Dortmunds Mannschaft lässt sich nach Spielende von den Fans feiern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

München zaubert, Dortmund malocht. Obwohl der BVB zum Saisonstart bei weitem nicht den Glanz des FC Bayern verbreitete, wuchs auf dem Platz und den Rängen der Glaube an eine erfolgreiche Spielzeit.

Beseelt von der brodelnden Stimmung im Stadion sah Sebastian Kehl nach dem 1:0 (1:0) über Bayer Leverkusen großzügig über spielerische Mängel hinweg. Neid auf die 6:1-Gala des Titelrivalen einen Tag zuvor in Frankfurt ließ der Sportdirektor nicht erkennen. «Wir haben gekämpft, gekratzt, gebissen. Das ist das, was die Menschen hier sehen wollen. Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht und wollen eine besondere Saison spielen.»

Mündliche Einigung über Modeste-Transfer

Im vermeintlichen Titelkampf mit den Bayern kann der Revierclub zudem künftig auf die Mithilfe von Anthony Modeste vom 1. FC Köln zählen. Wie FC-Geschäftsführer Christian Keller und BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl bestätigten, wurde auf Wunsch des 34 Jahre alten Torjägers «mündlich eine grundsätzliche Einigung über seinen Wechsel zum BVB erzielt». Der Franzose kam dem Anforderungsprofil der Borussia am nächsten, die nach einem bulligen Angreifer wie den an einem Tumor erkrankten Neuzugang Sébastien Haller gesucht hatte. Dem Vernehmen nach wird Modeste nach bestandenem Medizincheck einen Einjahresvertrag erhalten und rund fünf Millionen Euro Ablöse kosten.

Überschattet von der Aufregung um einen Polizeieinsatz in und außerhalb des Stadions, der die 81.365 Zuschauer nach dem Schlusspfiff für rund eine halbe Stunde zum Verbleib im ausverkauften Signal Iduna Park zwang, präsentierte die Borussia zuletzt verloren geglaubte Tugenden. Als die Ideen im Offensivspiel mit zunehmender Spielzeit ausgingen, verteidigte das in den vergangenen Jahren für mangelnde Mentalität und schluderige Abwehrarbeit bekannte Team mit Leidenschaft das eigene Tor.

«Niemand darf fleißiger und mutiger sein als wir»

Auf die Frage nach der Aussagekraft des ersten Spieltages für das Titel-Fernduell mit den Bayern und der Konkurrenzfähigkeit seiner Mannschaft gab Terzic eine vielsagende Antwort: «Wenn jemand besser ist, werden wie das akzeptieren. Aber niemand darf fleißiger und mutiger sein als wir.»

Ihr Versprechen, das Publikum mit mehr Herzblut wieder für den BVB-Fußball zu begeistern, lösten die Dortmunder Profis zumindest in kämpferischer Hinsicht ein. Dass Torhüter Gregor Kobel gleich mehrfach gegen Bayer-Torjäger Patrik Schick in höchster Not klärte, verbuchten alle Beteiligten als Glück des Tüchtigen. «Wir haben nicht gesagt, dass wir durch die Liga marschieren, nur weil wir viele neue Spieler und einen neuen Trainer haben», kommentierte Torschütze Marco Reus (10. Minute), «es war ein ganz klarer Arbeitssieg, den wir gern mitnehmen.»

Ähnlich sah es Terzic: «Was uns positiv stimmt, ist die Art und Weise, wie wir unser Tor verteidigt haben. Da ist der Funke auf die Tribüne gesprungen und wieder zurück.» Gleich bei seinem Comeback als Cheftrainer nach einem Jahr stellte der 39 Jahre alte Rose-Nachfolger einen Rekord ein. Zu den sieben Liga-Siegen am Ende der Saison 20/21 kam ein weiterer hinzu. Acht Erfolge in Serie schaffte beim BVB nur der als Trainer-Legende verehrte Jürgen Klopp vor zehn Jahren.

Adeyemi droht verletzt auszufallen

Getrübt wurde die Terzic-Freude jedoch durch die Verletzung von Karim Adeyemi. Der Nationalspieler musste aufgrund einer Fußverletzung bereits in der ersten Halbzeit ausgewechselt werden und droht damit als bereits vierter Neuzugang nach Sébastien Haller, Niklas Süle und Salih Özcan auszufallen. Von einer längeren Zwangspause geht Adeyemi jedoch nicht aus. «Mir geht es schon besser, und ich hoffe, es ist nichts Dramatisches», sagte der 20 Jahre alte Angreifer nach dem Spiel.

Dass die Fans den Heimweg nicht direkt nach dem Schlusspfiff antreten konnten, war der Aufregung um ein verdächtiges Fahrzeug mit laufendem Motor in Stadionnähe geschuldet. Auf Geheiß der Polizei wurden die Zuschauer zunächst am Verlassen der Arena gehindert. Erst als geklärt war, dass der Motor des PKW aufgrund eines technischen Defektes lief und der Fahrzeughalter und Tribünengast zum Vorfall befragt werden konnte, gab es Entwarnung. «Nach derzeitigem Ermittlungsstand ging zu keinem Zeitpunkt weder von dem Fahrzeug noch dem Halter eine Gefahr aus», hieß es wenig später von der Polizei.

Von Heinz Büse und Holger Schmidt, dpa
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