Bundestrainer Hansi Flick (M.) packte im Training mit an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

An puren Müßiggang unter Spaniens Sonne war für Deutschlands Fußball-Elite um den dreifachen Papa Joshua Kimmich auch am Vatertag nicht zu denken – zumindest bis zum frühen Nachmittag.

Im Trainingslager der Nationalmannschaft mit Partnerinnen und Kindern in der beliebten Urlaubsregion um Marbella bringt Hansi Flick seine 26 WM-Kandidaten vormittags beim Training ordentlich ins Schwitzen.

«In den Nachmittagsstunden haben wir schon viel Spaß miteinander», sagte Bayern-Profi Thomas Müller am vorletzten Tag des Camps im Süden Spaniens. Ihn selbst zieht es mit einigen Kollegen dann gerne auf den Golfplatz. Andere entspannen lieber am Pool. Hoffenheims David Raum findet es sehr schön, dass sich auch die Spielerfrauen kennenlernen könnten. «Da wächst man enger zusammen», sagte der 24-Jährige.

Müller hob aber auch hervor: «Warum wir hier sind, sind die Einheiten auf dem Platz und die Sitzungen, die wir machen.» Am Ende einer langen Saison versprühen die Akteure noch einmal erkennbar Lust auf die anstehenden Länderspiele gegen namhafte Gegner wie Italien, England und Ungarn.

«Das werden Gradmesser für die WM»

«Wir wollen die Nations League nicht einfach nur abarbeiten», verkündete Müller: «Wir wollen erfolgreich sein, diese Prestigeduelle gewinnen. Das werden Gradmesser für die WM.»

Flick bewertete den kurzen Aktivurlaub schon einen Tag vor dem Abschluss und einem anschließenden freien Wochenende für die Spieler bis zum Wiedersehen am Montag in Herzogenaurach als «eine runde Sache». Er lobte die Akteure für ihren Einsatz. «Wenn man sieht, wie wir arbeiten, kann man erkennen, dass eine hohe Professionalität drin steckt», sagte der DFB-Chefcoach: «Die Tage haben uns gut getan, weil es ein seriöser Übergang zwischen Saison und Nations League ist.»

Beim Training geht es intensiv und ernsthaft zur Sache, auch wenn zum Anfang der Einheiten immer wieder Spaßelemente eingestreut werden. Am Donnerstag schossen sich die Spieler bei einer Aufwärmübung etwa gegenseitig mit großen bunten Bällen ab. Es wurde viel gelacht.

Drohne zeichnet jede Spielsequenz auf

Die fußballspezifischen Dinge werden danach aber sehr konzentriert erledigt. Flicks Kommandos hallen laut über den Rasen. Eine hoch über dem Platz fliegende Drohne mit Kamera zeichnet jede Spielsequenz auf. Diese werden danach im Teamhotel in Gruppensitzungen besprochen.

Flick war schon beim FC Bayern ein Meister darin, innerhalb eines Teams eine Titel-Atmosphäre zu schaffen. Beim Training nimmt er immer wieder Spieler in den Arm. Er führt viele Gespräche. Am Donnerstag saß er nach der Einheit noch lange mit Ilkay Gündogan auf der kleinen Tribüne und plauderte mit dem Meisterspieler von Manchester City.

Flick schenkt Vertrauen – ist aber auch fordernd. «Ich habe den Spielern ganz klar gesagt: Wenn wir auf dem Platz stehen, wenn wir ein Meeting haben, dann müssen sie zu hundert Prozent da sein. Die Spieler haben eine Riesenverantwortung dafür, was sie am Ende auf dem Platz bringen», begründete Flick. Er will ins WM-Finale kommen.

Entwarnung bei Goretzka

Leon Goretzka fehlte am Donnerstag auf dem Trainingsplatz. Flick konnte aber Entwarnung geben. Der Bayern-Profi sei tags zuvor bei einem Zweikampf mit dem Fuß umgeknickt: «Es ist aber alles stabil.»

Die vier Nations-League-Spiele innerhalb von zehn Tagen werden den Spielern aufzeigen, was auf sie in der WM-Saison zukommt. Erstmals wird der Weltmeister mitten in der Saison ermittelt, ein Novum auch für Turnierveteranen wie Manuel Neuer (36) oder Thomas Müller (32). Die große Frage lautet: Werden die Spieler bei einem Turnier mitten in der Saison körperlich fitter und mental frischer antreten als bei einer Endrunde, die am Ende einer strapaziösen Saison stattfindet?

«Das wird man sehen. Das kann man jetzt nicht sagen», antwortete Neuer. Der Torhüter sieht schon die Gefahr einer möglichen Überbelastung zum WM-Anpfiff am 21. November: «Ich glaube, dass das Programm einfach sehr, sehr voll ist. Es gibt nur englische Wochen für die Mannschaften, die international dabei sind.»

Auf die Bayern-Profis etwa kommen von Ende Juli bis Mitte November bis zu 26 Pflichtspiele in 15 Wochen zu. Das könnte zu Verletzungen und WM-Ausfällen führen. «Wichtig wird für alle Mannschaften sein, dass die Spieler auch beim Turnier fit sind», bemerkte Neuer.

Von Klaus Bergmann, dpa
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