Da geht's lang: Hansi Flick (l) ist mit dem DFB-Team in Marbella gestartet. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Beim beliebten Kreisspiel bewegte sich Niklas Süle im strahlenden Sonnenschein von Marbella noch in der ihm vertrauten Bayern-Gruppe.

Aber der Münchner Abwehrhüne hatte beim Training der Fußball-Nationalmannschaft in Spanien auch schon viel Spaß mit seinem künftigen BVB-Teamkollegen Marco Reus. Im kurzen Trainingslager der DFB-Auswahl vor dem Nations-League-Ernstfall ist eine neue Blockbildung zu begutachten, die Bundestrainer Hansi Flick schon mit Blick auf die Weltmeisterschaft in Katar freudig stimmt.

Flick zufrieden mit BVB-Block

Schwarz-Gelb wird in der DFB-Auswahl nach der Ausmusterung namhafter Akteure wie Mats Hummels oder Emre Can wieder zur zweiten kraftvollen Farbe neben dem schon traditionell dominierenden und tonangebenden Bayern-Rot. Und Flick bewertet das Upgrade des zuletzt im DFB-Kreis kaum noch präsenten Vizemeisters durch die Verpflichtung von Bayerns Süle (26), Nico Schlotterbeck (22) vom Pokalfinalisten SC Freiburg sowie Sturmtalent Karim Adeyemi (20) vom österreichischen Meister Red Bull Salzburg als förderlich für seine Arbeit und sportlichen Ziele.

«Ich begrüße das absolut. Die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt: Wenn man zwei Vereine hat, die einen Block bilden, kann man damit erfolgreich sein», sagte der Bundestrainer. Flick verriet, dass ihm BVB-Chef Hans-Joachim Watzke schon zu Beginn des WM-Jahres angedeutet hatte, dass die Borussia versuchen wolle, den einen oder anderen deutschen Nationalspieler zu verpflichten. Gesagt, getan.

In Marbella tummeln sich nun mit Reus, Julian Brandt und den drei namhaften Neuzugängen im Grunde fünf BVB-Profis. WM-Chancen besitzt zudem der in Spanien aus Verletzungsgründen fehlende Mo Dahoud. «Unsere Topspieler in Deutschland zu haben, bringt uns auch einen Schritt weiter mit Blick auf das übernächste Turnier», sagte Flick schon in der Vorausschau auf die Heim-Europameisterschaft 2024.

Eingespieltheit ein Faktor

Süle und Schlotterbeck könnten in Zukunft nicht nur in Dortmund das Innenverteidiger-Pärchen bilden. Auch Reus und Adeyemi könnten vorne zusammenspielen – im BVB-Trikot und im DFB-Dress. An den – ohne Süle – noch sieben Bayern im aktuellen DFB-Kader sieht man, was es heißt, eingespielt zu sein und miteinander auf dem Platz zu harmonieren.

Wobei gerade die Münchner Profis Flick gerade ein paar Rätsel aufgeben vor den Nations-League-Partien gegen zweimal Italien, England und Ungarn. Die Bayern-Saison trudelte nach dem nächsten Meisterschaftsgewinn lustlos aus. Flick freut sich über Rückkehrer wie Joshua Kimmich und Leon Goretzka. Er muss aber in Marbella auch einen Münchner Problemfall wie Leroy Sané wieder in Tritt bekommen.

Am Dienstag musste der Angreifer im «Marbella Football Center» am Ende des Teamtrainings noch zusätzlich Steigerungsläufe absolvieren. Auch Süle und Abwehrkollege Thilo Kehrer von Paris Saint-Germain mussten länger als die anderen auf dem Rasen schuften und schwitzen, bevor es in die großzügig gewährte Freizeit am Nachmittag ging.

Problemfall Sané

Flick widmete sich Sané auffällig beim Training. Er klopfte ihm auf die Schulter, nahm ihn väterlich in den Arm. Flicks Ansatz geht so: «Wir werden viel miteinander reden. Leroy ist froh, hier zu sein. Er freut sich auf die Spiele, auf das Training. So gehen wir das an.»

Flick braucht jetzt – aber vor allem in Katar – einen voll funktionsfähigen Bayern-Block. Kapitän Manuel Neuer bemerkte, dass gerade «der Leroy ein sensibler Typ» sei. Sané habe eine Saison «mit Höhen und Tiefen» hinter sich – «und ich bin mir ganz sicher, dass er ein wichtiger Faktor für uns in der Mannschaft sein wird».

Für den turniererfahrenen Neuer sind das Trainingscamp in Spanien mit Familienanschluss und die danach anstehenden vier Partien in der Nations League ein wichtiger WM-Baustein. «Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Gerade diese Gegner, auf die wir treffen werden, zweimal Italien, dazu England und Ungarn, sind entscheidende Spiele. Da liegt die Latte ein bisschen höher», sagte Neuer. Es gehe darum, jetzt «den Grundstein zu legen» für den Erfolg in Katar.

Neuer hatte schon früh den Titelgewinn als WM-Ziel ausgerufen. Gegen Teams «auf Augenhöhe» wie Europameister Italien und den EM-Zweiten England gelte es nun, sich auf dem Platz «so durchzusetzen, dass man sagen kann: Hey, wir haben eine Mannschaft, wir haben Selbstvertrauen – und mit diesem Schwung können wir dann ins Turnier starten.»

Von Klaus Bergmann, dpa
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