Geduldig absolvierte Mario Götze mit Matthias Ginter im Duett der Weltmeister von 2014 die Passübungen im deutschen Trainingsareal von Al-Shamal. Geduld ist gerade noch die wichtigste Eigenschaft des großen Rio-Helden bei seiner WM-Rückkehr.
Nach dem 1:1 gegen Spanien, das er komplett von der Ersatzbank verfolgen musste, hatte er in der Interview-Zone den Reportern nur ein paar Wortfetzen zugeworfen. Sinngemäß: Noch habe ich euch nichts zu sagen. Sein 12-Minuten-Comeback nach fünf Jahren ohne Länderspiel gegen Japan war vier Tage zuvor im allgemeinen deutschen Frust über die 1:2-Auftaktniederlage untergegangen.
Noch reden andere über Götze in Katar. «Mario ist ein absolut wichtiger Bestandteil dieser Gruppe. Er zeigt im Training, was er drauf hat», antwortete Thomas Müller auf die Frage, ob es seinem Offensivkollegen denn gut gehe. Festgehalten wurde: Es geht Mario Götze gut. Noch besser ginge es dem 30-Jährigen sicherlich, wenn Hansi Flick ihn in die Startelf für die letzte Gruppenpartie am Donnerstag (20.00 Uhr/ARD und MagentaTV) gegen Costa Rica berufen würde.
Versprechungen hatte Flick dem Rückkehrer nicht gemacht. Doch dem Vernehmen nach hatte Götze dem Bundestrainer schon signalisiert, nach seinen allseits bewunderten Leistungen für Eintracht Frankfurt nicht als fünftes Rad am WM-Wagen nach Katar mitzukommen. Im großen Angebot der offensiven Kreativkünstler hat Götze aber Jamal Musiala und Leroy Sané als direkte Konkurrenten vor sich.
Götze sei «ein genialer Fußballer und auch ein toller Mensch», hatte Flick bei der Kaderbekanntgabe gesagt und dessen «Geistesblitze» am Ball gelobt. Eine Befürchtung, die mit der Rückkehr verbunden war, bewahrheitete sich immerhin nicht. Einen zu großen Hype, den Götze nach bewegten Jahren mit langem Leistungstief beim FC Bayern München und Borussia Dortmund gar nicht mehr mag, löste seine Berufung nicht aus. Die Katar-WM hatte andere Themen.
Götzes Name ist, auch nach langer DFB-Pause, aber natürlich ein Versprechen, verbunden mit jenem Schuss ins Glück im Finale 2014 gegen Argentinien. Müller nannte diesen den «Götze-Moment». Und jeder weiß, was damit gemeint ist. «Ich glaube, dass es die Chance gibt, dass er diesen Götze-Moment auch wieder bekommen kann», sagte Müller. Vielleicht gegen Costa Rica oder eben später im Turnier, sofern das DFB-Team die K.o.-Phase erreicht. «Mario ist gerüstet, und wir auch», sagte Müller. Bis dahin ist Geduld gefragt.