Mit der Verpflichtung von Vincent Kompany hat der FC Bayern München seine monatelange Trainersuche beendet und hofft mit dem Überraschungskandidaten auf Stabilität an der Seitenlinie. Der als Coach noch vergleichsweise unerfahrene Belgier erhält beim deutschen Fußball-Rekordmeister einen Vertrag bis zum 30. Juni 2027, wie die Münchner mitteilten.
Kompany kommt vom englischen Club FC Burnley, mit dem er zuletzt aus der Premier League abgestiegen war. Trotzdem sehen die Bayern-Bosse großes Potenzial in dem 38-Jährigen.
«Vincent Kompany ist hungrig und bringt alles mit: Schon als Spieler war er eine Führungsfigur im internationalen Spitzenfußball und geht auch als Trainer voran», sagte Sportvorstand Max Eberl in einer Mitteilung. «Wir wünschen uns auf dieser Position wieder mehr Kontinuität. Gemeinsam mit ihm wollen wir beim FC Bayern viel bewegen – und natürlich gemeinsam erfolgreich sein.»
Alonso, Nagelsmann, Rangnick, Tuchel – nun also Kompany
Nach einem monatelangen Chaos haben die Bayern damit endlich Planungssicherheit für die kommende Saison. Erst hatten unter anderem die Wunschkandidaten Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick abgesagt. Dann misslang auch noch der Versuch, die schon im Februar vereinbarte Vertragsauflösung mit Thomas Tuchel wieder rückgängig zu machen. Stattdessen kommt nun also Kompany, der während seiner beeindruckenden Spielerkarriere auch zwei Jahre für den Hamburger SV (2006 bis 2008) gespielt hatte.
In Erinnerung bleibt aber vor allem seine Zeit beim englischen Topclub Manchester City. Nach seinem Abschied vom HSV prägte der ehemalige Innenverteidiger nicht nur mit seinem intelligenten Aufbauspiel die Spielweise seiner Mannschaft, die er ab 2012 sieben Jahre lang als Kapitän anführte. Mit seiner Rückkehr zum RSC Anderlecht 2019 begann auch seine Laufbahn als Trainer. Titel holte er mit Anderlecht nicht. Stattdessen führte er Burnley 2023 zum Aufstieg in die Premier League – stieg mit dem Club aber direkt wieder ab.
«Es ist eine große Ehre, für diesen Club tätig sein zu dürfen – der FC Bayern ist eine Institution im internationalen Fußball», sagte der neue Bayern-Coach. «Als Trainer musst du für das stehen, was du als Persönlichkeit bist: Ich liebe es, den Ball zu haben, kreativ zu sein – und wir müssen auch aggressiv sein auf dem Platz und mutig.»
Führt Kompany die Bayern zum «Neustart in Gänze»?
Die Münchner hatten im Februar die Trennung von Tuchel zum Saisonende beschlossen. Der frühere Champions-League-Sieger mit dem FC Chelsea gewann mit den Münchnern in mehr als einem Jahr nur die Meisterschaft in der Saison 2022/23. In dieser Spielzeit wurde das Team in der Meisterschaft nach elf Titeln am Stück von Bayer 04 Leverkusen entthront. Im DFB-Pokal war der Rekordsieger bereits in der zweiten Runde blamabel gegen den Drittligisten 1. FC Saarbrücken ausgeschieden. Am Ende steht die erste titellose Saison der Münchner seit 2012.
Den Neustart in der Spielzeit 2024/25, in der das Champions-League-Endspiel in München stattfindet, muss nun Kompany gestalten. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte nach der Bekanntgabe der vorzeitigen Trennung von Tuchel sogar einen «Neustart in Gänze» angekündigt. Die Trainersuche gestaltete sich anschließend aber viel komplizierter, als sich das der Anfang März verpflichtete Sportvorstand Max Eberl gewünscht hatte.
Bayern wollen wieder «Kontinuität aufbauen»
«Wir wollen einen Trainer haben, der ein Stück weit Bayern München längerfristig begleitet», hatte Eberl wiederholt. «Wir wollen eine Kontinuität aufbauen.» Mit Kompany, der den FC Bayern in seiner noch jungen Karriere als Riesenchance begreifen kann, gehen die Münchner aufgrund dessen geringer Erfahrung nun aber auch ins Risiko.
Xabi Alonso war die Wunschlösung, doch der Spanier sieht als Meistermacher seine Zukunft vorerst weiter in Leverkusen. Bundestrainer Nagelsmann war auch ein Kandidat für eine Rückkehr zum FC Bayern, verlängerte aber im April lieber seinen Vertrag beim DFB bis nach der WM 2026. Mit Rangnick standen die Münchner kurz vor einer Einigung, dann aber sagte dieser doch noch ab.
Pep Guardiola war der Letzte
Finden Kompany und die Bayern nun also zum gemeinsamen und langfristigen Erfolg? Der im Sommer 2016 ausgeschiedene Pep Guardiola war der letzte Bayern-Trainer, der bis zum vereinbarten Vertragsende blieb – abgesehen vom ewigen Jupp Heynckes, der nach Carlo Ancelotti bis zum Saisonende aushalf.
«Wenn sie glauben, dass ‚Vinny‘ die richtige Entscheidung ist», sagte Guardiola vor Kurzem in Richtung der Münchner Bosse, dann brauche so ein Junge auch bedingungslose Unterstützung. Am 15. Juli ist Trainingsstart – dann gilt es für Kompany und die Bayern.