Der frühere DFB-Direktor Oliver Bierhoff befürchtet eine zähe Zeit bis zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr im eigenen Land. Bis dahin werde wohl kaum eine Euphorie entstehen.
«Ich mache mir eher die Sorgen: Wie viel Lust hat Deutschland? Was entsteht? Ich befürchte, dass aufgrund der geopolitischen Situation auf der Welt, mit allen Themen, dass bis kurz vor der EM wenig Euphorie besteht», sagte Bierhoff im Podcast «Spielmacher – der EM-Talk mit Sebastian Hellmann und 360Media».
Begeisterung wecken
«Aber wenn dann mal der Ball rollt, dann wird schnell die Begeisterung bei den Deutschen geweckt», sagte Bierhoff, der hinsichtlich des Erfolgs der deutschen Mannschaft genau darauf setzt. «Ich glaube, dass so ein Turnier Energien freisetzen kann. Dass Dinge innerhalb einer Mannschaft entstehen können, die bei einer EM im eigenen Lande noch mal ganz besonders sind. Wenn du weit von zu Hause weg bist, ist das Risiko eher da, dass du dich verlierst. Aber im eigenen Land reißt sich jeder voll zusammen. Die Qualität ist da, im Turnier weit zu kommen, alles zu erreichen.»
Die Wahrscheinlichkeit, dass Deutschland trotz der zuletzt kläglichen Leistungen zum vierten Mal Europameister wird, bezifferte Bierhoff auf «66 Prozent».
Der 55 Jahre alte Europameister von 1996 setzt darauf, dass es das Nationalteam beim Turnier selbst schafft, doch noch Begeisterung in der Bevölkerung zu wecken. «Man muss den Fans durch solche Aktionen, durch ein tolles Tor, durch einen guten Start, vielleicht auch durch einen ersten klaren Sieg im ersten Spiel auch die Hoffnung geben und den Glauben, dass da was passieren kann. Dann verbreitet sich diese Energie. Dann kommt auch die Freude. Das überträgt sich dann auch auf die Mannschaft», befand Bierhoff, dessen Vertrag beim DFB nach dem WM-Vorrunden-Aus 2022 aufgelöst worden war. Seit Oktober berät er das American-Football-Team der New England Patriots aus der NFL.