Deutsche Nationalspielerin mit Migrationshintergrund: Nicole Anyomi. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa)

Der Deutsche Fußball-Bund will die Nachwuchsarbeit bei Mädchen mit Migrationshintergrund forcieren.

«Natürlich ist das ein Riesenpotenzial. Aber uns fehlen aktuell einfach noch die Menschen, die diese jungen Sportlerinnen begleiten. Vor allem Trainerinnen, denn Trainer gelten oftmals als Hürde für Familien mit muslimischem Hintergrund», sagte DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch der Deutschen Presse-Agentur.

Dort gebe es aufgrund der traditionellen Strukturen oftmals noch viele Vorbehalte, Mädchen Fußball spielen zu lassen. Der Verband habe in der Vergangenheit verschiedene Projekte dahin gehend unterstützt. «Aktuell sind weitere Maßnahmen in Planung, damit das Thema Fahrt aufnimmt», sagte Mammitzsch.

In der Auswahl der deutschen Vize-Europameisterinnen gibt es derzeit nur zwei Spielerinnen mit Migrationshintergrund: Sara Doorsoun und Nicole Anyomi, die beide für Eintracht Frankfurt auflaufen.

«Die größte Angst bei den Eltern ist die Entwurzelung»

Die Menschenrechtsaktivistin Tugba Tekkal betreibt in Köln, Berlin und im Nord-Irak das Projekt «Scoring Girls». Für «Mädchen, die in ihren Herkunftsländern nicht die Möglichkeit hatten, Fußball zu spielen beziehungsweise denen es verboten war», erklärte die frühere Bundesliga-Spielerin des Hamburger SV und 1. FC Köln. Das Angebot richte sich auch an Mädchen, die in Deutschland geboren sind und «trotzdem das Gefühl haben, nicht dazuzugehören».

Die 37-Jährige leistet dabei auch viel Überzeugungsarbeit in den Familien der jungen Fußballerinnen. «Die größte Angst bei den Eltern ist die Entwurzelung», sagte Tekkal. «Es ist ganz wichtig, dass man ihnen zum einen erzählt, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Und dass sie zum anderen auch ihren Töchtern Türen aufmachen, wie sie es bei ihren Söhnen machen.»

Zur DFB-Strategie «Frauen im Fußball FF27» gehört, mehr Trainerinnen auszubilden, «um auch diese Mädchen abholen zu können», sagte Mammitzsch. «Zudem fehlen nicht selten separate Umkleidemöglichkeiten in den Vereinen, sichtbare Vorbilder haben wir unter anderem nicht genügend – es gibt also einige Punkte, die wir diesbezüglich angehen müssen.»

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