Bei der Fußball-WM 2018 in Russland verlor Deutschland gegen Südkorea. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ina Fassbender/dpa)

Fassungslos griffen sich Thomas Müller, Joshua Kimmich, Mats Hummels und Mario Gomez an ihre Köpfe. Es ist das Bild des deutschen WM-Scheiterns 2018 in Kasan.

Niemand hätte vor vier Jahren in Russland für möglich gehalten, dass der Fußball-Weltmeister gegen Südkorea verliert. Doch Deutschland scheiterte im letzten Gruppenspiel. 

Vor dem Duell mit Costa Rica am Donnerstag (20.00 Uhr/ARD und MagentaTV) ist die Ausgangslage für die deutsche Nationalmannschaft ähnlich. Ein Sieg muss her – gegen einen scheinbar aussichtslosen Kontrahenten. «Wir müssen uns auf unser Spiel fokussieren, unsere Hausaufgaben machen, unsere Pflicht erfüllen», sagte DFB-Kapitän Manuel Neuer. Wie gefährlich zu viel Siegesgewissheit sein kann, zeigt ein Blick auf die dritten WM-Gruppenspiele seit 2002. 

WM 2002: DFB-Direktor Oliver Bierhoff wird sich noch gut an den 11. Juni 2002 erinnern. Deutschland mit Bierhoff als Stürmer startet mit einem 8:0 gegen Saudi-Arabien per WM-Rekordsieg. Nach einem 1:1 gegen Irland war aber noch ein Restrisiko vorhanden. Eine Niederlage gegen Kamerun – und Deutschland wäre  raus gewesen. Nach einer Gelb-Roten Karte für Carsten Ramelow ist die DFB-Elf in Shizuoka in Unterzahl. Das Bangen beginnt. Tore von Marco Bode und Miroslav Klose ebnen dann doch den Weg in die K.o.-Runde. Brasilien beendet im Finale (0:2) den Titeltraum von Teamchef Rudi Völler. 

WM 2006: Beim Sommermärchen ist alles leicht. Nach dem Starterfolg gegen Costa Rica (4:2) und der Initialzündung durch Oliver Neuvilles spätes Tor gegen Polen (1:0) ist der Einzug ins Achtelfinale schon vor dem letzten Gruppenspiel fix – eine Ausnahme. Gegen Ecuador (3:0) wird im Berliner Olympiastadion noch Platz eins gesichert. Fußball-Deutschland ist verzückt. Erst Italien ist im Halbfinale (0:2 n.V.) der große Spielverderber.

WM 2010: Joachim Löw musste bei seiner WM-Premiere als Bundestrainer zittern. Und das nicht nur wegen der Minusgrade im südafrikanischen Winter. Nach dem Turbo-Start gegen Australien (4:0) inklusive WM-Debüttor von Müller folgt ein 0:1 gegen Serbien. Gegen Ghana und dessen Anführer Kevin-Prince Boateng muss ein Sieg her. Und das ohne den nach einem Platzverweis gesperrten Klose. Im Soccer City Stadium von Johannesburg sorgt Mesut Özil mit einem Fernschuss für die Erlösung. Die junge DFB-Elf startet durch und wird erst von Spanien (0:1) im Halbfinale gestoppt. 

WM 2014: Durch die Titeleuphorie gerät leicht in Vergessenheit: Auch in Brasilien war vor dem letzten Spiel nicht alles klar. Im Duell der Freunde Löw und Jürgen Klinsmann, der den Gegner USA betreut, würde beiden ein Unentschieden für das Achtelfinale reichen. Doch eine mögliche Mauschelei, wie 1982 bei der Schande von Gijon im dritten Gruppenspiel gegen Österreich (1:0) weisen beide weit von sich. Dem Verlierer droht noch der K.o. Bei der Regenschlacht vor Recife stehen Löw und Klinsmann klatschnass am Spielfeldrand. Deutschland siegt knapp durch ein Müller-Tor. Und krönt sich 17 Tage später im Maracanã mit dem vierten WM-Titel. 

WM 2018:  Das Turnier in Russland ist die negative Blaupause und das große deutsche WM-Trauma. Nach dem Fehlstart gegen Mexiko (0:1) und der späten Befreiung gegen Schweden (2:1) hätte ein Sieg gegen Südkorea zum Weiterkommen gereicht. «Der Schweden-Moment war 2018 auch da – und am Ende ist er verpufft», warnte Müller nach dem 1:1 gegen Spanien. Der Weltmeister blamierte sich in Kasan – nach Spiel drei war durch das 0:2 gegen die bis dahin punktlosen Asiaten alles vorbei. Eine Katar-Parallele darf es nicht geben.

Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa
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