Die Spieler von Bayern München und von Bayer Leverkusen diskutieren mit Schiedsrichter Daniel Siebert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Der ausgewechselte Thomas Müller stapfte nach seiner Eigentor-Premiere nach dem Schlusspfiff eingepackt in eine warme Jacke missmutig über den Arena-Rasen. Sein Comeback nach der zweiten Corona-Infektion hatte sich der Bayern-Kapitän anders vorgestellt.

Das erste Eigentor des 32 Jahre alten Fußball-Nationalspielers im 407. Bundesligaspiel kostete die Münchner beim 1:1 (1:1) im Topspiel gegen Bayer Leverkusen zwei Punkte und damit auch eine erfolgreiche Generalprobe vor dem Champions-League-Spiel gegen RB Salzburg. «Ich glaube nicht, dass Thomas mega niedergeschlagen ist», beruhigte Coach Julian Nagelsmann: «So eine Aktion passiert auch den Besten.»

Vermeidbares Eigentor

Müller lenkte am Samstag eine Freistoßflanke von Kerem Demirbay in der 36. Minute ins eigene Tor. «Das Tor war vemeidbar», urteilte Nagelsmann. Die Kommunikation zwischen dem fangbereiten Torwart Sven Ulreich und Müller klappte in der Szene nicht. Zuvor hatte Niklas Süle den Tabellenführer vor 25.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena mit seinem ersten Saisontor in Führung gebracht (18.).

«Wir haben eine der besten 30 Minuten der Saison gespielt», sagte Süle im TV-Sender Sky zur Münchner Startphase und hielt fest: «Nach dem unglücklichen 1:1 sind wir ein bisschen zusammengefallen.» Die größte Chance zum Sieg vergab nach der Pause Marcel Sabitzer. Kurz nach seiner Einwechslung tauchte der Österreicher – freigespielt von Jamal Musiala – vor Torwart Lukas Hradecky auf und schoss diesen an (62.). «Wir haben solidarisch gekämpft, waren sehr leidensfähig», resümierte Leverkusens Coach Gerardo Seoane nach dem gerechten Remis. «Das Tor hat uns einen Push gegeben. Durch den Freistoß haben wir Energie bekommen», kommentierte Bayers Freistoßschütze Demirbay.

Sané wieder auf der Bank

Sportvorstand Hasan Salihamidzic fehlte nach einem positiven Corona-Schnelltest im Stadion auf der Bayern-Bank, auf der auch Leroy Sané Platz nehmen musste. Der Nationalspieler bekam von Trainer Julian Nagelsmann wie bei seinem Siegtor vor einer Woche beim 1:0 in Frankfurt wieder die Joker-Rolle zugeordnet. Sané kam nach einer Stunde ins Spiel – zum Matchwinner wurde er aber diesmal nicht.

Nagelsmann verstärkte gegen die offensivstarken Leverkusener die Abwehr, setzte gegen die gefährlichen Moussa Diaby und Florian Wirtz auf eine Viererkette mit Omar Richards als Ersatz für den gesperrten Lucas Hernández. Aus einer guten Spielkontrolle erarbeiteten sich die Bayern Chancen. Nach einer Ecke von Joshua Kimmich herrschte Chaos in der Bayer-Abwehr, das Süle mit seinem Volleyschuss bestrafte.

Süle gibt alles

«Ich werde bis zum letzten Tag alles geben für den Club», versprach der 26-Jährige, der im Sommer ablösefrei zu Borussia Dortmund wechselt. Anerkennende Worte für Abwehr-Turm Süle hatte es vor dem Anpfiff von Bayern-Boss Oliver Kahn gegeben: «Ich finde das eine professionelle Einstellung, die Niklas an den Tag legt. Er wirft hier noch mal alles rein.» Süle will sich mit Titeln verabschieden.

Die Bayern hatten anfangs alles im Griff, bis sie sich selbst aus der Siegspur beförderten. In Demirbays Freistoßflanke sprang Müller und lenkte den Ball mit dem Fuß vor dem fangbereiten Torwart Ulreich ins eigene Tor. Das 1:1 führte zu einem Bruch im Spiel. Dayot Upamecano hatte mal wieder einen seiner zu häufigen Aussetzer: Der Münchner Verteidiger spielte schlampig zurück zu Ulreich. Amine Adli spritzte dazwischen, umkurvte Ulreich – und schoss an den Pfosten (42.).

Kurz darauf verhinderte Ulreich mit einer Rettungstat gegen Charles Aránguiz das 1:2. Auch nach dem Seitenwechsel boten die Bayern Angriffsflächen. Nach vorne waren sie bemüht, fanden aber offensiv kaum Lösungen. Zudem hielt Hradecky den Punkt für Leverkusen gegen Musiala (47.) und vor allem Sabitzer fest. «Der Punch hat so ein bisschen gefehlt», resümierte Nagelsmann ein wenig enttäuscht.

Von Klaus Bergmann, dpa
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