Zweieinhalb Monate nach dem verlorenen Finale von Wembley sind die deutschen Vize-Europameisterinnen des VfL Wolfsburg und FC Bayern München wieder auf internationaler Bühne gefordert.
Alexandra Popp, Lena Oberdorf, Lea Schüller, Lina Magull und Co. stürzen sich von dieser Woche an in die Gruppenphase der Champions League. Wolfsburgs Sportlicher Leiter Ralf Kellermann, der die VfL-Frauen 2013 und 2014 als Trainer zum Triumph in der Königsklasse geführt hatte, sieht beide Teams als «absolut konkurrenzfähig. Beide Mannschaften können sich berechtigte Hoffnungen machen, dass sie sehr, sehr weit kommen», sagt der 54-Jährige.
Spätestens ab dem Viertelfinale, das die beiden Gruppenersten jeweils erreichen, seien alle Teilnehmer auf Augenhöhe, so Kellermann. Der deutsche Meister aus Wolfsburg bestreitet sein Auftaktspiel am Donnerstag (18.45 Uhr/DAZN) gegen die Österreicherinnen von SKN St. Pölten. Weitere Gegner sind AS Rom und Slavia Prag. Der FC Bayern, der den Weg über die zweite Qualifikationsrunde und gegen Real Sociedad San Sebastián gehen musste, trifft am Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) auf den FC Rosengard aus Schweden.
Die Partie der in der Champions League noch titellosen Münchnerinnen gegen den diesjährigen Finalisten FC Barcelona findet am 7. Dezember in der Allianz Arena statt. Außerdem trifft das Team um Torjägerin Schüller und Kapitänin Magull noch auf Benfica Lissabon. «Natürlich haben wir mit Barcelona den wahrscheinlich schwersten Gegner bekommen, aber wir haben schon einmal gegen sie gespielt und wissen, was möglich ist. Daher nehmen wir das sehr selbstbewusst an», sagt Bayern-Coach Alexander Straus.
Topspiel in der Bundesliga
Sowohl für Wolfsburg als auch für den FC Bayern ist es eine ganz besondere Woche: Am Sonntag (14.00 Uhr/MagentaSport) treffen die beiden Titelkandidaten auch noch in der Bundesliga direkt aufeinander – in der 30.000 Fans fassenden Volkswagen Arena, wo normalerweise die Männer des VfL spielen. In der Königsklasse ziehen die Wolfsburgerinnen um DFB-Kapitänin Popp frühestens im Viertelfinale ins große Stadion.
«Wir gehen in die Gruppenphase als Favorit. Das muss auch unser Ziel sein: Die Gruppe zu gewinnen», sagt Kellermann. Titelkandidaten fallen ihm neben den deutschen Teams viele ein: natürlich Olympique Lyon als diesjähriger Gewinner. «Bei Barcelona muss man schauen, ob da die Verletzten auch wieder kommen. Chelsea wurde letztes Jahr deutlich unter Wert geschlagen, Paris Saint-Germain muss man immer auf der Rechnung haben.»
EM-Schwung mitnehmen
Die UEFA-Abteilungsleiterin und frühere Weltfußballerin Nadine Keßler rechnet nach der EM im Juli in England mit weiteren Impulsen für den Frauenfußball durch den einzigen europäischen Club-Wettbewerb. «Der Erfolg der Champions League letztes Jahr hat seinen Teil zum Erfolg der Euro beigetragen, und jetzt erhoffen wir uns den gleichen Effekt umgekehrt», sagte die Spitzenfunktionärin der Deutschen Presse-Agentur.
Die Champions League habe schon in der vergangenen Saison Massen bewegt, so die 34-Jährige, «und das wird sie diese Saison wieder machen – hoffentlich noch ein bisschen mehr». Im April hatte es beim 5:1-Sieg des FC Barcelona gegen Wolfsburg einen Zuschauer-Weltrekord für Frauenspiele gegeben: 91.648 kamen in den Camp Nou. Bei der EM vermeldete die Europäische Fußball-Union Besucherbestmarken und TV-Rekordquoten.
Ob die Vereine nun öfter in große Stadien umziehen, sieht Keßler als deren individuelle Entscheidung: «Aber natürlich ermutigen wir alle Clubs, sich auch mehr und mehr in größere Stadien zu trauen und genau das werden wir auch in dieser Saison wieder sehen. Wir brauchen schlichtweg mehr solcher Highlight-Momente, volle Zuschauerränge und Top-Stadien, die die Bedeutung des Frauenfußballs unterstreichen.»