Sichtbare Spuren hinterließ das Eigentor-Spektakel bei Bayer Leverkusens Coach Gerardo Seoane nicht. Ganz ruhig und überlegt äußerte sich der Schweizer auf der Pressekonferenz zu der Aussetzer-Show beim FC Augsburg.
Seoanes hochbegabte Frühstarter legten auch dank des 4:1 (2:1) einen Spitzenstart in der Fußball-Bundesliga hin. Sieben Punkte nach drei Spieltagen – nur 2003/04 und 2013/14 ging Bayer sogar mit drei Siegen ab.
«Kompliment an meine Mannschaft für den Spirit, den sie an den Tag gelegt hat», lobte der im Sommer von den Young Boys aus Bern gekommene Seoane nüchtern und blickte aufgrund der irren Treffer auf eine «kuriose erste Halbzeit» zurück.
Ein Eigentor-Doppelschlag durch Iago in der 3. Minute und Florian Niederlechner (14.) bescherte den spielerisch bestimmenden Leverkusenern eine komfortable Führung. Damit hat Bayer in der Anfangsviertelstunde schon fünf Treffer erzielt.
Nach einem Luftloch-Aussetzer von Mitchel Bakker, der vor 10.582 Zuschauern seinen eigenen Torwart Lukas Hradecky irritierte, gelang Niederlechner (30.) der erste Augsburger Treffer der Saison.
Demirbay lobt «Mentalität und Energie»
«Ein Entwicklungsziel ist, in schwierigen Zeiten solidarisch zu verteidigen», bemerkte Seoane. Genau das taten Offensivperlen wie Moussa Diaby und Patrik Schick auch, weshalb Bayer eine träge Anfangsphase nach der Pause auch überstand. Schick (75.) und Joker Florian Wirtz (81.) erhöhten dann sogar noch.
«Ich bin sehr zufrieden mit der Mannschaft», äußerte Spielmacher Kerem Demirbay, der «Mentalität und Energie» seiner Mannschaft lobte. «Ich bin auf jeden Einzelnen stolz – auch auf die Spieler, die am Ende in die Partie hineinkommen. Wir sind eine Einheit, da bildet sich etwas heraus.»
Demirbay zufolge ist das auch ein Verdienst von Seoane. «Wir sind variabel», konstatierte der zweimalige Nationalspieler. «Er übergibt der Mannschaft sehr, sehr viel Vertrauen, dass wir eigenständig entscheiden, ob wir vorne attackieren oder auch mal tief stehen.»
Wertvoller Wirtz
Ein Riesenvorteil ist natürlich auch, wenn man einen Nationalspieler wie Florian Wirtz noch in der Schlussphase bringen kann. Schicks Tor bereitete der 18-Jährige vor, dann traf er selbst.
«Bei Florian sind wir froh, dass er gesund ist, das es sich gelohnt hat, ihn zehn Tage rauszunehmen», sagte Seoane über den von Adduktorenproblemen beeinträchtigten Youngster, der «ein bisschen der Form nachhinkt.» Das dürfte sich bald ändern.
«Das Selbstvertrauen kommt auch über den gesunden Körper, den er wieder hat», sagte Seoane. Schmerzfrei werde Wirtz schnell wieder «ein sehr wertvoller Spieler nicht nur für uns, sondern auch für die Nationalmannschaft.» Wirtz steht in Hansi Flicks erstem DFB-Kader, Demirbay nicht. Dabei würde der 28-Jährige «gerne direkt am Dienstag oder Mittwoch weiterspielen.» Demirbay muss warten. Erst am 11. September gastiert Borussia Dortmund in Leverkusen.