Thomas Müller (l) und seine Bayern freuen sich auf das Topspiel gegen Bayer Leverkusen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Unter lautem Gejohle wurde Rekordsieger Thomas Müller nach dem nächsten Meilenstein seiner Profi-Karriere in der Bayern-Kabine abgefeiert.

«Einmal Ruhe bitte! Thomas hat wieder eine neue Trophäe – 500 Siege», sagte Kapitän Manuel Neuer, bevor er unter Applaus und wilden Jubelrufen seinem langjährigen Weggefährten nach dem zähen 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach ein gerahmtes rot-weißes Trikot mit dem Aufdruck «Müller 500 Wins» überreichte, wie in einem Social-Media-Video zu sehen war.

Daheim aufhängen will Müller das Erinnerungsstück allerdings nicht. «Ich hoffe, sie haben im Museum noch Platz», flachste das Bayern-Urgestein nach dem grandiosen Vereinsrekord. «Ich bin kein Freund von den ganzen Jubiläen, nur weil es jetzt vielleicht eine runde Zahl ist an Pflichtspielsiegen. Sondern das Gefühl des Sieges ist das Schöne», erklärte Müller. 

Nun gegen die ungeschlagenen Leverkusener

Sieg Nummer 501 im Bundesliga-Topspiel am kommenden Samstag beim noch unbesiegten Liga-Primus Bayer Leverkusen würde Müller mit viel mehr Glückshormonen fluten. «Was mich glücklich macht, ist die Situation, dass wir mit einem Sieg die Tabellenspitze erobern können», sagte Müller. Er war schon am Wochenende angefixt: «Fußball-Deutschland kann sich freuen!»    

«Hausaufgaben gemacht», frohlockte Trainer Thomas Tuchel nach einer Generalprobe, die bei Bayer keine Vizekusen-Ängste auslösen muss. Im neuen Jahr fällt den Bayern das Siegen weiter schwer. Nichts wirkt leicht. Mitreißender Fußball mit Tuchel-Handschrift ist nur sehr dosiert zu sehen. Es sei wieder «die Kategorie Arbeitssieg» gewesen, befand Müller.

Bayern-Keeper freut sich auf «Highlight-Spiel»

Neuer blickte trotzdem angriffslustig auf die große Titel-Kraftprobe voraus. «Wir mögen ja solche Highlight-Spiele», tönte der Nationaltorhüter. «Jetzt ist es mal anders als in der Vergangenheit, dass wir die Jäger sind. Wir wollen das natürlich ändern, möglichst mit drei Punkten in Leverkusen. Jeder, der das Bayern-Trikot anhat, wartet gerade auf diese Spiele. Das ist in der Champions League so, das ist bei den meisten Spielen gegen Dortmund der Fall. Und gerade so ein Duell mit Leverkusen, wo sie eine sehr gute Saison spielen, ist für uns ein großes Highlight, auf das wir hinfiebern», lautete Neuers Mia-san-mia-Ansage.

Dass sich das von immer neuen Ausfällen beeinträchtigte Münchner Starensemble schwertut, richtig auf Touren zu kommen, ist für den 37-jährigen Neuer unerheblich. «Egal, welche Ergebnisse im Vorfeld gewesen sind – bei solchen Spielen zählt vieles nicht. Das Momentum entscheidet.» Und «die bessere Tagesform», ergänzte der Bayern-Anführer. 

Gegen Gladbach war es «eine Okay-Leistung gegen einen schwierigen Gegner», wie Tuchel bemerkte. Und ein Spiel mit mehreren Protagonisten, allen voran Müller. An den ersten drei Toren war er beteiligt. Bei Nico Elvedis Führungstor für Gladbach agierte der 34-Jährige beim Ballverlust unglücklich. Das 1:1 von Youngster Aleksander Pavlovic, der sich immer mehr ins Rampenlicht spielt, bereitete Müller mit einem butterweichen Pass vor. Und vorm 2:1-Kopfball von Harry Kane provozierte Müller im Luftkampf den entscheidenden Patzer von Gladbachs Torwart Moritz Nicolas. Beim späten 3:1 von Matthijs de Ligt war Müller dann schon nicht mehr auf dem Platz. 

«Tolle Person, toller Spieler. 500 Siege in der Karriere für einen Club zu haben, ist sehr speziell», sagte Kane bewundernd. Der Torjäger selbst erzielte sein 24. Saisontor. Nur die ihm unbekannte und 2022 verstorbene HSV-Legende Uwe Seeler kam in ihrem ersten Bundesliga-Jahr auf mehr Treffer, nämlich 30. «Okay, wenn ich so weitermache wie bisher, ist es eine Möglichkeit», sagte der Engländer zur Verbesserung der Seeler-Marke.

«Keine Worte» hatte derweil Tuchel, nachdem sich diesmal Außenverteidiger Alphonso Davies am Knie verletzte und mit einer Innenband-Zerrung gegen Leverkusen auszufallen droht. Klare Worte richtete Tuchel wiederum an Sky-Experte Dietmar Hamann, der den Trainer und auch die Bayern-Bosse mit einer haltlosen Interpretation von Tuchel-Aussagen bei einem Fanclub-Besuch massiv verärgert hatte. «Wir waren alle schockiert, was er daraus gemacht hat», sagte Tuchel. Hamanns Entschuldigung wies er zurück: «Ich nehme ihm das nicht ab.» Gute Freunde werden Tuchel und Hamann nicht mehr.

FC Bayern mit Titel-Anspruch

Deutliche Worte übermittelte Tuchel vor dem Topspiel und dem spannenden Trainer-Duell mit Xabi Alonso auch noch ins Rheinland: «Wir werden nach Leverkusen fahren mit dem ganz klaren Ziel, ihnen die erste Niederlage beizubringen und sie zu überholen.» 

Auch Vorstandschef Jan-Christian Dreesen bekräftigte den Münchner Anspruch, zum zwölften Mal nacheinander Meister zu werden. «Das ist eine unfassbare Spannung, dass zwei Clubs aktuell so hervorragend unterwegs sind.» Zur Favoritenrolle sagte der Münchner Boss: «Ich würde uns nicht unbedingt als Favorit sehen. Wir sind ja jetzt in der Verfolgerrolle. Insofern ist klar, wer der Favorit ist.» Aber, so Dreesen: «Damit fühlen wir uns ganz wohl.» 

500-Siege-Mann Müller wagte auch eine Prognose. «Ich glaube nicht, dass eine Mannschaft 4:0 gewinnen wird.» Auf die Schlussfrage, ob er hoffe, dass es Thomas-Müller-Erfahrung im Topspiel brauche und Coach Tuchel dies auch so sehe, antwortete er in typischer Manier: «Ich glaube, es geht auch ohne – aber ich würde es mit probieren.»

Von Klaus Bergmann und Christian Kunz, dpa
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