Nach dem Spektakel mit zwei Eigentor-Aussetzern vom konsternierten Lieblingsgegner FC Augsburg genossen die Spieler von Bayer Leverkusen die Sprechchöre der mitgereisten Fans.
Die Frühstarter von der Werkself blieben dank eines kuriosen 4:1 (2:1) auch im 21. Bundesligaspiel gegen die Fuggerstädter unbesiegt und bauten ihren Topstart auf sieben Punkte aus.
«Kompliment an meine Mannschaft für den Spirit, den sie an den Tag gelegt hat», lobte Leverkusens Coach Gerardo Seoane. Spielmacher Kerem Demirbay hob die Entwicklung unter dem neuen Trainer hervor. «Wir sind eine Einheit, da bildet sich etwas heraus», befand er.
Die in der Defensive bloßgestellten Augsburger stecken mit nur einem Zähler schon im Tabellenkeller und warten weiter auf ein Ende ihrer schwarzen Serie gegen die Leverkusener. «Das tut weh. Wir haben jetzt zwei scheiß Wochen in der Länderspielpause», meinte Torwart Rafal Gikiewicz im TV-Sender Sky.
Ein Eigentor-Doppelschlag durch Iago in der 3. Minute und Florian Niederlechner (14.) sorgte bei Augsburgs Trainer Markus Weinzierl schon früh für Katerstimmung. Bayer hat in der Anfangsviertelstunde nun bereits fünf Treffer erzielt.
Nach einem Aussetzer von Mitchel Bakker vor 10.582 Zuschauern gelang dem nimmermüden Niederlechner (30.) der erste Augsburger Treffer der Saison. Ein mögliches 3:1 vor der Halbzeit durch Moussa Diaby (43.) erkannte der Video-Schiedsrichter wegen Handspiels ab. Für die dominante Bayer-Elf erhöhten Patrik Schick (75.), der sogar noch die Latte (88.) traf, und Joker Florian Wirtz (81.).
Augsburgs Verteidiger Felix Uduokhai regte eine Aussprache an. «Offen und ehrlich» müsse sich die Mannschaft kritisch hinterfragen, sagte er. «Die Länderspielpause ist vielleicht ein guter Zeitpunkt, gewisse grundlegende Dinge anzusprechen und daran zu arbeiten.»
Trainer Weinzierl bemängelte defensive Inkonsequenz, sah aber auch spielerische Fortschritte. «Es wird eine normale Länderspielpause sein, weil man gegen Bayer Leverkusen verlieren kann», sagte er.
Die Fans erlebten eine hochunterhaltsame erste Hälfte mit leichten Slapstick-Elementen. Die Leverkusener gingen dank zweier Eigentore der Hausherren in Führung. Iago wollte vor Stürmer Schick eigentlich klären. Der Linksverteidiger traf den Ball aber so unglücklich, dass Gikiewicz bei dem Lupfer keine Chance zu reagieren hatte.
Der nächste Fauxpas der Augsburger war ebenso verblüffend. Demirbay führte eine Ecke kurz aus, bekam den Ball zurückgespielt und zog aufs kurze Eck ab. Niederlechner fälschte den Ball mit dem Kopf ab. Erstmals kassierte der FCA zwei Eigentore in einem Bundesligaspiel.
Wie erholt sich eine Mannschaft von einem solchen Doppelschlag? Zum Beispiel, indem der Gegner mithilft. Der unsichere Bakker schlug nach einer Iago-Flanke ein Luftloch und irritierte damit seinen eigenen Keeper Lukas Hradecky. Niederlechner drückte den Ball über die Linie – es war eine Art gefühltes Eigentor.
Die Abwehrreihen waren immer wieder alarmiert. Hradecky zeigte gegen Ruben Vargas (39.) eine Parade, Diabys Jubel über sein vermeintliches 3:1 kam nach einem Handspiel von Charles Aranguiz zu früh.
Die spielerisch besseren Leverkusener leisteten sich in der Defensive Unkonzentriertheiten und Fehlpässe. Der FCA konnte diese Chancen aber nicht nutzen. Stattdessen vergab Schick (58.) zunächst alleine vor Gikiewicz, ehe er nach einem Konter doch die Zwei-Tore-Führung wieder herstellte. Wirtz umkurvte kurz vor dem Ende noch den aus dem Tor gelaufenen Augsburger Keeper zum 4:1. Schick und der eingewechselte Amine Adli verpassten sogar das 5:1.