Die Stuttgarter lassen sich nach dem Halbfinal-Einzug von den mitgereisten Fans feiern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Löb/dpa)

Der Stuttgarter Siegtorschütze Enzo Millot klopfte sich stolz auf die Brust, seine Teamkollegen bildeten sofort eine Traube um ihn und bejubelten zu den bekannten «Berlin, Berlin»-Rufen ihren Halbfinaleinzug im DFB-Pokal.

Vor Tausenden mitgereisten VfB-Fans begann der Fußball-Bundesligist unter dem Nürnberger Nachthimmel hüpfend seinen Party-Abend. «Am Ende war’s ein Arbeitssieg. Das Tor ist sehr, sehr spät gefallen, aber am Ende auch verdient», kommentierte der erleichtert wirkende VfB-Manager Fabian Wohlgemuth bei Sky den Pokal-Fight gegen den 1. FC Nürnberg. Zuvor hatte Millots Tor in der 83. Minute den Stuttgartern einen Platz im Halbfinale beschert.

Wohlgemuth haderte dennoch, vor allem mit Hälfte eins. Man habe die «Umschaltmomente nicht genutzt», sich «keine wirklichen Torchancen erarbeitet», erklärte der Manager. Erst nach dem Wechsel sei es besser geworden: «In der zweiten Halbzeit war es dann schon so, dass wir die Spielkontrolle übernommen haben.»

VfB erstmals seit 2013 im Pokal-Halbfinale

«Die Dinge in den anderthalb Tagen auf das Pokalspiel vorzubereiten, war nicht ganz einfach», meinte Wohlgemuth mit Blick auf Neu-Trainer Sebastian Hoeneß, der erst am Montag als Nachfolger des glücklosen Bruno Labbadia bekannt gegeben worden war und mit seiner neuen Mannschaft bis zum Nürnberg-Spiel lediglich eine gemeinsame Einheit absolvierte. Man habe «sehr pragmatische Lösungen» gewählt, «viele Kompromisse» gemacht, sagte Wohlgemuth.

Der erstmalige Einzug ins Pokal-Halbfinale seit 2013 sei ein «klarer Kontrast zur Meisterschaftsrunde», stellte der 44-Jährige fest, «das kann Auftrieb geben und eine große Motivation für Sonntag». Dann tritt der VfB beim Tabellen-14. VfL Bochum an, der auf sechs Punkte mehr gesammelt hat als Schlusslicht Stuttgart. Am wichtigsten bleibe der Kampf um den Klassenerhalt, meinte Wohlgemuth.

Großchancen in der ersten Halbzeit Mangelware

In Nürnberg hatten 50.000 Fans das Max-Morlock-Stadion von Beginn an in einen Hexenkessel verwandelt. Der für fränkische Verhältnisse ungewohnt große Andrang führte sogar zu so massiven Problemen bei der Anreise, dass das Spiel 30 Minuten später als geplant angepfiffen wurde. Zumindest für die Anhänger, die auf spielerische Highlights gehofft hatten, lohnte sich das Warten zunächst nicht.

Ab Mitte der ersten Halbzeit wechselten sich die Drangphasen ab, Großchancen blieben aber Mangelware. Zunächst kontrollierten die Schwaben das Spiel. Verschnaufpausen gab es für den «Club», dem nur wenige Entlastungsangriffe gelangen, kaum noch. Die Schlussminuten gehörten allerdings wieder den Hausherren, denen wiederum im Abschluss die Präzision fehlte. Von einem Klassenunterschied war in einem zähen Pokalspiel in den ersten 45 Minuten nichts zu sehen.

Stuttgart nach der Pause aktiver

Was auch immer Hoeneß den Stuttgartern in seiner ersten Halbzeitansprache mitgab, es zeigte Wirkung: Der Bundesligist zeigte plötzlich den angekündigten Offensivfußball und kam durch einen Kopfball von Waldemar Anton (53. Minute) zu seiner ersten Großchance. Luca Pfeiffer (63.) konnte einen unnötigen Abpraller von FCN-Keeper Peter Vindahl nicht nutzen und setzte den Ball aus kurzer Distanz über das Tor – Glück für Nürnberg.

Die Einwechslung von Serhou Guirassy belebte das Stuttgarter Offensivspiel weiter. Vindahl (71.) parierte zweimal stark gegen den Mittelstürmer. Auf der Gegenseite war Stuttgarts Torhüter Fabian Bredlow, der von 2017 bis 2019 in Nürnberg spielte, komplett beschäftigungslos. Der «Club» stellte sich in dieser Phase weit hinten rein, alle Mann waren in der eigenen Hälfte. Als schon alles auf eine Verlängerung hindeutete, erlöste der kurz zuvor eingewechselte Millot die Gäste und bescherte Hoeneß einen gelungenen Einstand.

Jordan Raza und David Joram
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