Als es auf Mitternacht zuging, da haute Martina Voss-Tecklenburg ein paar Mal energisch auf die Hupe des Mannschaftsbusses und lehnte sich aus der Tür: «In zehn Sekunden ist Abfahrt. Wer nicht da ist, läuft!» Mit einem breiten Grinsen zählte die Bundestrainerin runter.
Ihre Spielerinnen standen teilweise noch bei Interviews – es gab ja so viel erzählen nach diesem nächsten starken Auftritt der deutschen Fußballerinnen bei der Europameisterschaft in England. Mit dem 2:0 (2:0) gegen Titelkandidat Spanien stehen die DFB-Frauen jedenfalls vorzeitig im Viertelfinale – und können da den starken Engländerinnen aus dem Weg gehen.
«Es war ein sehr, sehr anstrengendes Spiel. Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht», sagte Abwehrchefin Marina Hegering zur Energieleistung des Rekord-Europameisters vier Tage nach dem 4:0 gegen Dänemark. «Es war von allen Elf plus denjenigen, die reingekommen sind, eine Wahnsinns-Defensivleistung.»
Der Ausfall von Torjägerin Lea Schüller, die wegen eines positiven Corona-Tests fehlte, hatte «ein bisschen Sorgen und Ängste ausgelöst», erzählte Voss-Tecklenburg. Am Ende aber strahlte die 54-Jährige wie alle Spielerinnen und Teammitglieder. «Ich bin heute einfach unfassbar stolz.»
Vor 16 037 Zuschauern im Brentford Community Stadium, darunter DFB-Direktor Oliver Bierhoff, trafen Klara Bühl vom FC Bayern (3. Minute) und Kapitänin Alexandra Popp (37.) vom VfL Wolfsburg. Unermüdlich hatte das Team am Dienstagabend versucht, den Spanierinnen mit ihrem Kurzpassspiel den Ball abzujagen, den Rest erledigte Merle Frohms. «Es war ein sehr emotionales Spiel, mehr Power, mehr Energie können wir nicht auf den Platz bringen. Die Mannschaft war super eingestellt, die Spanierinnen sind dann ein bisschen verzweifelt an unserer Defensive», sagte die Torhüterin, die zur neuen Saison von Eintracht Frankfurt zum VfL Wolfsburg wechselt. «Was wir als Mannschaft gezeigt haben, war der pure Wahnsinn.»
«Es war der perfekte Start für uns», sagte Popp zum frühen Tor. «Wir konnten uns dann voll auf die Defensive konzentrieren. Wir sind mega glücklich.» Ohne die Weltfußballerin Alexia Putellas (Kreuzbandriss) und Rekordtorjägerin Jennifer Hermoso (Innenbandverletzung) vom FC Barcelona fanden die Spanierinnen keine Lücken gegen den Olympiasieger von 2016 und Weltmeister von 2003 und 2007.
Vor dem letzten Gruppenspiel am Samstag in Milton Keynes gegen Finnland können sich die DFB-Frauen bereits auf das erste K.o.-Match am 21. Juli gegen Norwegen oder Österreich freuen, das wieder in Brentford ausgetragen wird. «Wir haben unser erstes Ziel erreicht, das fühlt sich gut an», sagte Torschützin Bühl.