Ilkay Gündogan (M) will mit Manchester City in seinem vielleicht letzten Spiel für den Club das Champions-League-Finale gewinnen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Dave Thompson/AP/dpa)

Ilkay Gündogan muss nur seine Wohnung verlassen, ein paar Meter gehen, an die Tür von Pep Guardiola klopfen und ihm die freudige Nachricht überbringen. Der Mittelfeldspieler und der Trainer-Star sind seit Jahren auf demselben Stockwerk Nachbarn und «enge Freunde», auf dem Rasen ist Gündogan so etwas wie Guardiolas verlängerter Arm.

Doch dieser besonderen Beziehung droht das Ende – es sei denn, Gündogan taucht doch noch mit einem unterschriebenen Vertrag bei Guardiola oder einem anderen Verantwortlichen von Manchester City auf.

Fakt ist: Der deutsche Fußball-Nationalspieler will erst nach dem Champions-League-Finale am Samstag (21.00 Uhr/ZDF und DAZN) in Istanbul gegen Inter Mailand über seine persönliche Zukunft bestimmen. «Es ist noch nichts entschieden», behauptet der 32-Jährige: «Wir werden sehen, was passieren wird.»

Nichts ist größer als der Club – auch der Kapitän nicht. Mit dieser Devise geht Gündogan in sein vielleicht letztes Spiel mit den Cityzens, die nach vielen gescheiterten Versuchen endlich den Henkelpott gewinnen wollen. Es würde für den englischen Meister und FA-Cup-Gewinner das Triple bedeuten. Für Gündogan persönlich sogar noch mehr. 

«Ein Privileg»

«Ich glaube, ich muss Dir nicht sagen, was es bedeuten würde, dann dort als Kapitän die Trophäe in den Händen zu halten», sagte der Sohn türkischer Eltern im ZDF-Interview mit seinem früheren Nationalmannschafts-Kollegen Per Mertesacker. Es sei «ein Privileg», im Atatürk-Olympiastadion vor seiner Familie und seinen Freunden um den Sieg in seinem Lieblings-Wettbewerb spielen zu dürfen. 

Der Triumph am Bosporus wäre auch ein passendes Abschiedsgeschenk. Nach sieben Jahren und fünf englischen Meistertiteln könnte der Mittelfeldspieler eine neue Herausforderung suchen. Dem Vernehmen nach sind vor allem der FC Barcelona und der FC Arsenal ernsthafte Optionen für Gündogan, von dem Arsenal-Trainer Mikel Arteta schwärmt: «Ilkays größte Fähigkeit ist es, die Mitspieler besser zu machen. Es gibt keinen, der das so kann wie er.»

Guardiola weiß das natürlich auch, und deshalb kämpft der City-Coach um seinen Musterprofi. «Wird es gelöst? Hoffentlich. Ich wünsche es mir», sagte der Spanier jüngst über die ins Stocken geratenen Vertragsgespräche. Gündogan befindet sich in einer ausgezeichneten Verhandlungsposition. In dieser Saison baute er seinen Wert für die Mannschaft als Kapitän und Schütze wichtiger Tore wie im FA-Cup-Finale gegen Manchester United am vergangenen Wochenende aus. 

Guardiola: «Wahnsinnig clver»

«Manchmal muss man Tore schießen, damit die Leute merken, wie gut man eigentlich ist», sagte Guardiola lächelnd: «Ich freue mich für ihn, er verdient nur das Beste.» Gündogan sei als Spielmacher «wahnsinnig clever» und habe darüber hinaus eine «unglaubliche Persönlichkeit». 

Dass er und nicht ein Superstar wie Erling Haaland oder Kevin De Bruyne vor der Saison zum Kapitän gewählt wurde, macht Gündogan stolz. Es sei auch «eine Auszeichnung meines Charakters», denn er sei eben «kein großer Fan von Aktionismus». Auch nicht in seinem dritten Champions-League-Finale – auch wenn er die zwei davor mit Borussia Dortmund (2013) und Manchester City (2021) verloren hat. 

«Aller guten Dinge sind drei, sagt man immer», so Gündogan, der trotz aller emotionaler Begleitumstände in Istanbul cool bleiben will: «Finals sind Finals, da spielen Emotionen und Nerven immer eine gewisse Rolle. Man darf einfach nicht überdrehen, man muss die Ruhe bewahren und alles, was drumherum passiert, bestmöglich ausschalten.»

Im Anschluss reist Gündogan zur Nationalmannschaft für die abschließenden Länderspiele vor der Sommerpause nach. Spätestens danach muss er über seine Club-Zukunft entscheiden. Was er nach der Spielerkarriere machen will, weiß Gündogan schon recht genau. Eine Trainer-Laufbahn sei «sehr naheliegend», schließlich habe er in Guardiola, Jürgen Klopp und Thomas Tuchel «die Crème de la Crème des Trainerdaseins» hautnah miterlebt. «Wenn ich da keine Gedanken Richtung aktive Trainerkarriere hätte, wäre das irgendwo auch Irrsinn.»

Von Jörg Soldwisch, dpa
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