Treffen in Berlin im Pokalfinale aufeinander: Frankfurts Markus Krösche (l) und sein Leipziger Gegenüber Max Eberl. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Vom Systemduell Traditionsclub vs. Kunstprodukt wollen Markus Krösche und Max Eberl nicht viel wissen. Für die Sport-Vorstände von Eintracht Frankfurt und RB Leipzig geht es im DFB-Pokalfinale viel mehr um die nationale Krönung eines turbulenten Fußball-Jahres – sowie einen weiteren Aufdruck auf der Visitenkarte, die später auch für sie persönlich wichtig werden könnte.

Denn nach der Trennung von Hasan Salihamidzic suchen sie beim FC Bayern einen Sport-Vorstand – und zwei der möglichen Anwärter werden am Samstag (20.00 Uhr/ZDF und Sky) auf großer Bühne präsent sein: Eberl, gebürtiger Bayer mit Vertrag in Leipzig, sowie Krösche, mit 42 Jahren bereits Europapokalsieger als Sport-Vorstand in Frankfurt.

«Ich denke, dass die beiden sehr gute Sportvorstände sind, wenn sie mit ihren Vereinen im DFB-Pokalendspiel sind», sagte Bayern-Präsident Herbert Hainer über das Duo. Der Rekordmeister sei auf der Suche nach «einem großen Kaliber». RB und die Eintracht halten sich vor dem Endspiel in Berlin erwartungsgemäß bedeckt. 

Beide im Visier der Bayern?

Bei beiden Clubs wäre ein schneller Abgang des zentralen Machers pikant. In Frankfurt, weil Krösche in diesem Sommer den Neuaufbau und die Nachfolgefrage des scheidenden Erfolgscoachs Oliver Glasner zu regeln hat. In Leipzig, weil Eberl zehn Monate nach seinem emotionalen Aus bei Borussia Mönchengladbach erst im vergangenen Dezember den neuen Posten angetreten hat.

Tradition vs. Moderne: Dieses Spannungsfeld, das der 49 Jahre alte Eberl in den vergangenen Monaten besonders heftig zu spüren bekam, wird auch das Endspiel im Olympiastadion prägen. Bis zu 50.000 Eintracht-Fans werden in Berlin erwartet, ihr selbst ernannter Feind ist der gerne als «Konstrukt» bezeichnete Rivale aus Sachsen. 

«Es treffen tolle Vereine aufeinander. Dass es Menschen gibt, die unseren modernen und innovativen Ansatz schätzen und andere sich eher als Traditionalisten begreifen, das kann ich nachvollziehen. Jede Meinung soll auch akzeptiert werden», sagte Leipzigs Sportchef Eberl dazu dem «Kicker». Einen gemeinsamen Finalschal räumten die beiden Clubs im Wissen um die nicht vorhandene Red-Bull-Akzeptanz im Frankfurter Fanlager zügig ab. Im Vorjahr war es zwischen Leipzig und dem SC Freiburg genau in dieser Frage zu einem Zwist gekommen.

Keine Debatte aufmachen

«Wir waren uns schnell einig, dass wir diese Debatte nicht aufmachen», sagte Eintrachts Vorstandssprecher Axel Hellmann. Man habe sich zudem darauf verständigt, «kommunikativ nicht den Kampf der Systeme» aufzumachen. So sehen es auch Eberl und Krösche, die in einem gemeinsamen Interview rund eine Woche vor dem Finale in vielen Fragen Einigkeit demonstrierten. 

Auf die Frage, welche Rolle das Aufeinandertreffen zweier Fußballwelten spiele, sagte Krösche: «Auf dem Platz gar keine. Es geht darum, eine gute Leistung zu zeigen – egal gegen welchen Gegner.» Krösche kennt beide Seiten: Er arbeitete von 2019 bis 2021 für RB und wechselte dann zur Eintracht. Zum Furor der Frankfurter Fans sagte er diplomatisch: «Ich bin jetzt bei einem großartigen Traditionsverein und ich respektiere die Meinung der Fans und ihre Einstellung dazu.»

Beinahe hätte es dieses Endspiel schon vor einem Jahr in der Europa League in Sevilla gegeben, doch Leipzig scheiterte im Halbfinale an den Glasgow Rangers. Die Frankfurter Fans zelebrierten den Sieg der Schotten wie einen eigenen – und auch Präsident Peter Fischer war begeistert. «Da spielt Tradition gegen Tradition – Weltklasse», sagte Fischer mit Blick auf das Finale. Der Vereinsboss fiel in der Vergangenheit häufiger mit Spitzen Richtung Leipzig auf, sprach offener als andere Funktionäre salopp von einem «Konzernverein». Vor dem Finale haben zumindest die sportlich Verantwortlichen die Stichelei heruntergefahren.

Patrick Reichardt und Tom Bachmann, dpa
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