Noch ohne Gegentor bei dieser EM: Italiens Torwart Gianluigi Donnarumma. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ettore Ferrari/Pool EPA/AP/dpa)

Das große Erbe seiner Vorgänger Gianluigi Buffon und Dino Zoff macht Gianluigi Donnarumma keine Angst.

«Ich weiß, dass italienische Torhüter vor mir Geschichte geschrieben haben, aber ich spüre keinen Druck. Ich bin stolz, in ihre Fußstapfen treten zu können», sagte der italienische Fußball-Nationalkeeper vor dem EM-Achtelfinale gegen Österreich.

Schon am Samstag (21.00 Uhr) in London nimmt der erst 22 Jahre alte Donnarumma gemeinsam mit dem Innenverteidiger-Duo Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini eine historische Bestmarke ins Visier: 1143 Minuten ohne Gegentor, den Rekord von Torhüter-Legende Dino Zoff aus den Jahren 1972 bis 1974.

Mischung zwischen Offensive und Defensive passt

Defensive Stärke, Catenaccio – das war jahrelang das, wofür italienische Nationalmannschaften standen. Unter Roberto Mancini hat sich die Statik des italienischen Spiels verändert. Der 56-Jährige legt großen Wert auf die Offensive, wie auch die begeisternden EM-Auftritte bei den 3:0-Siegen gegen die Türkei und die Schweiz zeigten. «Jetzt haben wir einen guten Mix zwischen Offensive und Defensive», sagte Mancini, der aber auch hinzufügte: «Die Defensive ist immer fundamental, wir haben mit dieser Art des Spiels vier Weltmeisterschaften gewonnen. Es braucht eine gute Balance.»

Die Azzurri sind nach der EM-Vorrunde gemeinsam mit England das einzige Team ohne Gegentor. Nur 0,4 Gegentore pro Partie kassiert das Team unter Mancini im Schnitt. Seit elf Spielen oder 1055 Minuten sind Donnarumma und seine Torhüter-Kollegen unbezwungen – gelingt dies gegen Österreich weitere 89 Minuten, würde die Zoff-Bestmarke fallen. «Azurblauer Bunker: Italiens Mauer folgt der Geschichte. Nur 89 Minuten bis zum Rekord», titelte die «Gazzetta dello Sport».

Dass diese Bestmarke in Reichweite ist, ist nicht allein das Verdienst von Donnarumma. Im Abwehrzentrum setzt Mancini, der als Talente-Förderer gilt, auf Altbewährtes: Der 36 Jahre alte Kapitän Chiellini und der zwei Jahre jüngere Bonucci bilden immer noch das Innenverteidiger-Paar. Zusammen sind die Abwehr-Senatoren, wie sie in Italien genannt werden, 70 Jahre alt, haben mit ihrer kompromisslosen Art des Verteidigens aber immer noch Erfolg. «Sie könnten an der Harvard-Universität einen Kurs geben, wie ein zentraler Verteidiger spielen muss», hatte Trainer José Mourinho einst über das Duo gesagt.

Sieg gegen Österreich fest eingeplant

«Bonucci bleibt er selbst, Chiellini ist unser bester Verteidiger» lobte Ex-Abwehrspieler Giuseppe Bergomi. «Ich und Leo spielen seit vielen Jahren zusammen, da ist es normal, dass wir ein besonderes Gefühl haben. Wir müssen uns noch nicht einmal ansehen», sagte Chiellini über das Zusammenspiel mit seinem Juve-Teamkollegen. Dass der Kapitän gegen Österreich nach einer Muskelverletzung noch fehlen könnte, macht Mancini nur wenige Sorgen: In Francesco Acerbi und Alessandro Bastoni steht bereits erprobter Ersatz bereit.

Und dann gibt es ja auch noch Donnarumma. Mit seinen erst 22 Jahren hat der Keeper schon die Erfahrung aus über 200 Serie-A-Einsätzen, mit einem Wechsel vom AC Mailand zu Paris Saint-Germain will er in diesem Sommer den nächsten Karriereschritt machen. «Gigio kann auf dieser Position Geschichte schreiben», sagte Buffon über seinen Nachfolger im Tor der Azzurri. Donnarumma selbst sagte vor dem Start der K.o.-Spiele: «So viele Spiele ohne Gegentor zu bleiben, macht mich stolz, aber Spiele zu gewinnen, ist wichtiger.»

Ein Sieg gegen Außenseiter Österreich im Achtelfinale haben die italienischen Fans fest eingeplant. Danach würden im Viertelfinale gegen Belgien oder Portugal und im Halbfinale gegen Frankreich oder Spanien richtig große Herausforderungen warten. «Der Weg ins Finale ist für uns extrem hart», urteilte die Gazzetta dello Sport». Doch Angst vor Duellen mit Weltklasse-Angreifern wie Cristiano Ronaldo, Romelu Lukaku oder Karim Benzema hat Italiens Defensive nicht. Donnarumma kündigte selbstbewusst an: «Wir haben es defensiv bislang sehr gut gemacht und wollen genauso weiterspielen.»

Von Miriam Schmidt, dpa
Folge uns

Von