Soll in der Bundesliga für den FC Augsburg für Furore sorgen: Niklas Dorsch. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marton Monus/dpa)

Der FC Augsburg ist mächtig stolz auf seinen kleinen Transfer-Coup – dafür müssen Deutschlands Olympia-Fußballer in Japan ohne ihren Anführer auskommen.

Mit der Verpflichtung des heftig umworbenen Niklas Dorsch haben die Augsburger die U21-Auswahl nur wenige Wochen vor den Sommerspielen in die Bredouille gebracht. Wegen seines neuen Vereins verzichtet der Europameister auf den Trip nach Asien. Der wegen etlicher Absagen zuvor eh schon enttäuschte Auswahl-Coach Stefan Kuntz muss erneut umdisponieren.

Zwar nominierte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für Dorsch und den verletzten Josha Vagnoman vom Hamburger SV am Freitag Ragnar Ache (Eintracht Frankfurt) und Keven Schlotterbeck (SC Freiburg) nach.

Olympia ohne Dorsch

Doch im Aufbauspiel des Europameisters hinterlässt Dorsch eine große Lücke. Er sei «in einer Zwickmühle» gewesen, sagte der Jungprofi: Einerseits ist da der neue Verein, der ihm einen Fünfjahresvertrag gab und dessen großes Vertrauen er zurückzahlen wolle. Andererseits gab es die einmalige Olympia-Chance. Er entschied sich gegen Japan.

Augsburg freut es, für die Schwaben ist Dorsch ein Versprechen auf die Zukunft. Entsprechend ausführlich zelebrierte der FCA die Unterschrift des 23-Jährigen bis 2026; mit Jubelbeiträgen in den sozialen Medien, Wortspielen aus dem Fischerei-Kosmos und breitem Grinsefoto mit Coach Markus Weinzierl. «Er hat angebissen», twitterte der Verein. Von dem Fang erhofft sich der FCA viel. Schließlich galt es im defensiven Mittelfeld, den Weggang von Leistungsträger Rani Khedira (Union Berlin) zu kompensieren. «Wir wünschen uns, dass er in eine Führungsrolle hineinwächst», sagte Weinzierl bei Sky.

Beim FC Bayern ausgebildet

Dass der einst in der Jugend des FC Bayern ausgebildete Dorsch ein Anführer auf dem Platz sein kann, zeigte er beim jüngsten EM-Erfolg mit der U21. Nach zwei Spielzeiten in der 2. Liga in Heidenheim und zuletzt einer Saison beim KAA Gent in Belgien inklusive Europa-League-Teilnahme warb er kräftig für sich. Im Transfer-Ringen mit anderen Clubs setzten sich dann die Augsburger durch.

Die Leidtragenden des Wechsels zum FCA könnten nun allerdings die deutschen Olympia-Fußballer sein: Weil Augsburg schon Felix Uduokhai und Marco Richter nach Japan entsendet, ist es unwahrscheinlich, dass auch noch Dorsch als dritter Spieler für die Auswahl von Trainer Stefan Kuntz abgestellt wird. Zumal sich Dorsch in Augsburg ja erst einfinden muss und bei einer Olympia-Teilnahme die gesamte Vorbereitung verpassen würde. Der Club und der Deutsche Fußball-Bund waren am Freitag in Verhandlungen, wie ein DFB-Sprecher sagte.

Augsburger Bemühungen beeindrucken

Wie wichtig Dorsch den Augsburgern ist, das hatte er selbst gefühlt. «Es war beeindruckend, wie sehr sich die Verantwortlichen des FCA um mich bemüht haben. Die Chemie hat von Anfang an gestimmt, was mir ein richtig gutes Gefühl gibt», sagte der Jungprofi und nannte das «Gesamtpaket» als ausschlaggebendes Kriterium für den FC Augsburg. «Ich habe richtig Bock auf den FCA und die Bundesliga.»

Tatsächlich haben in Augsburg schon einige junge Spieler reüssiert und sich für größere Vereine empfohlen: Abdul Rahman Baba ging 2015 für gewaltige 26 Millionen Euro zu Chelsea. Trainer Weinzierl erinnerte an Profis wie Arkadiusz Milik – zuletzt Stürmer bei Ajax, Napoli und Marseille – oder Eindhoven-Profi Philipp Max, die in der beschaulichen Fuggerstadt auf sich aufmerksam gemacht hatten.

«Genau die FCA-DNA»

Geschäftsführer Stefan Reuter unterstrich stolz, «dass sich Niklas trotz zahlreicher anderer Angebote, auch von international spielenden Vereinen, für unseren FCA entschieden hat». Dorsch verkörpere «genau die FCA-DNA, die unsere Mannschaft auf dem Platz auszeichnen soll».

Bei aller Euphorie bemühen sich die Augsburger aber auch, ihren für kolportierte sieben Millionen Euro verpflichteten Neuzugang nicht unter Druck zu setzen. In eine Führungsrolle müsse Dorsch erst noch hineinwachsen, sagte Weinzierl und erinnerte daran, dass die Bundesliga im Vergleich zur 2. Liga und auch der belgischen Meisterschaft noch eine andere Nummer sei. «Man darf die Erwartungen auch nicht zu hoch hängen. Wir sehen das Potenzial bei ihm.»

Von Manuel Schwarz, dpa
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