Inter Mailands Edin Dzeko jubelt über seinen Treffer zum 1:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Luca Bruno/AP/dpa)

Was bedeutet schon Alter? Edin Dzeko überzeugt in seinem mindestens dritten Fußballer-Frühling und ist auf dem besten Weg, seine Karriere doch noch mit dem größtmöglichen Showdown zu krönen. Das Champions-League-Endspiel im Juni in Istanbul ist nach dem 2:0-Hinspielerfolg von Inter Mailand im Halbfinale über Stadtrivale AC Milan ganz nah für den Bosnier.

«Es ist noch gar nichts vollbracht», warnte der 37-Jährige nach der Galavorstellung zwar pflichtschuldig. Die derzeitige Form der Nerazzurri und zugleich die personellen Sorgen von Milan lassen die Chancen auf eine Inter-Enttäuschung im Rückspiel am nächsten Dienstag aber doch extrem schrumpfen. Mit «mindestens einem Bein im Finale» sieht daher nicht nur die Zeitung «Tuttosport» das Team um Stürmer-Altmeister Dzeko.

400. Profitor in Dzekos Karriere

«Schwan von Sarajevo» wird Dzeko in Italien genannt, der Spitzname gefällt dem Nationalspieler. Und er machte ihm am Mittwochabend vor mehr als 75.000 Zuschauern im ausverkauften San-Siro-Stadion alle Ehre. Schwäne sind elegante Tiere, aber wehe, wenn sie zubeißen! In der achten Minute ließ sich der Angreifer bei einem Eckball von Milan-Kapitän Davide Calabria nicht aus der Balance bringen, balancierte auf dem rechten Bein und schoss den Ball mit links volley ins Tor. «Deshalb ist er der Schwan», schrieb der Verein bei Instagram.

Es war das 400. Profitor in Dzekos Karriere, wie die Statistiker ausrechneten. In der Champions League steht er bei 29 Toren für Wolfsburg, Manchester City, die AS Rom und Inter. Als erst siebtem Profi gelangen ihm mindestens 20 Tore in der Königsklasse nach dem 30. Geburtstag. In diese Ü-30-Statistik schafften es zuvor nur Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Robert Lewandowski, Karim Benzema, Zlatan Ibrahimovic und Didier Drogba. Was für eine Auswahl!

«Fantastisch» seien Dzeko und der in der 11. Minute erfolgreiche zweite Inter-Torschütze Henrich Mchitarjan – ebenfalls mit Bundesliga-Vergangenheit und ebenfalls schon im vierten Lebensjahrzehnt – gewesen, lobte Coach Simone Inzaghi. «Von wegen alt…», schrieb «Tuttosport».

Dzeko in der Champions League gesetzt

Dzeko wirkte in seiner Karriere oft wie einer, der noch besser und noch erfolgreicher hätte sein können. Mit dem VfL Wolfsburg wurde er 2009 sensationell Meister und avancierte zu einem der begehrtesten Stürmer in Europa. Im Januar 2011 holte ihn Manchester City für die damalige deutsche Rekord-Ablösesumme von rund 35 Millionen Euro auf die Insel. 2015 ging er zur AS Rom, sechs Spielzeiten später wechselte er innerhalb der Serie A zu Inter.

Und die Mailänder wissen, was sie an ihm haben. In der Champions League ist Dzeko gesetzt, auch wenn der Hype um den Belgier Romelu Lukaku stets größer war. Aber das kennt Dzeko schon aus Manchester, woran dessen früherer Mitspieler Micah Richards – inzwischen TV-Experte und Spaßvogel vom Dienst – am Mittwoch erinnerte. «Alle sprachen damals über Agüero, Balotelli oder Tevez. Dzeko spielte immer die zweite Geige.» Im legendären Match des letzten Premier-League-Spieltages 2012, als Agüero mit der letzten Aktion der Siegtreffer zum Titelgewinn gelang, war es aber eben Dzeko, der in der Nachspielzeit mit seinem Ausgleich erst den Coup ermöglichte, wie Richards hervorhob.

In Rom blühte Dzeko dann erneut auf und war 2018 in einem famosen Halbfinale gegen den FC Liverpool kurz vor dem Einzug ins Endspiel: nach einem 2:5 im Hinspiel reichte ein 4:2 im Rückspiel knapp nicht. Nun soll es so weit sein. «Geduld und harte Arbeit zahlen sich immer aus», sagte der Stürmer, ehe er am Mittwoch in die Mailänder Nacht verschwand.

Manuel Schwarz, dpa
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