Als das Gespräch auf eine Rückkehr von Hansi Flick zum FC Bayern kam, lachte Thomas Müller auf. «Jetzt fragt endlich mal einer, dass wir mal vorwärtskommen», sagte der nach dem 2:0 gegen den VfL Wolfsburg vergnügte Münchner Vizekapitän. «Kein Kommentar – warten wir es einfach ab.» Ein Comeback von Sextuple-Gewinner Flick an der Säbener Straße ist eine weitere spannende Wendung der zähen Trainersuche beim entthronten deutschen Serienmeister.
Dem 59-Jährigen, der auch bei den Spekulationen rund um Xabi Alonso, Julian Nagelsmann, Ralf Rangnick oder Oliver Glasner immer wieder mal als Kandidat im erweiterten Kreis gehandelt worden war, würde eine Rückkehr an seine triumphale Trainerstation dem Vernehmen nach gefallen. Bei aller schöner Nostalgie gibt es aber auch Vorbehalte, nachdem Flick mit der Fußball-Nationalmannschaft um einen großen Bayern-Block bei der WM in Katar krachend gescheitert war.
Flick ja, Flick nein?
«Ich werde keinen einzigen Namen kommentieren, bis wir wirklich die Tinte trocken haben und der Trainer unterschrieben hat», sagte Sportvorstand Max Eberl. Auch bei Flick blieb er «standhaft». Einige spekulieren über Gespräche mit Flick, andere berichten, dass er sehr wahrscheinlich nicht neuer Bayern-Trainer wird.
Müller amüsiert’s. «Ihr tappt ja so ein bisschen im Dunklen hab‘ ich den Eindruck», sagte der 34-Jährige. «Wir können es ja nicht beeinflussen. Deswegen warte ich darauf, bis ich Informationen bekomme, wer der nächste Kandidat sein kann.» Weiter auf der Liste soll auch Roberto De Zerbi von Brighton & Hove Albion trotz seines Bekenntnisses zu seinem aktuellen Arbeitgeber stehen. «Das ist Aufgabe des Managements und wir nehmen dann, was kommt», gab sich Leon Goretzka in der langwierigen Suche zurückhaltend.
Eberl: Suchen weiter den Richtigen
«Jetzt sind wir Mitte Mai und das ärgert uns natürlich auch, dass es noch nicht funktioniert hat», sagte Eberl. «Ich kann es nicht ändern und meine Suche nicht aufhören. Wir versuchen weiter, den richtigen Kandidaten zu finden, um dann die Sommervorbereitung und die Kaderplanung vorzubereiten und dann gestärkt in die neue Saison zu starten.» Rund eine Handvoll frischer Kräfte soll her – allerdings müsste dafür auch der eine oder andere hochbezahlte Star trotz laufenden Vertrages gehen.
Nicht mehr dabei sind künftig Ersatzstürmer Eric Maxim Choupo-Moting (35) und Dauerreservist Bouna Sarr (32), die am Sonntag vor dem Anpfiff offiziell verabschiedet wurden. Anders als Trainer Thomas Tuchel. Für den scheidenden Coach gab’s keine Blumen. Auch auf die Ehrenrunde seiner Stars mit den Kindern zum Ende des von Müller als «schönen Family & Friends Day» bezeichneten Tages verzichtete der 50-Jährige.
Tuchel witzelt über «Abschiedsspiel»
«Bitte da nichts reininterpretieren, wenn ich nicht in der Kurve war. Die Fans kommen ja nicht für den Trainer. Nein, ich bin nicht gerne da im Mittelpunkt. Das ist für die Mannschaft», erklärte Tuchel. Als er gefragt wurde, wann er den vom Stadionsprecher angekündigten «gebührenden» Abschied bekommen könnte, lächelte er erwartungsvoll – und witzelte. «Abschiedsspiel noch irgendwann.» Weniger launig fiel seine Bayern-Bilanz aus. «Ich bin hier angetreten, um so viele Titel wie möglich mit der Mannschaft und dem Club zu holen – das ist uns nicht gelungen», sagte Tuchel. Meister in der Saison 2022/23 – das war’s in der im März 2023 begonnenen Amtszeit.
Eberl mochte auf Spekulationen um eine Weiterbeschäftigung von Tuchel nicht eingehen. Die Vereinbarung, dass Tuchel den Verein im Sommer verlasse, sei bei seinem Amtsantritt im März bereits geschlossen gewesen, sagte der 50-Jährige. «Es wurde in der Zeit dann auch noch mal bestätigt von beiden Seiten, dass es so ist und dementsprechend gibt es nichts anderes zu sagen.»
Eberl: Das macht es nicht einfacher
Klarer positionierte sich der seit März als Sportvorstand arbeitende Eberl bei den vielen Nebengeräuschen der Suche. Immer wieder sickerten Informationen durch oder es gab öffentliche Stellungnahmen. «Es wird ja sehr, sehr viel begleitet, nicht nur von den Medien, sondern auch von Protagonisten selber», sagte Eberl. «Normalerweise spricht man hinter verschlossenen Türen, man einigt sich oder man einigt sich nicht und dann geht man auseinander. Das macht es alles nicht leichter.»