Julian Alvarez (M) machte mit dem 2:0 den Sieg Argentiniens über Polen perfekt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Lionel Messi winkte nach dem souveränen Einzug ins WM-Achtelfinale entspannt ins Publikum – und auch Robert Lewandowski hatte wenige Minuten nach einem mitreißenden Superstar-Gipfel sein Lachen wiedergefunden.

Während Argentiniens Kapitän trotz eines Elfmeterfehlschusses beim 2:0 (0:0)-Sieg gegen Polen sicher das Achtelfinale erreichte, mussten Lewandowski & Co. nach dem Schlusspfiff noch zittern, ehe der erstmalige Einzug in die K.o.-Runde seit 36 Jahren feststand. 

Der herausragende Messi scheiterte am Mittwoch in seinem WM-Rekordspiel zwar mit einem Foulelfmeter an Polens Torhüter Wojciech Szczesny (39. Minute). Doch Alexis Mac Allister (48.) und Julian Alvarez (68.) sorgten für den verdienten Sieg der Südamerikaner, die sich angeführt vom überragenden Messi zum ersten Mal bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft wie ein Titelkandidat präsentierten. «Das ist ein wahnsinniger Moment für mich und das ganze Volk», sagte Alvarez. 

«Am Ende haben wir es geschafft»

Der als Tabellenführer in das Duell gestartete Lewandowski darf ebenfalls weiter auf WM-Ehren hoffen und ballte nach dem späten Treffer von Saudi-Arabien zum 1:2 gegen Mexiko die Faust. Bei Punktgleichheit mit den Lateinamerikanern sprach die bessere Tordifferenz für die Polen, die bei einem weiteren Treffer Mexikos ausgeschieden wären. So war die Niederlage vor 44.089 Zuschauern zu verschmerzen. «Das war schon nicht so schön. Aber am Ende haben wir es geschafft», räumte Szczesny ein. 

Argentinien trifft nun am Samstag im Achtelfinale auf Australien, Polen bekommt es mit Weltmeister Frankreich zu tun. «Frankreich ist natürlich Favorit, aber wir werden uns reinhauen und alles geben», versprach Szczesny.

In der Weltfußballer-Kraftprobe mit Lewandowski verhinderten Mac Allister und Alvarez mit ihren Toren, dass Messis Elfer-Fehlschuss zur schmerzhaften Schlüsselszene für die Südamerikaner im Stadion 974 am Hafen von Doha wurde. Das Fußball-Genie musste sich bei der Nervenprobe vom Punkt dem Elfmeter-Experten Szczesny geschlagen geben. 

Nachdem der Schlussmann von Juventus Turin Messi nach einer Flanke am Kopf getroffen hatte, rang sich Schiedsrichter Danny Makkelie nach längerer Ansicht der Video-Bilder unter dem Jubel der argentinischen Fan-Übermacht auf den Rängen zum diskussionswürdigen Strafstoß durch. Nach dem parierten Elfmeter gegen Saudi-Arabien riss Szczesny auch gegen Argentiniens neuen WM-Rekordspieler reaktionsschnell die rechte Pranke hoch. 

Der Retter wurde danach heftigst von seinen Teamkollegen geherzt. «Da war schon etwas Glück dabei. Ich habe jetzt zwei Elfmeter gehalten, aber darauf sollten wir uns nicht verlassen», sagte Szczesny. Beim Treffer von Mac Allister kurz nach der Pause war er dann aber machtlos. Es war Polens erster Gegentreffer nach weit über 400 Minuten. Und dabei blieb es nicht. 

Duell der Weltfußballer im Fokus

Nach dem bereits feststehenden Achtelfinal-Einzug der WM-Attraktionen Cristiano Ronaldo, Neymar und Kylian Mbappé stand das direkte Aufeinandertreffen von Messi und Lewandowski wie bislang kein anderes Star-Duell dieser WM Fokus. Jede Geste, jede Mimik, jede noch so scheinbar unwichtige Kleinigkeit des früheren und des aktuellen Führungsspielers des FC Barcelona wurde von den Kameras eingefangen. Am Ende hatte der mit mehr individuellen Auszeichnungen dekorierte Messi das bessere Ende für sich.

Im Anschluss an eine respektvolle Umarmung vor dem Anpfiff entwickelte sich das Spiel, das für die beiden in ihrem Nationalteam typisch ist. Messi war praktisch überall, holte sich die Bälle im Mittelfeld, trickste, passte, schoss – doch im 22. WM-Spiel wollte ihm einfach kein Tor glücken. Immer wieder versuchte die polnische Defensive ihn mit mehreren Spielern zuzustellen; anders ist der PSG-Profi auch mit schon 35 Jahren nicht zu stoppen.

Und Lewandowski? Der hielt sich meist abseits der vielen Action-Momente auf. Der Modellathlet, der nach seinem ersten WM-Tor beim 2:0 gegen Saudi-Arabien mit Tränen in den Augen einen Kindheitstraum erfüllte, lauerte auf seinen großen Augenblick im Gipfeltreffen. Wenn der Ball mal zu ihm nach vorne kam, gingen die Albiceleste-Verteidiger Nicolás Otamendi und Cristian Romero rustikal gegen den früheren Bayern-Star zur Sache. Genervt wendete er sich nach Argentiniens Führungstreffer ab – den Jubel wollte er sich nicht mit ansehen und blickte auf Höhe des Mittelkreises auf den Boden. Am Ende konnte aber auch er lachen.

Christian Kunz, Jens Marx und Stefan Tabeling, dpa
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