Die Bilder unterschieden sich nur in Nuancen. Gleiches Stadion, gleiches Ergebnis, gleicher Torschütze, etwas kleineres gelbes Trikot- und Fahnenmeer.
Leipzigs Starspieler Emil Forsberg, der wieder einmal ein ganz wichtiges Turnierspiel in St. Petersburg entschieden hat, ist für die pragmatisch-defensiven Schweden der Erfolgsgarant bei den großen Turnieren. Knapp drei Jahre nach seinem Siegtor im WM-Achtelfinale gegen die Schweiz (1:0) hat der 29-Jährige nun erneut dafür gesorgt, dass die feierlustigen Skandinavier auf weitere Reisen bei der laufenden EM hoffen dürfen.
«Bin extrem glücklich»
«Es fühlt sich absolut unglaublich an. Ich bin extrem glücklich», sagte Forsberg, nachdem er beim 1:0-Erfolg gegen die Slowakei vom Elfmeterpunkt getroffen hatte. Das Minimalisten-0:0 gegen den Mitfavoriten Spanien brachte die Grundlage, auf der nun aufgebaut wurde. Ein Tor, vier Punkte: In Abwesenheit ihrer Hoffnungsträger Zlatan Ibrahimovic (Knie-OP) und Dejan Kulusevski (inzwischen überstandene Corona-Infektion) haben die Schweden das Optimum aus ihren begrenzten offensiven Möglichkeiten gemacht.
«Die Situation sieht gut aus. Wir haben uns in eine gute Position gebracht», sagte Chefcoach Janne Andersson. Vor dem abschließenden Gruppenspiel gegen Polen am Mittwoch (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) müsste schon sehr vieles zusammenkommen, damit das Forsberg-Team nicht erstmals seit 2004 die Gruppenphase bei einem EM-Turnier übersteht. Zur Feier des Tages genehmigte Andersson seinen Schützlingen sogar ein Bier – es war schließlich der erste EM-Sieg seit neun Jahren.
Großes Forsberg-Selbstbewusstsein
Dass es Leipzigs Forsberg sein würde, der in einem solch bedeutenden Moment die Verantwortung übernimmt, war für den 58-Jährigen sofort klar. «Emil hat seit vielen Jahren Elfmeter geschossen. Er hat das schon oft gezeigt. Emil hat großes Selbstbewusstsein, darum haben wir ihn als Schützen ausgesucht», sagte Andersson. Beim Meisterschafts-Zweiten aus Sachsen traf er in der vergangenen Spielzeit bei zwei von drei Versuchen.
Forsberg selbst hob eher Bundesliga-Kollege Robin Quaison hervor, der als Joker mit Tempo und Entschlossenheit den Elfmeter herausholte. «Ich musste ihn nur noch reinmachen», relativierte Forsberg. 2018 hatte er in der modernen Fußball-Arena am Finnischen Meerbusen den Einzug ins Viertelfinale perfekt gemacht, sein Schuss wurde damals entscheidend von Manuel Akanji abgefälscht.
Den «goldenen Punkt» (Marek Hamsik), den sich die Slowakei diesmal nach dem 2:1-Auftaktsieg über Robert Lewandowskis Polen erhofft hatte, wollten die Schweden dem direkten Rivalen nicht überlassen. Für die Polen-Partie darf Forsberg zudem Hoffnung auf offensive Entlastung haben: Youngster Kulusevski saß gegen die Slowakei bereits auf der Bank und könnte bald zurückkehren, auch Stürmer Alexander Isak kommt immer besser in Schwung.
Herzstück des schwedischen Erfolgs ist und bleibt aber die kompakte Defensive um Torwart Robin Olsen und Abwehrchef Victor Lindelöf. «Wir haben sieben Spiele gespielt in diesem Jahr und nur ein Gegentor kassiert», stellte Andersson zufrieden fest. Während Keeper Olsen gegen die drückend überlegenen Spanier in Sevilla noch zahlreiche Paraden zeigen musste, ließen die Profis in gelb und blau diesmal fast nichts zu.