Das Triple ist noch drin, dafür müssen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg jetzt aber erst einmal die Asse des WFC Arsenal aus der Königsklasse werfen.
Die deutschen Meisterinnen fordern im Halbfinal-Hinspiel der Champions League am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) das englische Spitzenteam voller Vorfreude – aber auch mit Riesenrespekt. Über 20.000 Zuschauer sollen in die Arena kommen. Wolfsburg hofft, dass Kapitänin Alexandra Popp noch rechtzeitig fit wird. «Das entscheiden die nächsten Tage», sagt Trainer Tommy Stroot.
Arsenal hatte sich in der Runde zuvor gegen den FC Bayern München durchgesetzt – schied aber im Viertelfinale im vergangenen Jahr gegen den VfL aus. Das Rückspiel wird am 1. Mai (18.45 Uhr/DAZN) in London angepfiffen. Die VfL-Frauen gewannen 2013 und 2014 den Titel in der Königsklasse, dabei im ersten Jahr das Triple. Das Team mit den zahlreichen deutschen Vize-Europameisterinnen wie Popp, Lena Oberdorf, Merle Frohms, Kathy Hendrich, Marina Hegering oder Jule Brand darf noch auf drei Titel in dieser Saison hoffen: Im Halbfinale des DFB-Pokals siegten sie zuletzt beim FC Bayern mit 5:0. In der Bundesliga liegen die Münchnerinnen aber weiter einen Punkt vor Wolfsburg – wenn sie am Samstag gegen Freiburg gewinnen.
«Wir brauchen gegen Arsenal eine Leistung wie am vergangenen Samstag gegen die Bayern», sagt Stroot. Ralf Kellermann, der Direktor Frauenfußball in Wolfsburg, sieht den deutschen Vereinsfußball «absolut auf Augenhöhe mit England, Spanien und Frankreich, im sportlichen Bereich auf jeden Fall». Kellermann hat aber natürlich auch die wirtschaftliche Entwicklung im Blick: «Da habe ich den Eindruck, dass es in Spanien und England und auch in Frankreich fast schon ein Wettbieten gibt um die vermeintlich stärksten Spielerinnen.»
Kleinigkeiten entscheiden
Arsenal sei im Rückspiel gegen den FC Bayern (2:0) «bärenstark» gewesen. Rekordsieger Olympique Lyon und auch Paris Saint-Germain aus Frankreich seien zwar nicht mehr dabei. «Aber wenn man die Spiele zuletzt gesehen hat: Da entscheiden Nuancen», so Kellermann.
Bislang letzter deutscher Sieger in der Königsklasse war 2015 der 1. FFC Frankfurt. Um den Einzug ins Finale am 3. Juni in Eindhoven kämpfen auch Chelsea FCW mit den DFB-Auswahlspielerinnen Ann-Katrin Berger und Melanie Leupolz und der FC Barcelona. Mit Argusaugen schaut auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg auf die Partie in Wolfsburg. Zumal Popp nach ihrer beim Länderspiel gegen Brasilien erlittenen Fußverletzung zuletzt fehlte.
Die vielfache Belastung macht sich bei den Nationalspielerinnen zwar in den Monaten vor der WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) bemerkbar, aber Kellermann will ebenso wenig klagen wie die Betroffenen selbst: «Müdigkeit und Stress kann man sich auch einreden. Wir drehen es um: Diese Herausforderung ist ein absoluter Mehrwert.»
Auch dass das Interesse der Medien und Fans sichtlich zugenommen hat, sehe man angesichts des Booms seit der EM 2022 in England positiv. «Wir haben lange darum gekämpft. Der Frauenfußball braucht Idole. Wir haben ein paar davon in Wolfsburg», sagte Kellermann mit Blick auf die vielen Wünsche nach den Spielen: «Es wird nicht zu viel. Wir machen es total gerne, weil wir lange dafür gekämpft haben.» Auf die Belastungen der Spielerinnen müsse man aber schon achten: «Wir gehen da sehr sensibel mit um.»