Thomas Müller (3.v.r) schoss die Bayern in Fürth schon früh in Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Julian Nagelsmann nahm seinen Notizblock und klatschte seine abgekämpften Spieler zufrieden ab: Der FC Bayern hat sich in der Fußball-Bundesliga auch von einer langen Zeit in Unterzahl nicht aufhalten lassen.

Nach dem 7:0 gegen den VfL Bochum gewannen die Münchner beim Tabellenletzten SpVgg Greuther Fürth das nächste und zeitweise hitzige Duell mit einem Aufsteiger mit 3:1 (2:0). Der Platzverweis für Weltmeister Benjamin Pavard in der 48. Minute brockte den Bayern aber fast eine Hälfte mit einem Spieler weniger ein – und den späten Gegentreffer durch Cedric Itten (88. Minute).

Kimmich: «Nicht unbedingt eine Glanzleistung»

«Ich würde sagen, dass es nicht unbedingt eine Glanzleistung von uns war», sagte Nationalspieler Joshua Kimmich beim Sender DAZN: «Aber unterm Strich haben wir doch verdient gewonnen.» Wenn er ganz ehrlich sei, hätten sie in der ersten Halbzeit «einen Tick zu wenig» gemacht, befand auch Mitspieler Thomas Müller. Ganz pragmatisch bewertete aber Trainer Nagelsmann den Sieg: «Am Ende finde ich es wichtig, dass du gewinnst, das ist das Entscheidende.»

Müller (10. Minute), Kimmich (31.) und der Fürther Sebastian Griesbeck mit einem Eigentor (68.) sorgten vor 11.740 Zuschauern in Franken aber letztlich für eine erfolgreiche Einstimmung des Serienmeisters auf das erste Saison-Heimspiel in der Champions League am Mittwoch gegen Dynamo Kiew. In der intensiven zweiten Hälfte sah Bayern-Coach Julian Nagelsmann die Gelbe Karte, weil er sich zu heftig beim Schiedsrichter beschwerte.

Bayern-Verfolger VfL Wolfsburg, der am Samstag bei der TSG 1899 Hoffenheim antreten muss, hat nun vorerst drei Punkte Rückstand auf den deutschen Rekordmeister.

Goretzka verfehlt nach dreieinhalb Minuten

Zweifel an einem Sieg der Münchner in Fürth hatte vor dem Anpfiff niemand. Als es losging, dauerte es auch nicht lange, bis die Bayern die erste große Chance hatten. Nach nur dreieinhalb Minuten rauschte ein Schuss von Leon Goretzka am Fürther Tor vorbei – viel fehlte nicht für ein Tor in seinem 200. Bundesligaspiel. Doch nicht Goretzka, sondern Müller brachte die Bayern in Führung. Auf links zog Alphonso Davies davon, angegriffen wurde er von den ansonsten tapferen und mutigen Gastgebern nicht.

Davies‘ flache Hereingabe bei dem schnellen Konter auf Höhe des Strafraums schloss Müller gekonnt ab, vom Innenpfosten landete der Ball im Tor. An der Seitenlinie schaute Nagelsmann, der in seiner Startelf noch mal auf Neuzugang Marcel Sabitzer verzichtet hatte, ziemlich zufrieden drein.

Auch wenn die Fürther im Sondertrikot mit goldenen Rückennummern beim Eckenverhältnis zwischenzeitig mit 4:0 führten, diesen Bayern, die in den ersten fünf Ligaspielen 20 Tore erzielt haben, waren sie zunächst einfach nicht gewachsen. Umso mehr Respekt vor ihrer Spielweise: Mutig, wie von Trainer Stefan Leitl gefordert, versuchten sie, irgendwie mitzuspielen und hatten unmittelbar vor der Pause die große Chance zum Anschlusstreffer. Nach einer Ecke fehlten Paul Seguin am zweiten Posten aber nur Zentimeter, um den Ball zu kommen.

Nagelsmann stellt nach Pavard-Rot um

So blieb es bei der 2:0-Führung der Münchner, die Kimmich bei einem ähnlichen Spielzug gelungen war, wie zuvor Müller beim 1:0. Wieder kam der Ball über die linke Münchner Seite von Davies, in der Mitte legte Sané auf Kimmich ab, dessen platzierter Flachschuss aus etwa 20 Metern SpVgg-Keeper Sascha Burchert keine Chance ließ.

Die Aufregung nur kurz nach dem Wiederanpfiff hatten die Bayern nicht eingerechnet. Pavard grätschte Julian Green ab, den Leitl auch wegen dessen Bayern-Vergangenheit in die Partie geschickt hatte. Schiedsrichter Robert Schröder zeigte Rot, am Spielfeldrand redete Salihamidzic auf den vierten Offiziellen ein. «Kann man schon Rot geben. Die Grätsche war nicht zwingend notwendig», befand Nagelsmann und fürchtet: «Die Rote Karte hat am Ende eine größere Tragweite für die kommenden Wochen.»

In Unterzahl hatte er von Dreier- auf Viererkette umgestellt und nach einer Stunde Sabitzer für den agilen Sané gebracht. Für das dritte Tor sorgte aber Griesbeck, als er bedrängt von Robert Lewandowski den Ball ins eigene Tor bugsierte. «Dummheit, wenn wir vor allem in Überzahl sind», sagte Griesbeck. Mit dem Treffer von Itten ins Bayern-Tor wurden die Fürther zum Schluss für ihren Einsatz aber etwas belohnt. «Ein bisschen ärgerlich», fand es Kimmich indes aus Bayern-Sicht.

Von Christian Kunz und Jens Marx, dpa
Folge uns

Von