Spielem um den Pokal: Leipzig-Coach Marco Rose (l) und Eintracht-Trainer Oliver Glasner. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Oliver Glasner schaute kurz zu Marco Rose und landete in der Aufwärmhalle des Berliner Olympiastadions mit trockenem Humor den ersten Wirkungstreffer.

«Wir sind beide ziemlich grau geworden, habe ich jetzt rechts gesehen», sagte der Trainer von Eintracht Frankfurt mit Blick auf das erste Treffen mit seinem Kollegen von RB Leipzig vor gut zehn Jahren. Am Samstag (20.00 Uhr/ZDF und Sky) möchte im DFB-Pokalfinale natürlich keiner der beiden alt aussehen, mit einem Triumph im letzten Spiel der Saison soll es in die Sommerpause gehen.

Rose zu spät – Berliner Stadtverkehr

Bei Rose, der zudem grinsend auf seine deutlich lichter gewordene Haarpracht hinwies, hakte es 28 Stunden vor dem Highlight-Spiel nur im Berliner Verkehr. Der 46 Jahre alte RB-Trainer erschien leicht verspätet zum gemeinsamen Fotoshooting mit dem 48-jährigen Glasner und Pokal im Bauch von Deutschlands Finalstadion. «Wir sind hier, um das Ding zu gewinnen. Die Frage nach dem Favoriten stellt sich nicht, weil man an einem bestimmten Tag jeden auf der Welt schlagen kann», sagte Rose. Sein Kapitän Willi Orban sah die Leipziger Final-Erfahrung als Vorteil an: «Wir sind im fünften Jahr das vierte Mal im Finale. Es ist fast ein bisschen wie nach Hause kommen.»

Dass die Eintracht-Mannschaft auch Finale kann, hat sie im vergangenen Jahr in der Europa League gezeigt. Ob nun Glasners Abschied triumphal wird, entscheidet sich am Samstagabend vor 74 322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion. In Erinnerung bleiben wird der bisweilen impulsive Österreicher auf jeden Fall als einer der erfolgreichsten Trainer der Eintracht seit der Jahrtausendwende. Lief es in der Liga nicht immer nach Wunsch, ging die Mannschaft im Europapokal oft über ihre Grenzen. Nach dem Triumph in der Europa League stieß man bei der Premiere in der Champions League gleich bis ins Achtelfinale vor.

Dino Toppmöller möglicher neuer Frankfurt-Coach

Die Nachfolgersuche liegt nun in den Händen von Markus Krösche. Die Wunschlösung soll Dino Toppmöller sein, doch Namen wollte sich der Sportchef nicht entlocken lassen. Dies mache keinen Sinn, sagte Krösche auf einer Veranstaltung der «Bild». Der Fokus liege auf dem Endspiel. «Danach werden wir es entscheiden und auch kundtun. Nach dem Finale geht es mit der Zukunft weiter», sagte Krösche.

Dass der fachlich sehr geschätzte 42-Jährige trotz einer freien Stelle bei Bayern München in Frankfurt bleibt, gilt Stand jetzt als gesichert. «Der Fokus liegt auf Frankfurt. Es gab keinen Kontakt», sagte der frühere Leipziger vor dem Duell mit seinem Ex-Club. Eine ähnliche Aussage traf auch sein RB-Nachfolger Max Eberl nach einer Woche des Schweigens: «Ich wüsste heute nicht, warum ich meinen Vertrag in Leipzig nicht erfüllen sollte.»

Den Abstecher nach Berlin nutzte Eberl zudem, um die neue Frau an seiner Seite der Öffentlichkeit zu zeigen. Natascha Fruscella ist TV-Moderatorin, die 49-Jährige residiert in München. Es gebe aber Fakten, «dass ich in Leipzig einen Vertrag habe, dass ich eine Transferperiode plane, dass ich wie gestern Verlängerungen plane», betonte Eberl. Und das seien «die Fakten, an denen ich mich festhalte».

50.000 Eintracht-Anhänger erwartet

In Frankfurt hält man sich gern an der Tradition fest – vor allem von Fan-Seite. Dort sieht man das Spiel gegen Leipzig natürlich als Duell der Gegensätze. Hier der 1899 gegründete fünfmalige Pokalsieger, dort das ungeliebte Projekt aus einem Leipziger Vorort, wo der erste Titel im vergangenen Jahr in Berlin gefeiert wurde. In der Hauptstadt werden um die 50.000 Eintracht-Anhänger erwartet. Auf dem Fanfest auf dem Breitscheidplatz will der selten um Getöse verlegene Präsident Peter Fischer die Massen mit einer Rede in Stimmung bringen.

Auf der Chefebene hielt man sich ansonsten zurück. Schnell verständigte man sich darauf, dass es keinen gemeinsamen Fanschal geben werde und das Duell der Systeme nicht ausgerufen werden soll. Ansagen gibt es trotzdem, für Eintracht-Boss Axel Hellmann ist der Ausgang klar: «Das wird ein Frankfurter Wochenende. Deswegen wird es eine Frankfurter Botschaft geben, es wird ein Frankfurter Finale geben, und am Ende wird es einen Frankfurter Pokalsieg geben.» Schon am Freitagabend kamen rund 1000 geladene Gäste in einer ehemaligen Fabrikhalle zusammen. Der Verein hatte zu ähnlichen Events auch im Vorjahr in Barcelona und Sevilla geladen.

Tom Bachmann, Patrick Reichardt und Jana Glose, dpa
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