Der VfL Wolfsburg hat im Abstiegskampf das Duell mit dem VfL Bochum für sich entschieden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Die Ansprüche beim VfL Wolfsburg sind schon sehr gesunken, wenn das Club-Maskottchen «Wölfi» nach einem 1:0 (1:0) gegen Bochum auf den Platz springt und die beiden erstbesten Spieler in Grün-Weiß umarmt. Ein Europapokal-Platz war mal das Ziel in dieser Saison. Aber fünf Spieltage vor dem Ende erleichtert es nun alle, wenn der VfL das Schlimmste – sprich den Abstieg oder die Relegation – offenbar vermeidet.

«Dieses Spiel war wie ein Finale für uns. Es war sehr, sehr, sehr wichtig. Und wir haben unsere Arbeit gemacht», sagte der Franzose Maxence Lacroix. Sein Team feierte in diesem Krisenduell des Tabellen-14. gegen den 15. den ersten Heimsieg seit fünf Monaten. Und deshalb sind es nun die seit acht Spielen sieglosen Bochumer und nicht der andere VfL, die am Sonntagabend vom FSV Mainz 05 auf den Relegationsplatz verdrängt werden können.

Wind trifft – Schäfer ist ein Thema

Das Siegtor vor 26.327 Zuschauern schoss der Däne Jonas Wind in der 43. Minute. Der 25-Jährige hatte in der Fußball-Bundesliga seit dem 25. November nicht mehr getroffen und ist mit jetzt zehn Saisontreffern immer noch der mit Abstand beste Wolfsburger Torschütze. Auch das sagt einiges über die sportliche Fehlentwicklung der vergangenen Monate aus.

Hinzu kommt, dass die überraschende Trennung von Sport-Geschäftsführer Marcel Schäfer die ohnehin schon schlechte Stimmung rund um den Club noch weiter belastet hat. Wegen seines bevorstehenden Wechsels zu RB Leipzig ist der 39-Jährige für viele Fans vom Vereinsidol zum Verräter geworden. Und das führte in der Volkswagen Arena zu einem bemerkenswerten Spagat.

Auf der einen Seite rollten die Anhänger Protest-Plakate mit Aufschriften wie «Spielball des Konzerns», «Seelenloser Plastikclub» und «Fanfremde Geschäftsführung» aus. Auf der anderen Seite unterstützten sie die angeschlagene Mannschaft lautstark. Dazu hatte in den vergangenen Tagen unter anderem der Wolfsburger Oberbürgermeister Dennis Weilmann aufgerufen.

Wolfsburg wohl vor dem nächsten Umbruch

Ähnlich ambivalent ist die Situation des neuen VfL-Trainers Ralph Hasenhüttl. Er übernahm im März eine Mannschaft, die vor der Saison für rund 80 Millionen Euro verstärkt worden war. Aber er stellte dann schnell fest, dass ein Teil des Kaders und sogar ein Großteil der neun Neuzugänge weder für den Abstiegskampf geeignet ist noch für seine Idee vom pressing-intensiven Fußball.

Die drei teuersten Transfers der vergangenen zwei Jahre (Lovro Majer, Joakim Maehle, Mattias Svenberg) saßen deshalb gegen Bochum auf der Bank. Stattdessen setzte Hasenhüttl auf Kämpfer wie Yannick Gerhardt und Aster Vranckx. Und sagte hinterher zufrieden: «Vor dem Spiel wurde viel diskutiert, ob diese Mannschaft Abstiegskampf kann. Heute hat die Mannschaft ein Gesicht gezeigt, dass man zeigen muss. Die Mannschaft hat sich diesen Sieg einfach verdient aufgrund ihrer Körpersprache und ihrer Fähigkeit, dagegenzuhalten. Es war notwendig, dass wir heute unseren Mann stehen. Das haben wir getan.»

Für’s Erste geben sie sich damit in Wolfsburg zufrieden. Der Klassenerhalt soll nun spätestens in den beiden letzten Heimspielen gegen Schlusslicht Darmstadt und den direkten Konkurrenten Mainz perfekt gemacht werden. Danach steht mit einem neuen Sportchef und neuen Spielern nach Hasenhüttls Geschmack mal wieder ein Umbruch an.

«Da, wo wir stehen, macht Fußball spielen keinen Spaß», sagte Kapitän Maximilian Arnold beim Pay-TV-Sender Sky. «Ich will die Saison so schnell wie möglich abhaken und so schnell wie möglich die nötigen Punkte holen.»

Sebastian Stiekel, dpa
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