Eine gewisse Erleichterung nach dem Sieg gegen den FC Augsburg war bei den Münchnern spürbar: Die Spieler feiern mit den Fans. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Nach dem hüpfenden Siegjubel vor der erstmals wieder mit den Ultras gefüllten Fankurve waren die Stars des FC Bayern schon mal emotional angefixt.

«Am Dienstag brennt hier richtig die Hütte. Dann werden wir ein Spiel abliefern, das Bayern-like ist», kündigte Fußball-Nationalspieler Leon Goretzka vollmundig nach dem 1:0 (0:0) in der Fußball-Bundesliga gegen den FC Augsburg an. Die 90 zähen Minuten taugten eher nicht zur lauten Ansage an den FC Villarreal.

«Ein riesiger Schritt Richtung Meistertitel»

Die Bayern reden sich stark für einen großen Champions-League-Tag. «Jetzt müssen wir alles auf Dienstag legen», sagte Trainer Julian Nagelsmann mit Blick auf das Viertelfinal-Rückspiel, in dem die Münchner ein 0:1 aufholen müssen: «Dann wird abgerechnet!» Die Hütte wird nämlich erst recht brennen, wenn die großen Bayern gegen den Europa-League-Sieger aus Spanien ausscheiden und das verabredete Halbfinale gegen Jürgen Klopps FC Liverpool verpassen sollten.

Negative Gedanken blendeten die Bayern aber konsequent aus, nachdem sie sich gegen einen wehrhaften FC Augsburg wenigstens zu einem knappen Sieg durch das späte Handelfmeter-Tor von Robert Lewandowski aufgerappelt hatten. «Wir haben nochmal den Motor angeworfen in der zweiten Halbzeit», sagte Thomas Müller, der als erster Feldspieler überhaupt die Marke von 300 Bundesligasiegen erreicht hat. «Das war ein riesiger Schritt Richtung Meistertitel», verkündete Müller.

Formkurve einiger Stars stimmt nachdenklich

Was zählt beim Jedes-Jahr-Meister ist aber die Königsklasse, Europas Fußball-Thron. Und da musste am Samstag sowohl Nagelsmann als auch die 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena die Formkurve einiger Stars nachdenklich stimmen. Ausgerechnet in der finalen Saisonphase sind etwa die Flügelstürmer Serge Gnabry und Leroy Sané, aber auch Dauerleister wie Antreiber Müller und Mittelfeld-Dirigent Joshua Kimmich gerade nicht auf der Höhe ihrer Schaffenskraft.

«Warum einige Spieler aktuell nicht den Peak erreichen? Das ist nicht leicht zu erklären», rätselte Nagelsmann. Zudem durchkreuzte leichtes Fieber bei Niklas Süle den Trainer-Plan, dem Abwehrchef gegen Augsburg Spielpraxis für Villarreal sammeln zu lassen. «Ich hoffe, dass es bis Dienstag bei Niki wieder geht», sagte Nagelsmann.

Ein besonderes Sorgenkind ist wieder mal Sané. Der Fußball-Künstler klatschte nach seiner Auswechslung nach wirkungslosen 64 Minuten nur widerwillig mit Nagelsmann ab. «Da müssen wir keine Schlagzeile draus machen», beschwichtige der Trainer: «Jeder geht mit Frustration anders um.» Er kenne Sané. Dieser sei in solchen Momenten «meistens stocksauer» auf sich selbst. Der Nationalspieler sei sehr selbstkritisch und hinterfrage sich stets extrem. Kein Problem also, sagte Nagelsmann: «Meine volle Unterstützung hat er, meine maximale Empathie und Sympathie hat er auch.» Schließlich habe Sané eine «unfassbare Qualität». Auf dem Platz zu sehen ist sie gerade nicht.

«Es geht nicht um Glamour, sondern um Punkte»

Mit wenigen Ausnahmen – etwa Kingsley Coman – stockt gerade der Schub im Münchner Ensemble. Nagelsmann kontert Krisengerede. «Wir sind in einer Saisonphase, wo es nicht um Glamour geht, sondern um Punkte.» Auch im K.o.-Spiel gegen den FC Villarreal gehe es am Dienstag (21.00 Uhr) «nicht um Glamour», betonte der Trainer. Es geht um das nackte Ergebnis, ein 2:0, 3:1, 4:2 muss her gegen den FC Villarreal.

Von den formschwachen Spielern erwartet Nagelsmann darum zumindest Primär-Tugenden wie Leidenschaft, Einsatz, Willensstärke. «Die nötige Haltung und Emotionalität kann man immer aufbringen», sagte er. Schließlich taxierte auch der Coach die notwendige Steigerung nach dem matten Auftritt gegen Augsburg auf satte «60 bis 70 Prozent».

Lewandowski bat die Fans um Hilfestellung: «Ich hoffe, die Stimmung im Stadion wird richtig geil.» Manuel Neuer beschwor ein großes Comeback, wie es den Bayern schon häufiger in der Königsklasse bei komplizierten Aufholjagden im eigenen Stadion geglückt sei: «Das ist ein Spiel, das ist uns auf den Leib geschneidert. Das wollen wir so nutzen, um den Bock so umzustoßen, dass wir ins Halbfinale müssen.» Das MÜSSEN sprach der Kapitän am Samstagabend groß geschrieben aus.

Von Klaus Bergmann, dpa
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