Rund um den Wiederbeginn der Bundesliga nach der Winterpause starten in der Elfenbeinküste und Katar der Afrika- und Asien-Cup. Viele Erstligisten müssen auf Leistungsträger verzichten. Spitzenreiter Bayer Leverkusen trifft es besonders hart – zumal sich ein Topspieler schon in der Turniervorbereitung schwerer verletzt hat. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den beiden Kontinentalturnieren:
Wann und wo finden die zwei Turniere statt?
Die beiden Kontinentalturniere finden fast zeitgleich von Mitte Januar bis Mitte Februar statt. Beim Afrika-Cup in der Elfenbeinküste wird das Eröffnungsspiel am 13. Januar angepfiffen, das Finale ist am 11. Februar terminiert. Die Asienmeisterschaft in Katar läuft von 12. Januar bis 10. Februar.
Warum werden die Meisterschaften inmitten der europäischen Club-Saison ausgetragen?
Die Asienmeisterschaft hätte eigentlich im Sommer 2023 in China stattfinden sollen, wurde dann aber wegen der Folgen der Corona-Pandemie abgesagt. Katar sprang kurzfristig ein. Weil es in dem Wüstenstaat im Sommer aber zu heiß ist für so ein Turnier – siehe die WM 2022 – wird nun im Winter gespielt. Auch beim Afrika-Cup gab es meteorologische Gründe für den Termin im Januar: Eigentlich war das Turnier im Sommer 2023 vorgesehen gewesen; da ist in der Elfenbeinküste aber Regenzeit, weshalb man auf den europäischen Winter auswich.
Wie viele Spieler aus deutschen Ligen sind dabei?
Insgesamt 32 Fußballer, die in Deutschland aktiv sind, wurden für die Turniere abgestellt: 20 beim Afrika-Cup, zwölf in Asien. Darunter sind Bundesliga-Stars wie Bayerns Münchens Innenverteidiger Minjae Kim (Südkorea) oder der Stuttgarter Torjäger Serhou Guirassy (Guinea), aber auch Zweitligaprofis und sogar ein Amateurkicker: Stanley Ratifo vom baden-württembergischen Oberligisten 1. CfR Pforzheim hat es in den Kader von Mosambik geschafft.
Überraschend nicht nominiert wurde übrigens Eric Maxim Choupo-Moting, der routinierte Stürmer des FC Bayern und Nationalspieler des Kamerun. Bayer Leverkusen Toptorjäger Victor Boniface verletzte sich bei der nigerianischen Nationalmannschaft und fällt kurzfristig für das Turnier aus.
Könnten die Abstellungen Auswirkungen auf den Titelkampf in der Bundesliga haben?
Das ist nicht ausgeschlossen, müssen die deutschen Spitzenteams doch gleich auf etliche Profis verzichten. Während von Serienchampion Bayern Kim und Verteidigerkollege Noussair Mazraoui (Marokko) nominiert wurden, muss Tabellenführer Leverkusen im nominierten und nun verletzten Boniface (Nigeria), Odilon Kossounou (Elfenbeinküste), Edmond Tapsoba (Burkina Faso) sowie Amine Adli (Marokko) gleich vier Profis ersetzen. Boniface steht wegen einer Muskel-Sehnenverletzung im rechten Adduktorenbereich voraussichtlich sogar bis April nicht zur Verfügung.
Dem VfB Stuttgart fehlt allen voran Torjäger Guirassy (Guinea), der in der Hinrunde schon 19 Pflichtspieltreffer erzielt hatte. Der 27-Jährige verletzte sich im Test gegen Nigeria am Oberschenkel – wie schwer, ist allerdings noch unklar. Auch die Abstellungen von Hiroki Ito (Japan) und Silas (DR Kongo) könnten sich beim VfB bemerkbar machen, zudem ist Woo-yeong Jeong für Südkorea abgestellt. Von RB Leipzig und Borussia Dortmund wurden je zwei Spieler nominiert, Eintracht Frankfurt muss drei Profis zum Afrika-Cup entsenden.
Und was sagen die Trainer der betroffenen Vereine dazu?
Sie sind selbstverständlich nicht begeistert. «Immer extrem unglücklich» nannte etwa Bayern-Coach Thomas Tuchel die Abstellungspflicht mitten in der Saison. Leverkusens Club-Chef Fernando Carro forderte in der «Bild am Sonntag», dass die Terminierung für die beiden Kontinentalturniere in Zukunft überdacht wird und hofft auf eine Verständigung zwischen der europäischen Club-Vereinigung ECA und dem Weltverband FIFA. Trainer Xabi Alonso meinte: «Ich weine nicht. Ich bin kein Opfer. Wir haben genug Spieler.»
Auch Leverkusens Sportchef Simon Rolfes schilderte, dass Bayer die beiden Turniere in Asien und Afrika bei der Kaderzusammensetzung im Sommer schon einkalkuliert habe. Der Stuttgarter Coach Sebastian Hoeneß gab sich pragmatisch: «Solche Situationen bieten auch immer Chancen – insbesondere für unsere Jungs von unten.»
Wer sind die Favoriten und Stars der zwei Turniere?
Beim Afrika-Cup könnten sich einige Stürmer in den Vordergrund schießen. Liverpools Torjäger Mohamed Salah will mit Ägypten den Titel holen, nachdem er 2017 und 2022 jeweils im Finale gescheitert war – vor zwei Jahren musste er seinem früheren Teamkollegen und dann Bayern-Profi Sadio Mané beim Jubeln mit Senegal zusehen. Bei der Wahl zu Afrikas Fußballer des Jahres wurden Salah und Mané jüngst von Victor Osimhen ausgestochen – der Napoli-Stürmer will nun auch mit Nigeria überraschen. Zu den Favoriten gehört neben Titelverteidiger Senegal und Endspielgegner Ägypten vor allem auch WM-Halbfinalist Marokko mit seinen Stars Hakim Ziyech (Galatasaray Istanbul) und Achraf Hakimi (Paris Saint-Germain).
Beim Asien-Turnier stehen vor allem zwei Trainer im Fokus. Jürgen Klinsmann soll die Südkoreaner um Bayerns Kim und Sturm-Routinier Heung-min Son von Tottenham Hotspur zum Erfolg führen – Südkorea wartet seit 64 Jahren auf diesen Titel. Der ehemalige deutsche Nationalstürmer und Auswahlchef beim «Sommermärchen» 2006 verkündete jüngst, dass er in den Augen seiner Spieler den Erfolgshunger erkenne. Neben Klinsmann ist Roberto Mancini der prominenteste Coach des Turniers: Der Italiener verließ im vorigen Sommer überraschend die Nationalmannschaft seines Heimatlandes, wurde in Italien damit vom EM-Helden zum Verräter und heuerte in Saudi-Arabien an.