Dortmunds Fans demonstrieren gegen Investoren in der DFL. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Investoren-Deal ja oder nein? Kurz bevor über diese für den deutschen Fußball womöglich wegweisende Frage bei der DFL-Mitgliederversammlung an diesem Montag entschieden wird, sorgte Union Berlin mit scharfer Kritik am Verhalten anderer Clubs für Aufsehen. Der Champions-League-Teilnehmer forderte die Verschiebung der Abstimmung. Zahlreiche Fans nutzten zudem noch einmal die Bühne Bundesliga für deutliche Meinungsäußerungen.

Anhänger zeigten bei den Spielen ihrer Clubs auf Bannern ihre Ablehnung. «Es bleibt dabei: Nein zu Investoren in der DFL!» oder «DFL-Investoreneinstieg stoppen» war auf Transparenten zu lesen. Dass die Deutsche Fußball Liga viele Fans nicht mehr überzeugen wird, scheint klar. Und ob sie eine ausreichende Anzahl der Vereine beim jetzt dritten Anlauf für einen milliardenschweren Investoren-Deal umstimmt, ist höchst fraglich.

Union Berlins Präsident Dirk Zingler forderte in einem am Sonntag veröffentlichten Schreiben an den Liga-Verband und alle anderen 35 Profi-Clubs, über das zunächst der «Kicker» berichtet hatte, eine Verschiebung der Abstimmung über eine mögliche strategische Vermarktungspartnerschaft. «Auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners erstmals einen Investor an unseren Tisch zu lassen, ist der grundlegenden Bedeutung dieses Vorganges gegenüber unangemessen. Stattdessen sollten wir Zeit und Mühe dafür aufwenden, Einigkeit zu erzielen, einen breiten Konsens unter allen Beteiligten herzustellen, eine Position der Stärke zu entwickeln», forderte er.

An seinem grundsätzlichen Bekenntnis für einen Investoren-Einstieg ließ Zingler keinen Zweifel und kritisierte die Gegner des im Mai gescheiterten Modells. «Klug in den deutschen Profifußball, in unseren eigenen Weg zu investieren, ist notwendig. Doch unsere Kleingeistigkeit und unser gegenseitiger Neid haben uns daran wiederholt gehindert: Weil andere vermeintlich zu Unrecht mehr bekommen als mein Verein, stimme ich lieber ganz dagegen», beschrieb er seine Sicht auf die Ereignisse im Frühling. Eine erneute Abstimmung über das abgespeckte Modell komme nun «zum falschen Zeitpunkt».

Bayern, Gladbach und Schalke für Partnerschaft

Viele Erst- und Zweitligisten hielten sich mit ihrem Standpunkt lange zurück oder tun das noch immer. Erst in den vergangenen Tagen machten immer mehr von ihnen ihre Meinung deutlich. So sprachen sich unter anderem Verantwortliche des FC Bayern München, von Borussia Mönchengladbach und diesmal auch vom FC Schalke 04 für eine Partnerschaft aus.

Von den Fans in den Kurven ist die Ablehnung für die von der DFL angestrebte Partnerschaft seit Wochen deutlich vernehmbar. Sie stehen auch deshalb im Fokus, weil die neue DFL-Geschäftsführung in der Öffentlichkeit lange nicht über das Thema sprechen mochte. Im «Kicker» warben die beiden DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel zuletzt aber für den Deal und hoben die ihrer Meinung nach gestiegene Transparenz hervor.

«Wir haben nichts zu verstecken», sagte Merkel. Lenz betonte, dem Partner würden «nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich» eingeräumt werden. «Das ist ungewöhnlich für Private-Equity-Unternehmen. Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns.»

Fan-Vertreter fürchten Wettbewerbsverzerrung

Unabhängig vom möglichen Partner lehnt die Fan-Interessenvertretung «Unsere Kurve» «auch diesen Anlauf eines Investoreneinstiegs bei der DFL vollumfänglich ab», wie Jost Peter, erster Vorsitzender des Anhänger-Zusammenschlusses, der Deutschen Presse-Agentur jüngst sagte. «Nach jetziger Rechnung stärkt das Modell das obere Drittel der DFL-Ligen, während zwei Drittel der Vereine nur minimale Verbesserungen erwarten dürfen. In Verbindung mit der ohnehin schon ungerechten Verteilung der TV-Gelder entwickeln sich geringe Mehreinnahmen am Ende zu immer größerer Wettbewerbsverzerrung.»

Mehrere Vereine befinden sich in einem Spannungsfeld. Die Meinungen ihrer aktiven und lauten Fans stehen mitunter gegen die eigenen wirtschaftlichen Überzeugungen. Andere Clubs haben es einfacher, weil die Fanszene bei ihnen nicht so laut und dominant ist. So erklärte Hoffenheims Geschäftsführer Denni Strich: «Wir stehen der Zusammenarbeit mit einem strategischen Partner positiv gegenüber. Das haben wir unserer Fanszene in einem konstruktiven Austausch mitgeteilt.»

Einige Vereine haben sich bereits eindeutig geäußert, dass sie gegen den Deal stimmen werden, etwa der 1. FC Köln. «Die DFL hat ihren Investoren-Vorschlag deutlich nachgebessert. Aber es wurde leider immer noch nicht ausreichend geprüft, ob es sinnvollere Alternativen zu einem Private-Equity-Investor gibt», sagte Vizepräsident Eckhard Sauren der Sportschau.

Freiburger Meinungswandel

Der SC Freiburg hat seine Meinung sogar geändert und gehört nicht mehr zu den Befürwortern: Die Breisgauer sind beim neuen Modell «zu einer veränderten Bewertung», gekommen, wie Vorstand und Aufsichtsrat schrieben. Sie seien überzeugt, «dass das deutlich reduzierte Investitionsvolumen, das zudem über mehrere Jahre verteilt wird, aus eigener Kraft (Innenfinanzierung) finanziert werden sollte». Pikant: SCF-Geschäftsführer Oliver Leki war in seiner Zeit als Interims-Geschäftsführer der DFL noch für eine Partnerschaft.

Seit dem gescheiterten Versuch im Frühjahr hat in der Öffentlichkeit vor allem Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Argumente für einen Einstieg geliefert. «Wir müssen in die Auslandsvermarktung investieren», sagte der DFL-Aufsichtsrat in einem Interview der «Ruhr Nachrichten». Nach der verfehlten Zwei-Drittel-Mehrheit im Frühjahr hatte er ziemlich schlecht gelaunt und persönlich beleidigt gewirkt.

«Dieses Geld haben wir nicht frei verfügbar. Deshalb ist es der Ansatz, einen strategischen Partner zu finden, der uns die Expansion finanziert und Expertise einbringt», erklärte der BVB-Boss. «Und dafür bekommt der Partner einen gewissen Prozentsatz an den Vermarktungserlösen.»

DFL setzt auf abgespeckte Lösung

Nachdem bereits ein erster Versuch unter dem damaligen DFL-Boss Christian Seifert und ein zweiter im Frühjahr gescheitert war, steht nun eine Art Light-Version des Mai-Modells zur Abstimmung. Knapp zusammengefasst: Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Prozentsatz ist nach dpa-Informationen Verhandlungssache: Je kleiner ein entsprechendes Angebot, desto weniger müsste die Liga abgeben. Sechs Unternehmen sollen Interesse bekundet haben.

Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. Ein Großteil der Einnahmen soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen, vor allem die Auslandsvermarktung stärken und Piraterie verhindern. Details wurden den Clubs in zwei Sitzungen am 2. und 6. November erklärt. Auch einige Fan-Vertreter erhielten Erklärungen bei einem Treffen mit der DFL-Spitze.

Ob es dieses Mal die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit gibt? «Bei einer Reihe von Clubs, die damals dagegen gestimmt haben, hat sich die Stimmung gedreht», sagte Watzke. Es gab aber auch Bewegung in die andere Richtung, wie der Chef des DFL-Aufsichtsrates weiß und kommentierte: «Ich kann das nicht verstehen.»

Von Michael Rossmann, Thomas Eßer und Jan Mies, dpa
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