DFB-Präsident Bernd Neuendorf sieht den deutschen Fußball nach dem Gewinn der Europa League durch Eintracht Frankfurt international aufgewertet.
Es sei «phänomenal», dass in der kommenden Saison acht Mannschaften in den drei europäischen Club-Wettbewerben spielen. «Mit dem Sieg und vor allen Dingen, wen die Eintracht auf dem Weg dahin geschlagen hat mit Barcelona und West Ham United, also Premier-League- und LaLiga-Vereine, das ist schon sehr bemerkenswert. Das sollte uns auch wirklich selbstbewusst machen im deutschen Fußball, dass wir mithalten können international», sagte der Verbandschef in Berlin beim Medienevent «Bild100 Sport».
«Es entwickelt sich was»
Allerdings schränkte er ein, dass es weiterhin «sehr, sehr schwer mitzuhalten» sei mit den absoluten Top-Clubs in Spanien und England wie Real Madrid oder FC Barcelona. Das seien schon große Vereine und große Namen genauso wie Manchester City oder FC Liverpool. «Aber dahinter sind wir durchaus konkurrenzfähig. Und mit Bayern München haben wir natürlich auch eine Mannschaft, die mit den Teams gut mithalten kann. Aber es entwickelt sich was», sagte Neuendorf.
Leverkusen, Leipzig und Frankfurt hätten auch eine gute Saison gespielt. «Ich traue es durchaus deutschen Mannschaften zu, dass sie sich da oben in diesem Top-Segment etablieren können», sagte der DFB-Präsident.
Durch den Europa-League-Gewinn von Frankfurt spielen in der kommenden Saison erstmals fünf deutsche Mannschaften in der Champions League. Zudem haben sich der SC Freiburg und der 1. FC Union Berlin für die Europa League qualifiziert sowie der 1. FC Köln für die Conference League.
Proteste gegen Katar «mit einer europäischen Stimme»
Europas Fußball-Verbände wollen nach Aussage von Neuendorf Aktionen für die Einhaltung der Menschenrechte bei WM-Gastgeber Katar gemeinsam abstimmen. Man habe mit der Europäischen Fußball-Union eine Arbeitsgruppe, über die man versuchen wolle, mit einer europäischen Stimme zu sprechen, sagte der Verbandschef.
«Das gilt für die Verbände, aber das gilt auch für mögliche Aktionen der Mannschaften, denn ich glaube, es wäre jetzt unglücklich, wenn man in eine Art Überbietungswettkampf einsteigt: Wer macht jetzt die coolste Aktion oder wer bekommt am meisten Beifall für die Aktion X, Y oder Z», sagte Neuendorf und fügte an: «Es ist gut, wenn wir mit einer europäischen Stimme sprechen und das wird gerade vorbereitet.»
Die deutsche oder auch die norwegische Nationalmannschaft hatten im vergangenen Jahr gegen Menschenrechtsverletzungen in Katar verschiedene Protestaktionen gestartet. So lief die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vor dem Spiel gegen Island mit selbst bemalten T-Shirts mit der Aufschrift «Human Rights» (Menschenrechte) auf. Ähnliches hatten die Norweger um Stürmerstar Erling Haaland gemacht und beim Länderspiel gegen Gibraltar Shirts mit der Aufschrift «Respekt – On and off the pitch» (Respekt – auf und neben dem Platz) getragen.
Die DFB-Auswahl spielt in der Nations League in Bologna gegen Italien (4. Juni), in München gegen England (7. Juni), in Budapest gegen Ungarn (11. Juni) und in Mönchengladbach erneut gegen Italien (14. Juni). Ob es bereits dort zu abgestimmten Aktionen kommt, ließ Neuendorf offen. Die WM-Endrunde in Katar beginnt am 21. November.
Katar steht praktisch seit der Vergabe des Turniers Ende 2010 wegen der Menschenrechtslage und der Situation für ausländische Arbeiter in der Kritik. Berichte über Tausende Todesfälle auf den Baustellen des Emirats sorgen immer wieder für großes Aufsehen. Die Regierung Katars weist die Kritik zurück und verweist auf eine Vielzahl an Reformen.