Rauball macht sich angesichts aktueller Entwicklungen Sorgen um den guten Ruf des Fußballs. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

«Meister der Diplomatie», «Mann für schwere Fälle» – Reinhard Rauball genießt im deutschen Sport einen glänzenden Ruf.

Auch nach seinem Rückzug als langjähriger Ligapräsident und DFB-Vize im Jahr 2019 ist der Jurist aus Dortmund dem Fußball weiterhin mit großer Leidenschaft verbunden. Gedanken an einen Rückzug ins Private kommen auch zu seinem 75. Geburtstag nicht auf, den er am 1. Weihnachtstag feiert. Nicht auszuschließen, dass Rauball die im November 2022 endende Amtszeit als Präsident seines Herzensclub BVB um weitere drei Jahre verlängert – wenn es die Gesundheit weiterhin zulässt.

Führungskraft im deutschen Fußball

Rauballs unaufgeregte Art und sein Verhandlungsgeschick haben viele Clubvertreter in seiner Zeit als Ligapräsident zwischen 2007 bis 2019 schätzen gelernt. An der Seite von DFL-Geschäftsführer Christian Seifert trug er dazu bei, dass die Fußball-Bundesliga den Umbruch in die Moderne meisterte und ihre Stellung als Premiumprodukt im deutschen Sport festigte. Der ehemalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière würdigte Rauball unlängst im DFL-Magazin als «Gentleman des deutschen Fußballs»: «Ich kenne kaum einen anderen, der wie Reinhard Rauball Bescheidenheit und Selbstbewusstsein angenehm miteinander verbindet. Er zeigt, dass man auch höflich führen und hart sein kann.»

Große Verdienste erwarb sich der in Northeim am Rande des Harz geborene Rauball auch um Borussia Dortmund. Gleich dreimal half er dem Revierclub aus der Not: von 1979 – als er mit 32 Jahren der bis heute jüngste Bundesliga-Präsident wurde – bis 1982, von 1984 bis 1986 und von 2004 bis heute. Vor allem sein Einsatz 2005, als er die Borussia in tragender Rolle vor der Insolvenz bewahrte, zementierte seinen Ruf als Mann für schwere Fälle. «Die Menschen in Dortmund trauten damals nichts und niemandem mehr. Aber zu Reinhard Rauball hatten sie extremes Vertrauen», sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke mit Blick auf die schlimmste Krise der Vereinshistorie.

Fraglich, ob die Haupteigentümer des Dortmunder Stadions dem Sanierungskonzept des Vereins auf der denkwürdigen Versammlung im Mai 2005 am Düsseldorfer Flughafen ohne das rhetorische Geschick von Rauball zugestimmt hätten. «So einen Tag wie heute möchte ich in meinem Leben nicht mehr erleben. Es war das Schlimmste, was ich jemals durchmachen musste», kommentierte der sichtlich abgekämpfte Vereinspräsident damals.

Dank Rauball und Watzke gehört der BVB mittlerweile zu den Topadressen im internationalen Fußball und gilt in Deutschland hinter dem FC Bayern München als zweite Kraft. Dass sich Rauball seit Jahren auch mit großem Engagement für die BVB-Handballdamen einsetzt, die in der vergangenen Saison erstmals deutscher Meister wurden, ist Ausdruck seiner großen Sportbegeisterung.

Rauball sorgt sich um «guten Ruf des Sports»

Für den geliebten Sport nahm Rauball manchmal Leiden in Kauf – auch als Aktiver. So war er bei zwei Marathonläufen in Los Angeles und London dabei. Bis vor wenigen Jahren lief der Hobbykicker mit Landesligaerfahrung für die BVB-Traditionsmannschaft auf. Noch immer liegt die Sporttasche im Auto – jederzeit griffbereit.

Es passt ins Bild von einem Grandseigneur des Fußballs, dass er sich um den guten Ruf des Sports sorgt. Die wagemutigen Pläne zur Einführung einer europäischen Superliga oder die Ausrichtung der kommenden WM in Katar stimmen ihn skeptisch. «Das sind natürlich auch Gründe dafür, dass der Fußball im Moment nicht den Stellenwert hat, den er meiner Meinung nach verdient», sagte Rauball den «Funke Medien».

Aufgrund solcher Entwicklungen seien Profis und Verantwortliche gefordert: «Wenn Fußballstars der Welt zeigen, dass sie mit Gold überzogene Steaks essen, dann gerät das Ganze ins Rutschen, in der Summe hat das alles zu erheblicher Kritik am Fußball geführt. Da müssen wir gegensteuern, das ist eine Hauptaufgabe für alle Verantwortlichen.»

Von Heinz Büse, dpa
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