Frankfurts Cheftrainer Oliver Glasner trifft auf seinen alten Arbeitgeber, den VfL Wolfsburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Das Wiedersehen von Oliver Glasner als Trainer von Eintracht Frankfurt und Jörg Schmadtke als Geschäftsführer des VfL Wolfsburg zur besten Sendezeit am Sonntagabend könnte so harmonisch sein.

Beide könnten über den Topstart der Niedersachsen oder die jüngsten Erfahrungen in Champions und Europa League plaudern und sich gegenseitig nochmal auf die Schulter klopfen: Hey, Einzug in die Königsklasse mit Wolfsburg, das haben wir gut gemacht! Dass es nach schwierigen Monaten, in denen nur die große Professionalität das Duo zusammenhielt, nicht so kommen wird, haben beide Protagonisten aber schon angedeutet.

«Ich weiß nicht, ob wir uns über den Weg laufen, aber wenn das so sein sollte, wird es von meiner Seite normal ablaufen. Ich werde ihm guten Tag sagen und alles Gute wünschen», sagte Schmadtke dem «Sportbuzzer». Der Österreicher Glasner wurde jüngst gefragt, ob er seinem früheren Chef eine Glückwunsch-SMS nach dem 0:0 in Lille zum Champions-League-Start geschrieben habe. «Sie haben ja nicht gewonnen», antwortete Glasner – er lachte, die Journalisten schmunzelten. Und damit war auch alles gesagt.

Kein schöner Abgang

Der sportliche Erfolg ist das eine, doch rund um den Glasner-Abgang ging es auch um Stilfragen. Der 47-Jährige hatte den Club kaum verlassen, da sagte Routinier Josuha Guilavogui bereits in einem  Zeitungsinterview: «Ja, ich bin froh, dass er weg ist, weil es für mich persönlich die schlimmste Beziehung war, die ich jemals zu einem Trainer in meiner Laufbahn hatte.» Für ihn sei klar gewesen: «Wenn er bleibt, dann möchte ich weg.» Der Verein steht mit den Aussagen zwar in keinem direkten Zusammenhang, Zitate in gedruckten Interviews werden in der gängigen Praxis aber von den Clubs freigegeben.

In dieser Woche war das Thema Wolfsburg bei Glasner nochmal omnipräsent. Zunächst referierte er über Wolfsburgs Spiel in Lille («Mit dem linken Auge aufs letzte Jahr, mit dem rechten Auge nach vorne geschaut»), dann musste er in der Europa League eine Sperre absitzen, die ihm die UEFA für ein Vergehen mit dem VfL aufgedrückt hatte. «Es gibt Präzedenzfälle, wo Einspruch von Clubseite eingelegt wurde. Das war hier nicht der Fall, jetzt müssen wir es ausbaden», bemerkte Glasner unter der Woche.

Nun kommt es am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) zum direkten Duell, zu dem der Trainer sagte: «Ich freue mich auf die Rückkehr, weil es zwei erfolgreiche Jahre waren. Ich habe sehr, sehr viel gelernt über die Bundesliga und den deutschen Fußball.» Entschieden werde das Spiel aber «nicht von mir oder Jörg Schmadtke, auch nicht von Mark van Bommel, sondern von den Spielern auf dem Platz». Glasner steht nach eigener Aussage noch mit einigen Spielern der Wolfsburger in Kontakt.

Fortwährende Spannungen

Doch was war überhaupt passiert zwischen Glasner und Schmadtke, bevor man sich nach dem Übertreffen aller Saisonziele in diesem Sommer trennte? Der Trainer, der in Wolfsburg hauptsächlich für seine große Fachkenntnis und Expertise geschätzt wurde, hatte im November kritische Bemerkungen zur Transferpolitik des Clubs gemacht. «Eines unserer Transferziele war es, einen Spieler mit Tempo und Tiefgang zu holen. Das haben wir halt nicht geschafft.» Schmadtke sprach in der Folge von «Phantasialand» und fügte an: «Man kann nicht Dinge haben wollen, die unrealistisch sind.»

Dass es trotz der fortwährenden Spannungen und menschlichen Differenzen der beiden Führungsfiguren während der Saison nie zur vorzeitigen Trennung kam, lag wohl auch daran, dass der VfL weiter erfolgreich Fußball spielte und von Anfang November bis Weihnachten nur ein einziges Pflichtspiel verlor. Wolfsburg siegte sich bis in die Champions League, Glasner umschiffte das Thema Zukunft bis zum Saisonende und wechselte wenige Tage nach dem 34. Spieltag zur Eintracht, wo er seither immer wieder die riesige  Begeisterung der Fans und das fanatische Umfeld hervorhebt.

Von Patrick Reichardt und Sebastian Stiekel, dpa
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