Freiburg feierte in Köln den nächsten Auswärtssieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Mit einem Punkterekord geht der SC Freiburg in einen Saisonendspurt für die Vereinshistorie. Noch zwei Schritte sind es bis zum Pokalsieg und ersten großen Titel, und nach dem 1:0 in Köln nur noch vier Schritte bis zur ersten Champions-League-Teilnahme.

Erreicht haben die Freiburger diese Ausgangsposition als starke Einheit. Nur bei der Frage, welches Ziel das erstrebenswertere ist, mindestens sechs Festtage in der Königsklasse oder der Titel in Berlin, gehen die Meinungen auseinander.  

«Es gibt keine Priorität»

«Es gibt keine Priorität», versicherte Trainer Christian Streich: «Mitnehmen, was geht. Und das andere lassen wir dann halt liegen. Natürlich wollen wir mehr. Aber man kann jetzt schon sagen, dass die Mannschaft diese Saison Unglaubliches geleistet hat.» Ähnlich drückte es Kapitän Christian Günter aus. «Die Frage beantworte ich nicht», sagte er lachend: «Ich will am liebsten beides.» 

Offensivspieler Lucas Höler hat dagegen sehr wohl eine Priorität. «Ich würde schon gerne einen Titel gewinnen», sagte er offen und dachte vor dem Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig am Dienstag an das im Elfmeterschießen verlorene Endspiel gegen RB im Vorjahr: «Im letzten Jahr waren wir so dicht dran, dass es sehr lange weh tat. Deshalb würde ich, wenn ich es mir aussuchen könnte, den Titel nehmen.» Gegen die Leipziger habe man zudem noch «eine Rechnung offen».

Auf diese Aussage angesprochen reagierte Streich überrascht. «Hat das einer gesagt?», fragte er, hatte aber auch kein Problem damit. Bei ihm sei das verlorene Pokalfinale keine so offene Wunde. «Es ist nicht so schlimm, wenn man mal nicht alles gewinnt», sagte der Coach: «Es war ein unglaubliches Erlebnis, es war wunderbar.» Aber auch Hölers Aussage sei «total in Ordnung», sagte er: «Die können total gern so Sachen sagen. Ich muss nur schauen, dass wir alles sammeln und zusammen einigermaßen anständige Sachen auf den Platz kriegen.» 

Streich bilanziert glücklichen Sieg

Das gelingt in dieser erfolgreich. Selbst wenn die Leistung wie in Köln eigentlich gar nicht so überragend ist. «Heute hat sicher nicht die bessere Mannschaft gewonnen, sondern die glücklichere», gab Streich nach dem Erfolg durch das Tor von Ritsu Doan (54.) unumwunden zu: «Aber sie beißen, sie machen und tun alles. Dann ist es möglich, auch so enge Spiele am Ende für sich zu entscheiden.» Seine Spieler hätten «wie die Verrückten verteidigt» und «malocht, malocht, malocht. Sie haben ein großes Arbeitsethos, große Mentalität und sie können auch Fußball spielen.»

Klar ist: 56 Punkte hatte Freiburg seit Einführung der Dreipunkteregel noch nie am Saisonende. Nun bereits nach 30 von 34 Spielen. Jetzt geht es um die Krönung der Saison, um etwas Einmaliges.

«Da ist Anspannung, absolut», sagte Streich: «Aber wir freuen uns einfach drauf und schauen, was dabei rauskommt. Also mir geht es so.» Und Kapitän Günter war auch diesmal derselben Meinung. «Wir haben uns eine sehr, sehr gute Ausgangsposition erarbeitet», sagte er: «Jetzt gilt es, voller Energie und voller Freude in die letzten Spiele zu gehen. Was gibt es Schöneres, als vier Spiele vor Schluss um die Champions League zu kämpfen? Ich kann mir als Fußballer nichts Schöneres vorstellen. Und das wird bei uns sicher nochmal Kräfte freisetzen.»

Holger Schmidt, dpa
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