Freispruch für Blatter und Platini im Betrugsprozess
Joseph Blatter und Michel Platini wurden im Betrugsprozess um eine Millionenzahlung aus der FIFA-Kasse freigesprochen. Beide Ex-Funktionäre zeigen unterschiedliche Reaktionen auf das Urteil. (Urheber/Quelle/Verbreiter: )

Joseph Blatter zeigte sich erleichtert und plante Reisen, während Michel Platini im Angriffsmodus war. Nach ihrem Freispruch im Betrugsprozess bezüglich einer Millionenzahlung aus der FIFA-Kasse reagierten die ehemaligen mächtigen Männer des Weltfußballs unterschiedlich.

„Ich kann aufatmen“, äußerte der frühere FIFA-Präsident Blatter. Er, 89 Jahre alt, versprach, im kommenden Jahr zur Männer-WM in den USA, Kanada und Mexiko zu reisen, sofern er eingeladen werde.

Entschädigung für Blatter und Platini

Platini, einstiger Präsident der UEFA, zeigte sich nach der Verhandlung vor dem Berufungsgericht in Muttenz bei Basel ganz anders. „Heute ist meine Ehre wiederhergestellt worden“, sagte er und schloss rechtliche Schritte gegen die FIFA nicht aus.

Beiden wurde Betrug und Veruntreuung vorgeworfen, insbesondere in Bezug auf eine Zahlung von zwei Millionen Franken (rund 2,1 Millionen Euro), die Blatter für Platini aus der FIFA-Kasse genehmigt hatte. Bereits 2022 waren die beiden in erster Instanz freigesprochen worden. Das neue Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig, da die Staatsanwaltschaft möglicherweise erneut Berufung einlegen könnte.

Der Richter sprach beiden Ex-Funktionären eine Entschädigung von jeweils über 100.000 Franken zu und entschied, dass die von Platini eingezogenen Vermögenswerte zurückgegeben werden müssten.

Blatter zeigt Emotionen

Blatter nahm das Urteil mit stoischer Miene auf, zeigte jedoch am Ende des Gerichtstags Emotionen. Nachdem der Richter die Verhandlung beendet hatte, lachte er und wurde von seiner Tochter Corinne, die Tränen in den Augen hatte, umarmt.

Platini schloss unterdessen eine Klage gegen die FIFA nicht aus, die ihn nach Beginn der Ermittlungen 2015 suspendierte und seine Kandidatur für den Chefposten verhinderte. Er wird sich Zeit lassen, um über mögliche Schritte nachzudenken. In der Zwischenzeit wurde Gianni Infantino FIFA-Präsident und hat diese Position bis heute inne.

Mündlicher Vertrag als Argument

Blatter und Platini argumentierten, dass sie einen mündlichen Vertrag über die Bezahlung von Honorardiensten hatten. Die Zahlung sei eine legitime Nachzahlung gewesen, obwohl die Dienstleistungen bereits vor zehn Jahren erbracht worden seien.

„Das mag unvorsichtig oder riskant gewesen sein, rechtlich kann jedoch ein Vertrag auf diese Weise geschlossen und abgewickelt werden“, erklärte Richter Roland Hofmann. Er wies die Argumente der Staatsanwaltschaft zurück, die behaupteten, der Vertrag sei nur vorgeschoben gewesen, um Platini zwei Millionen Franken zukommen zu lassen. „Im Ergebnis sind die Freisprüche der Vorinstanz nach der Regel in dubio pro reo zu bestätigen“ – im Zweifel für den Angeklagten.

Beweis durch Zeitungsartikel

Staatsanwalt Thomas Hildbrand führte in der Berufungsverhandlung einen Artikel der französischen Zeitung „Le Monde“ als Beweis an und forderte vergeblich, den Journalisten als Zeugen zu vernehmen. Der Journalist hatte berichtet, dass Blatter sich 2011 von Platini als Konkurrenten um eine weitere Amtszeit an der FIFA-Spitze fernhalten wollte, und Platini Geld für seinen Verzicht auf eine Gegenkandidatur gefordert hatte. Das Gericht wies das Vernehmen des Journalisten als Zeugen zurück.