Die Nationalspieler Niclas Füllkrug (l) und Marvin Ducksch sind wieder vereint. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Immerhin für ein paar Minuten war es wie zu besten Bremer Zeiten. Julian Nagelsmann ließ Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch zum Abschluss des ersten Trainings vor dem Türkei-Test nebeneinander auf dem Kleinfeld spielen – in blauen statt grün-weißen Leibchen. Allzu viele Möglichkeiten, gemeinsam Tore zu schießen, werden die etwas unverhofft in der Fußball-Nationalmannschaft wieder vereinten, selbst ernannten «hässlichen Vögel» aber im Nationaltrikot nicht bekommen.

«Wir können das noch», versicherte BVB-Profi Füllkrug am Dienstag zwar. «Wir würden uns weiterhin super verstehen.» In Nagelsmanns EM-Planung habe die DFB-Auswahl aber genug damit zu tun, «erst einmal ein System zu perfektionieren». Und in dem würde, Stand jetzt, nur einer der beiden Freunde als Stoßstürmer Platz finden – der «super» Zeit des kongenialen Duos der vergangenen Bundesliga-Saison zum Trotz.

«Das hat so super zusammengepasst, dass das einfach harmonieren musste», sagte Füllkrug, der im Werder-Trikot mit Ducksch an seiner Seite Torschützenkönig geworden war. Entsprechend habe er «darauf gehofft, ein bisschen damit gerechnet», dass Nagelsmann für die Partien gegen die Türkei im vollen Berliner Olympiastadion am Samstag und drei Tage später in Wien gegen Österreich erstmals Ducksch einlädt. Die «hässlichen Vögel», wie er sich und seinen Kumpel einst tituliert hatte, «goes international», sagte Füllkrug.

Leise Zweifel beim Nagelsmann-Anruf

Ducksch erzählte, er habe bei Nagelsmanns Anruf erst an einen «Fake» gedacht, dann aber schnell die Stimme des Bundestrainers erkannt. «Relativ schnell» folgte dann der Kontakt mit Füllkrug: Ich bin dabei. «Ein bisschen erkundigt» habe er sich, berichtete Ducksch.

Füllkrug hatte sein Länderspieldebüt schon vor einem Jahr im Oman gefeiert und gleich getroffen. Nagelsmanns Vorgänger Hansi Flick hatte den Publikumsliebling trotz starker Tor-Quote aber eher geduldet als geliebt. «Wir bekleiden eine Position, auf der man häufiger mit zunehmenden Alter noch besser wird», sagte Füllkrug, der mit 30 fast genau ein Jahr älter ist als Ducksch. «Dass der Bundestrainer nach Leistung aufstellt, ist eine richtige und gute Entscheidung.»

Verrücktheit hilft – Freundschaft auch

Die Berufung von Ducksch hatte Nagelsmann auch mit dessen «gutem Grad an Verrücktheit» begründet, den die DFB-Auswahl brauche. «Gerade, wenn Spieler von der Bank kommen als Joker.» Dass Ducksch den «Fülle sehr, sehr gut» kennt, sei auch «eine Komponente» in den Überlegungen des Trainerteams gewesen.

Dass Freunde in der Nationalmannschaft helfen können für das eminent wichtige Binnenklima, hatten in den (erfolgreichen) Jahren immer wieder Spieler bewiesen. Im November 2023 sind es «Fülle» und «Duckschi», deren Einordnung als «hässlich» von Anfang an laut Füllkrug «sehr sarkastisch» gemeint war. «Es gab viele tolle Duos, mit denen wir uns nicht vergleichen können», sagte der 30-Jährige, der im Sommer den Schritt zum BVB gewagt hatte und derzeit mehr noch als der Weiterhin-Bremer Ducksch mit sportlichen Krisen zu kämpfen hat.

Erfolg ist kein Glück

Im ersten Training vor ausgewählten Fans und Mitarbeitern des DFB habe er sich «relativ schnell» anpassen können, sagte Ducksch, der als wenig professioneller Karriere-Spätstarter lange in der zweiten Liga gekickt hatte und mäßig beurteilt wurde. «Nach dem Anruf habe ich mir auf jeden Fall nochmal vor Augen gehalten, wo ich vor ein paar Jahren war, aber ich habe mich nicht hinterfragt mit: Was wäre wenn?», sagte er. «Es gehört zum Menschen dazu, Fehler zu machen, und es gehört dazu, aus Fehlern zu lernen.»

In den vergangenen Jahren habe er «immer wieder an mir gearbeitet», sagte Ducksch. Während des gut eine Viertelstunde dauernden Aufwärmprogramms am Dienstag hörten er und seine Teamkollegen aus den lautstarken Boxen am Spielfeldrand unter anderem den Hip-Hop-Song: «Erfolg ist kein Glück.»

Von Jan Mies und Arne Richter, dpa
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