, sondern auch den Club und den Stil», sagte Laporta über den hochdekorierten Ex-Profi des Clubs. Dass der Titel vier Spieltage vor Schluss vergeben wurde, spricht für den Coach, der den Posten im November 2021 übernommen hatte. Nach den Toren des ehemaligen Bundesliga-Stars Robert Lewandowski (11. Minute/40.), von Außenverteidiger Alejandro Balde (20.) und Jules Koundé (53.) zum Sieg gegen Espanyol liegt Erzrivale Real Madrid uneinholbare 14 Punkte zurück auf Platz zwei. 

Frühes Aus in Europa und im Pokal

Allerdings war die Saison des FC Barcelona neben den Negativ-Schlagzeilen um den angeblichen Skandal um Schiedsrichter-Beeinflussungen auch von sportlichen Tiefschlägen geprägt. In der Champions League schieden die Katalanen in der Gruppenphase aus, in der Europa League ging es nach der Zwischenrunde schon nicht mehr weiter. 

Im spanischen Pokal setzte sich Real im Halbfinale durch. Doch zählte das im Rausch des Titel-Triumphes nicht. Zusammen mit der Frauenmannschaft, die ebenfalls die Meisterschaft gewann, sollte die Party Montagabend mit einem Bus-Korso durch Barcelona weitergehen.

Jens Marx, Jan-Uwe Ronneburger und Nils Bastek, dpa
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