Auf ihrem Trikot steht lediglich «Knaak». Dabei könnte Turid Knaak heute im Frauenfußball-Länderspiel gegen Frankreich (20.55 Uhr/«sportschau.de») durchaus auch auf «Dr. Knaak» bestehen.
Als erste aktuelle Nationalspielerin hat die 30-Jährige promoviert und darf den Doktor-Titel führen. Doch das ist ihr Privatleben, als Fußballerin will sie mit dem akademischen Grad nicht protzen. «Ich hoffe, dass sich auch innerhalb der Mannschaft die Anspielungen und Frotzeleien bald legen und wir uns auf das Wesentliche konzentrieren», sagt die gebürtige Essenerin.
In den vergangenen Monaten arbeitete sie neben ihrem täglichen Training intensiv an der Fertigstellung und Verteidigung ihrer Doktor-Arbeit zum Thema «Schriftsprachenerwerb bei Kindern mit Lernförderbedarfen». Das Besondere dabei: Knaak spielt nicht in Deutschland, sondern bei Atlético Madrid. «Ich hatte viel Rückhalt, auch schon während des Studiums der Sonderpädagogik, durch den DFB meine Vereine SGS Essen und Madrid und natürlich durch die Uni. Da wurde viel möglich gemacht. Weder das Lernen noch der Fußball wurden irgendwie negativ beeinflusst», berichtet Knaak.
Zurück im DFB-Team
Da nun alles unter Dach und Fach ist, kann sie sich wieder ganz dem Fußball widmen. Und freut sich, dass sie endlich auch in den Kreis der Nationalmannschaft zurückkehren kann. Corona verhinderte mit den davon beeinflussten Reisen ein Mitwirken der Offensivspielerin bei den ersten vier Länderspielen des Jahres.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg musste deshalb notgedrungen zahlreichen jungen Spielerinnen eine Chance geben, die diese dann eindrucksvoll nutzten. «Ich kenne die meisten Spielerinnen ja auch durch die Bundesliga bis vor einem Jahr. Insofern muss ich mich nicht wirklich eingewöhnen», sagt die zweimalige Länderspiel-Torschützin.
Führungsrolle nach Ausfällen
Mit ihrer Routine und den in Spanien gewonnenen Erfahrungen wird sie gegen Frankreich das Spiel der DFB-Elf mit lenken müssen. Angesichts der vielen Ausfälle von Stammspielerinnen muss sie Führungsarbeit übernehmen. «Turid ist eine sehr analytische Spielerin. Sie bringt eine besondere Intelligenz mit. Das Führen ihrer Mitspielerinnen ist für sie ein Selbstverständnis», sagt Voss-Tecklenburg.
Knaak will in diese Rolle schlüpfen. «Wir können gegen Frankreich und auch am Dienstag gegen Chile beweisen, dass wir trotz der Müdigkeit durch die lange Corona-Saison noch Leistung abrufen können. Wir wollen und müssen diese Spiele schon in Sachen EM-Vorbereitung für 2022 nutzen», betont Knaak.