Die Leverkusener um Florian Wirtz (M) mussten zum zweiten Mal in dieser Saison Punkte abgeben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Als Dortmunds Trainer Edin Terzic noch lange auf Schiedsrichter Daniel Siebert einredete, hatte sich sein Gegenüber Xabi Alonso bereits mit dem Unentschieden im Topspiel arrangiert.

Gegen das Abwehr-Bollwerk der Borussia fand der ungeschlagene Tabellenführer Bayer Leverkusen lange kein Mittel, rettete am Ende dank Victor Boniface aber doch noch ein 1:1 (0:1). Der Torjäger traf in der 79. Minute zum Ausgleich und bewahrte die Werkself vor der ersten Niederlage im 20. Saisonspiel.

Doch Terzic regte sich vielmehr über einen nicht gegebenen Elfmeter nach einem vermeintlichen Foul an Karim Adeyemi auf. «Für mich gibt es da keine zwei Meinungen. Das ist ein klarer Kontakt, das ist ein klarer Elfmeter. Uns wurde die große Möglichkeit, auf 2:0 zu stellen, genommen. Wir diskutieren Woche für Woche um den VAR, wir diskutieren über klare Fehlentscheidungen, Handspiel, Foulspiel und so weiter. Das bringt mich komplett aus der Fassung. Das ist nicht gerecht», echauffierte sich Terzic bei DAZN.

Durch das Remis bleibt Bayer im Titelkampf der Fußball-Bundesliga Hauptkonkurrent von Serienmeister FC Bayern München, der nach seinem ausgefallenen Spiel gegen den 1. FC Union Berlin nun drei Zähler weniger aufweist. Allerdings gab Bayer nach 14 Pflichtspielsiegen in Folge erstmals wieder Punkte ab.

«Ich bin eher unzufrieden. Natürlich trotzdem glücklich, dass wir wenigstens einen Punkt mitgenommen haben. Wenn man das ganze Spiel sieht, hätten wir uns mehr erhofft. Am Ende müssen wir den Punkt mitnehmen und es abhaken», sagte Leverkusens Nationalspieler Florian Wirtz bei DAZN.

Dortmund geht früh in Führung

Der norwegische Außenverteidiger Julian Ryerson (5.) hatte Dortmund fünf Tage nach dem 3:1-Coup in der Champions League beim italienischen Spitzenclub AC Mailand früh in Führung gebracht. Das vom wieder überragenden Mats Hummels organisierte Abwehr-Bollwerk des BVB hielt 74 Minuten, dann traf Boniface doch noch. Somit liegt Dortmund weiter zehn Punkte hinter Leverkusen.

«Es ist ein bisschen bitter. Leverkusen hatte auf jeden Fall mehr Spielanteile, aber wir haben so lange geführt und wollten es über die Zeit bringen. Das ist uns leider nicht gelungen. Aber offensiv muss viel mehr kommen», sagte Dortmunds Kapitän Emre Can. Für den BVB stehen im Pokal bei Überraschungs-Team VfB Stuttgart und in der Meisterschaft gegen Pokalsieger RB Leipzig aber gleich die nächsten wegweisenden Partien an. Es sei noch alles im grünen Bereich, so Can: «Es könnte besser sein, aber wir sind in allen drei Wettbewerben dabei.»

Beide Teams gingen mit einem klaren Plan ins Spiel, nach weniger als fünf Minuten wurde die Rollenverteilung dann noch klarer. Nachdem der BVB den Ball lange in den eigenen Reihen gehabt und zwei Angriffsversuche abgebrochen hatte, spielte Marco Reus den Steilpass, Niclas Füllkrug legte im Fallen ab und Ryerson ließ Lukas Hradecky keine Chance. Erstmals in dieser Saison lag Leverkusen zu Hause zurück.

Hummels organisiert die BVB-Abwehr

Und die Spielverhältnisse waren spätestens ab diesem Moment eindeutig. Der BVB stand ungewohnt tief, agierte organisiert von Hummels aber diszipliniert und schloss mit dem defensiven Selbstverständnis vom Mailand-Sieg gut die Räume. Leverkusen, zum neunten Mal am 13. Spieltag mit derselben Startelf angetreten, versuchte, mit hohem Ballbesitz und ständiger Seitenverlagerung Lücken zu finden, das gelang aber am Anfang selten.

Auf den Außen brach Bayer sogar oft durch, vor allem rechts über Jeremie Frimpong, doch die Strafraumbesetzung war meist nicht ausreichend. So schien dann aber doch der Ausgleich zu fallen, als Frimpongs Hereingabe fast durch den gesamten Strafraum rauschte und Wirtz mit einem Drehschuss unter die Latte traf (45.+1). Ein Traumtor – das wegen einer vorherigen Abseitsstellung von Victor Boniface aber nicht zählte. Der Druck hatte zugenommen und der BVB war nun froh, schadlos in die Pause zu kommen. Makel zudem: Seit dem Führungstor hatten die Dortmunder keinen gefährlichen Konter mehr gefahren. Und beim ersten kurz nach der Pause ließ sich Jamie Bynoe-Gittens von Odilon Kossounou noch ablaufen (51.).

Alonso wechselt Schick ein

Defensiv wirkten die Gäste nach der Pause wieder so sattelfest wie in der ersten halben Stunde. Und Hummels wurde immer mehr zum Turm in der Schlacht. Sinnbildlich die Szene in der 62. Minute, als er in allerletzter Sekunde einen Schuss des argentinischen Weltmeisters Exequiel Palacios blockte.

Das konnte aber nicht ewig gut gehen. Und Alonso bewies ein glückliches Händchen. Der Spanier brachte Stürmer Patrik Schick, der Sekunden später die Vorarbeit zum Ausgleich leistete.

Von Holger Schmidt und Heinz Büse, dpa
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