Meldete sich via Instagram aus dem Krankenhaus: Dänemarks Christian Eriksen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Wolfgang Rattay/POOL REUTERS/AP/dpa)

Den Daumen der rechten Hand nach oben gereckt, auf dem Gesicht ein Lächeln – im Hintergrund aber grüne und graue Krankenhausschläuche: Dänemarks Fußball-Star Christian Eriksen hat sich zum ersten Mal seit seinem Zusammenbruch am Samstagabend an die Öffentlichkeit gewandt.

Während sich der 29 Jahre alte Spielmacher von Inter Mailand weiter im Krankenhaus erholt, besuchte Thronfolger Frederik (53) das Team um Nationaltrainer Kasper Hjulmand in Helsingör nördlich von Kopenhagen. Schon zuvor hatte sich der ehemalige Mainzer Bundesliga-Coach zu Wort gemeldet. Er erhärtete seine Vorwürfe gegen die UEFA nach der Fortsetzung der EM-Partie gegen Finnland und stellte seinen Spielern frei, ob sie beim nächsten Spiel gegen Belgien am Donnerstag dabei sein wollen oder nicht.

Die wichtigste Botschaft aber kam an diesem Tag aus dem Krankenhaus. «Großer Dank für eure lieben und großartigen Grüße und Nachrichten aus der ganzen Welt. Das bedeutet mir und meiner Familie viel», schrieb Eriksen in einer Instagram-Botschaft, die auch der dänische Verband nebst einem Foto vom Krankenhaus-Bett veröffentlichte.

«Mir geht es gut – unter diesen Umständen», schrieb Eriksen weiter. «Ich muss immer noch durch einige Untersuchungen im Krankenhaus, aber ich fühle mich okay. Jetzt werde ich bei den nächsten Spielen mit den Jungs des dänischen Teams jubeln. Spielt alle für Dänemark!»

Eriksen war während des EM-Vorrundenspiels zwischen Dänemark und Finnland (0:1) kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit auf dem Rasen zusammengebrochen und wiederbelebt worden. Er wurde noch am Abend in ein Krankenhaus gebracht, wo sich sein Zustand nach Angaben des dänischen Verbandes stabilisierte. Dass die Partie fortgesetzt wurde, hält Hjulmand auch mit einigen Tagen Abstand für falsch.

«Ich hatte das Gefühl, dass wir und die Spieler unter Druck gesetzt wurden», sagte der 49-Jährige. «Es ist unbestreitbar, dass wir von der UEFA zwei Optionen bekommen haben. Ich war dabei. Ich weiß es. Es gab nur die beiden Möglichkeiten. Und es war sehr, sehr klar.» Als klar war, dass Eriksen nach seinem Zusammenbruch bei Bewusstsein ist und in ein Krankenhaus gebracht wurde, stellte die Europäische Fußball-Union beide Teams vor die Entscheidung, entweder noch am selben Abend oder am Sonntagmittag um 12.00 Uhr weiterzuspielen.

Der europäische Dachverband bestätigte dies mehrfach, weist jedoch den Vorwurf zurück, vor der Entscheidung Druck ausgeübt zu haben. Die UEFA wird auch dafür massiv kritisiert, dass sie die Fortsetzung des Spiels am Samstagabend ausschließlich so darstellte, als sei dies der Wunsch beider Mannschaften gewesen. An die Adresse des Verbandes sagte Hjulmand: «Ich glaube nicht, dass es die richtige Entscheidung war. Es war auch nicht die richtige Art, zu führen. Aber vielleicht ist das auch eine Lehrstunde für die Zukunft.»

Die unmittelbare Turnierzukunft bedeutet für die Dänen nun erst einmal die Partie gegen Belgien. Es sei «noch zu früh, um zu sagen, ob jeder Spieler mental bereit sein wird, das Spiel am Donnerstag zu spielen. Und es ist in Ordnung, wenn es einige Spieler gibt, die emotional nicht bereit sind, gegen Belgien zu spielen», sagte Hjulmand, der nach den positiven Nachrichten von Eriksen allerdings wieder zuversichtlicher auf das nächste Spiel blickt.

Auch der Besuch des dänischen Kronprinzen dürfte dem Team gutgetan haben. Der sportaffine Thronfolger Frederik übermittelte die Unterstützung des Königshauses. Das Wichtigste sei, dass es Eriksen den Umständen entsprechend gut gehe, hatte Frederik gemeinsam mit seiner Frau, Kronprinzessin Mary (49), nach dem Vorfall mitgeteilt.

Seit Tagen ist die Anteilnahme für Eriksen in Dänemark enorm. Im Zentrum von Kopenhagen haben hunderte Menschen eine weiße Wand mit Graffiti und Genesungswünschen für Eriksen bemalt. Über mehrere Meter ist die Wand mit Grußbotschaften übersät. «Die letzten 24 Stunden waren gut für die Gruppe. Wir wissen, dass es Christian gut geht. Und wir sind zurück auf dem Trainingsplatz. Es war wieder ein Lächeln im Gesicht der Spieler zu sehen», sagte Hjulmand am Dienstag.

Von Steffen Trumpf und Sebastian Stiekel, dpa
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