Beim Blick zurück spricht Barbra Banda über eine Karriere, die «keine reibungslose» war. «Es ist eine Herausforderung, die ich zu meistern lernen muss», sagte die Kapitänin des sambischen Nationalteams jüngst im Gespräch mit der Moderatorin Hellen Zulu Phiri. Die Kritik habe sie oft verunsichert, von Sozialen Medien halte sie sich fern.
Nach den vergangenen Monaten mit einem unwürdigen Schauspiel im afrikanischen Fußball ist das nur allzu verständlich – beim Afrika Cup im vergangenen Jahr war Banda wegen laut der Organisatoren zu hoher Testosteronwerte ausgeschlossen worden. Bei der WM in Australien und Neuseeland ruhen auf ihr große Hoffnungen.
An diesem Mittwoch (9.30 Uhr MESZ/ZDF) spielt Sambia gegen den großen Favoriten Spanien praktisch um die letzte Chance auf den Turnierverbleib, im ersten Spiel gegen Japan hatte es ein 0:5 gesetzt. Nach der 3:2-Testspielüberraschung gegen Deutschland in der Vorbereitung hatte sich die Auswahl mehr von der WM erhofft. In Fürth hatte die 23 Jahre alte Banda zweimal getroffen.
Behandlung Bandas eine «Menschenrechtsverletzung»
Der afrikanische Kontinentalverband Caf hatte vor einem Jahr den Ausschluss mit einem nicht bestandenen «Geschlechtsüberprüfungsverfahren» begründet. Die Nachrichtenagentur AP schrieb später von einem «verpfuschten Fall». Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bezeichnete die Behandlung Bandas als «Menschenrechtsverletzung», das Verfahren sei «stigmatisierend, stereotypisierend und diskriminierend» gewesen.
Der Weltverband FIFA hatte der ARD-«Sportschau» vor der WM mitgeteilt, mehrere Experten arbeiten an diesem Thema, es sei komplex. Das muskelaufbauend wirkende Hormon Testosteron ist das wichtigste männliche Sexualhormon und spielt beispielsweise auch in den Transgender-Richtlinien des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine Rolle. Der Umgang mit Werten und Regularien beschäftigt alle Sportarten.
Banda hatte vor zwei Jahren die «Barbra Banda Stiftung» gegründet, die sich der Förderung von Geschlechtergleichheit, der Förderung von Mädchen und Frauen durch Sport sowie der Armutsbekämpfung widmet. Bei Olympia 2021 in Tokio machte sie mit sechs Toren auf sich aufmerksam.
Den Durchbruch schaffte Banda einst bei den Green Buffaloes FC, ein von der sambischen Armee gesponsertes Team. Die Bedingungen: schwierig. In Sambia spielen Fußballerinnen auf schlechten Plätzen, haben keine ausgebauten Umkleideräume, oft fehlt medizinisches Personal und Geld. Sportlerinnen verdienen entweder ein schmales Gehalt oder nichts.
Mit 18 Sambias erste Profi-Fußballerin
Banda stieg trotzdem zur Star-Stürmerin auf, 2018 entdeckte sie der spanische Erstliga-Club EdF Logroño. Ein Meilenstein. Die damals 18-Jährige avancierte zu Sambias erster Profi-Fußballerin und zusammen mit ihrer neuen Teamkollegin Jade Boho Sayo zur besten Torschützin des Vereins. Nach zwei Jahren in Europa ging es weiter nach Shanghai, wo sie in ihrer ersten Saison mit 18 Toren umgehend Torschützenkönigin der chinesischen Liga wurde. «Sie ist eine sehr charismatische Spielerin, deren Begeisterung für den Sport ich bewundere», sagt Kape Saili, früherer Co-Trainer von Sambias Nationalteam. Banda sei zielstrebig; wenn sie sich etwas vornehme, erreiche sie es in der Regel auch, so Saili.
Lyson Zulu, Technischer Direktor des sambischen Fußballverbands, lobt Bandas «beeindruckendes Tempo» und ihre Schusstechnik, erlernt schon als Kleinkind in den Straßen der Hauptstadt Lusaka. Auf einem Kontinent, der Mädchenfußball verpönte, war Banda eine Ausnahme: Sie verfolgte mit ihrem fußballbegeisterten Vater Spiele, trainierte mit ihm und trat im Alter von sieben Jahren der «Bauleni United Sports Academy» bei, die zu dem Zeitpunkt nur ein Jungenteam hatte.
Ihren Vater beschreibt Banda, die mit zwei Brüdern und drei Schwestern aufwuchs, als ihre größte Inspiration. Anders gelagert ist das Verhältnis zur Mutter, die sich lange Zeit gegen Bandas Fußballkarriere ausgesprochen habe. Erst vor wenigen Jahren habe man sich wieder angenähert, als sie Mitglied des sambischen Nationalteams wurde, erzählte Banda mal.
«Sie weiß, was sie im Leben will und arbeitet dafür besonders hart», sagt Chris Malunga der Deutschen Presse-Agentur. Malunga ist Bandas ehemaliger Box-Trainer. Immerhin fünf Profikämpfe bestritt die heutige Fußballerin bis 2017 – und gewann alle. Privat boxt Banda noch immer. «Wenn ich an meiner Geschwindigkeit und meinem Fitnesslevel arbeiten will, dann besinne ich mich zurück aufs Boxen», erzählte sie dem südafrikanischen Fernsehsender SuperSport im Juni. Das Boxtraining gebe ihr Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit auf dem Fußballplatz.