Die Spieler der englischen Nationalmannschaft hören einer Ansprache des Trainers während einer Trainingseinheit zu. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Nick Potts/PA Wire/dpa)

Bitte nicht schon wieder! Sobald die K.o.-Runde bei großen Fußball-Turnieren beginnt, fangen die Engländer an zu zittern. Allein das brisante Wiedersehen mit Deutschland im EM-Achtelfinale an diesem Dienstag (18.00 Uhr/ARD und MagentaTV) weckt auf der Insel böse Erinnerungen.

Die Geschichte an englischen K.o.-Dramen ist lang, die Deutsche Presse-Agentur listet einige davon auf.

WM 1986, Viertelfinale: Diego Armando Maradona, dieser Mann schockt die Engländer doppelt in der Gluthitze des Aztekenstadions. Mehr als 100.000 Zuschauer sind Zeugen der «Hand Gottes»: Wenige Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte eilt Englands Keeper Peter Shilton in Richtung eines hohen Balles aus seinem Kasten – aber Maradona ist schneller. Der 1,65 Meter kleine Weltstar springt Shilton entgegen und lenkt den Ball mit seiner linken Hand über ihn hinweg ins Tor.

Vier Minuten später schlägt Maradona wieder zu. Mit elf Ballberührungen umdribbelt er innerhalb von elf Sekunden die halbe englische Mannschaft und schließt zum 2:0 ab. Gary Linekers Anschlusstreffer (81.) bringt den Three Lions nichts mehr. Argentinien zieht ins Halbfinale ein, England trauert.

WM 1990, Halbfinale: Es ist das erste Elfmeter-Drama zwischen Deutschen und Engländern. Brehme, Matthäus, Riedle und Thon verwandeln sicher. Bei den Engländern scheitert Pearce an Illgner, Waddle schießt übers Tor. «Es war das beste Spiel der WM», urteilt Brehme, der vier Tage später in Rom das Endspiel gegen Argentinien vom Elfmeterpunkt entscheidet. England dagegen muss erneut vorzeitig die Heimreise antreten.

EM 1996, Halbfinale: In ihrem Fußball-Tempel Wembley haben die Engländer erneut gegen Deutschland das Nachsehen. Wieder versagen ihnen im Elfmeterschießen die Nerven. Bereits nach zwei Minuten gehen die Gastgeber durch Shearer in Führung, Kuntz gleicht früh aus. In der Verlängerung hat die Elf von Berti Vogts viel Glück – und Andreas Köpke als tollen Rückhalt. Im Elfmeterschießen verwandeln die ersten fünf Schützen beider Teams. Dann scheitert Gareth Southgate an Köpke. Andy Möller verwandelt wuchtig. Vier Tage später ist Deutschland Europameister.

WM 1998, Achtelfinale: Wieder K.o.-Runde, wieder Elfmeterschießen. Gegen Argentinien steht es nach 90 Minuten plus Verlängerung 2:2, also müssen die Engländer wieder vom Punkt aus antreten. Und es geht gut los. Torhüter David Seaman pariert gleich gegen den zweiten Schuss der Argentinier – doch anstatt die Vorlage zu nutzen, versagen direkt danach auch Paul Ince die Nerven. Die fünf nächsten Schützen treffen. Am Ende vergibt der eingewechselte David Batty, England ist raus.

EM 2004, Viertelfinale: Gastgeber Portugal rettet sich dank eines späten Tores von Helder Postiga in die Verlängerung. In der 110. Minute schießt Rui Costa für die Portugiesen sogar das 2:1, doch Frank Lampard gelingt fünf Minuten vor dem Abpfiff noch der Ausgleich. Also steht wieder ein Elfmeterschießen an. Gleich den ersten schießt David Beckham über das Tor, aber kurz darauf verzieht auch Costa. Dann verschießt aber auch noch Darius Vassell. Portugals Torhüter Ricardo verwandelt schließlich den entscheidenden Strafstoß – und Lissabon jubelt.

WM 2006, Viertelfinale: Portugal, war da was? Schon wieder müssen die Three Lions in einem K.o.-Spiel gegen die Portugiesen ran – und wieder gibt es ein Elfmeterschießen. Diesmal bringt es den Engländern nicht mal was, dass gleich zwei Portugiesen nur an den Pfosten schießen. Denn die Insel-Kicker bringen es in der Schalke-Arena fertig, sogar dreimal zu verschießen. Elfmeterschießen auf deutschem Boden bei einem großen Turnier – das scheint für die Engländer eine gleich mehrfach schwierige Konstellation zu sein.

WM 2010, Achtelfinale: Eins vorweg, diesmal muss England gegen Deutschland ausnahmsweise nicht ins Elfmeterschießen. Es kommt aber fast noch schlimmer. Es fällt ein reguläres «Wembley-Tor», das aber nicht gegeben wird und England ins Mark trifft. Beim Schuss von Frank Lampard prallt der Ball von der Unterkante der Latte deutlich hinter der Torlinie auf. Es wäre das 2:2 gewesen. Nach den Toren von Klose und Podolski gelingt dem damals 20 Jahre jungen Thomas Müller nach der Pause ein Doppelpack. Deutschland gewinnt 4:1.

EM 2012, Viertelfinale: Endlich wieder ein Elfmeterschießen. Gegen Italien steht es auch nach der Verlängerung noch 0:0, vom Punkt versagen der Mannschaft von Trainer Hodgson aber erneut die Nerven. Ashley Young und Ashley Cole scheitern an der Latte beziehungsweise an Torhüter Gianluigi Buffon, Italien zieht ins Halbfinale ein.

EM 2016, Achtelfinale: Kein Elfmeterschießen, aber eine Blamage gegen Island. Der krasse Außenseiter düpiert die erschreckend schwachen Engländer. Wayne Rooney trifft zwar schon nach vier Minuten – per Elfmeter – zur Führung. Doch schon 120 Sekunden später gleichen die Isländer aus, in der 18. Minute erzielen sie den 2:1-Siegtreffer. Noch am selben Abend tritt Hodgson von seinem Posten als Nationalcoach zurück.

WM 2018, Halbfinale: Die Three Lions spielen ein starkes Turnier und kämpfen gegen Kroatien ums Final-Ticket. Beide Teams liefern sich ein packendes Duell, Trippier (5. Minute) bringt England früh in Führung, aber Perisic (68.) gleicht aus. Es geht in die Verlängerung – und wieder müssen die Engländer trauern. In der 109. Minute schießt Mandzukic die Kroaten ins Finale.

Von Nils Bastek, Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa
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