Bundestrainer Hansi Flick setzt in den Partien gegen Italien und England auf routinierte Spieler. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Ein halbes Jahr vor dem WM-Ernstfall sendet Hansi Flick eindeutige Signale an seine WM-Kandidaten – inklusive erster Härtefälle. Der Kreis für Katar schließt sich, der Kampf um die Stammplätze wird forciert.

Nach längst ausgemusterten Routiniers wie den Dortmundern Mats Hummels und Emre Can geraten weitere letztjährige EM-Kandidaten beim Bundestrainer auf das Abstellgleis.

Kurz-Trainingslager im spanischen Marbella

Kein Matthias Ginter, kein Robin Gosens, kein Florian Neuhaus und auch kein Freiburger Pokalfinalist Christian Günter lauten Flicks Botschaften beim Kader für den am Ende einer langen Saison für die Fußball-Nationalmannschaft noch anstehenden DFB-Lehrgang mit gleich vier Nations-League-Partien. «Ich weiß nicht, ob das Härtefälle sind. Alle, denen ich absagen musste, wären gerne dabei gewesen. Ich versuche immer, transparent zu sein», sagte der 57-jährige Flick am Donnerstag bei der Bekanntgabe des 26 Spieler umfassenden Aufgebotes für das Kurz-Trainingslager mit Familienanschluss im spanischen Marbella (23. bis 27. Mai) sowie die anspruchsvollen Spiele in der Nationenliga im Juni gegen Topteams wie Italien und England.

«Ich muss auch ganz deutlich sagen: Das ist kein endgültiger Kader für die WM. Die Tür ist auf. Wir haben noch vier Monate, in denen sich jeder nochmal in Szene setzen kann», sagte Flick. Er sagte aber auch: «Der Kader, der jetzt da ist, ist vom Stamm her das Maß aller Dinge.» Das war ein klarer Hinweis an alle nicht Nominierten: «Wir sind sehr happy mit der Qualität, die wir im Kader haben.»

Bundestrainer baut auf Rückkehrer

Flicks WM-Fokus liegt auf etablierten Kräften und den bei den Länderspielen im März fehlenden Rückkehrern wie den Münchnern Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Serge Gnabry, dem Dortmunder Marco Reus und dessen zukünftigen Teamkollegen Niklas Süle und Karim Adeyemi sowie dem ebenfalls wieder fitten Gladbacher Jonas Hofmann. Wieder dabei ist auch Abwehrspieler Lukas Klostermann, der am Samstag mit RB Leipzig im DFB-Pokalfinale steht, das sich Flick in Berlin live ansehen wird.

Abwehrspieler Ginter hat in Gladbach keine gute Saison gespielt, ebenso Neuhaus. Sie waren schon zuletzt nur noch Ergänzungskräfte im Nationalteam. EM-Entdeckung Gosens kommt nach langer Verletzung und dem Wechsel zu Inter Mailand in Italien kaum zum Zug. Überraschend ist, dass als zweiter Linksverteidiger auch Freiburgs Stammspieler Günter außen vor ist. Hoffenheims David Raum ist klar erste Wahl.

Flick gratuliert Trapp zum Europa-League-Sieg

Für den absprachegemäß im Sommer pausierenden Torwart Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) ist der Hoffenheimer Oliver Baumann (31) neben Kapitän Manuel Neuer und dem Frankfurter Europa-League-Sieger Kevin Trapp als dritter Keeper dabei. Dem 31-jährigen Trapp machte Flick Hoffnungen, Einsatzzeit auch im DFB-Team zu bekommen. Er bescheinigte dem Frankfurter eine herausragende Endspielleistung am Mittwochabend in Sevilla gegen die Glasgow Rangers. «Kevin hat eine herausragende Form. Er hat in den letzten Monaten die richtige Entwicklung gemacht. Das registrieren wir», sagte Flick. Trapp war nie so gut wie jetzt.

Im Trainingslager an der Costa del Sol soll vormittags trainiert werden. Nachmittags dürfen die Spieler dann mit Frauen und Kindern oder Teamkollegen im Luxus-Resort «relaxen», wie Flick ankündigte.

Nach einem freien Wochenende nach der Rückkehr aus Spanien kommt die DFB-Auswahl am 30. Mai dann wieder in Herzogenaurach zusammen, um sich im «Home Ground» von Ausrüster Adidas auf die Partien in der Nations League in Bologna gegen Italien (4. Juni), in München gegen England (7. Juni), in Budapest gegen Ungarn (11. Juni) und in Mönchengladbach erneut gegen Italien (14. Juni) vorzubereiten.

«Diese Spiele sind für uns eine tolle Chance, zu zeigen, wie weit wir sind», sagte Flick mit Blick auf die am 21. November beginnende WM-Endrunde in Katar. Vor der für 17. November terminierten Anreise in den Wüstenstaat und dem Bezug des «Zulal Wellness Resorts» ist laut Flick ein Kurzaufenthalt in Dubai mit einem Testspiel geplant.

Von Klaus Bergmann, Jan Mies und Arne Richter, dpa
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