Wie ein wechselwilliger Profi klang Erling Haaland nicht. Die Spekulationen über angebliche Abwanderungspläne und jüngste Medienberichte über ein schon fast unmoralisches Angebot des FC Chelsea in Höhe von 175 Millionen Euro kommentierte der Dortmunder Torjäger mit einem Lächeln.
«Das ist für eine einzelne Person sehr viel Geld. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass es nur Gerüchte sind», sagte Haaland. Weitere Fragen nach seiner Zukunft konterte er im Trainingslager von Bad Ragaz mit einem Verweis auf seinen Vertrag: «Der läuft noch drei Jahre. Ich genieße meine Zeit hier. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.»
Mögliche Transfer-Schmerzgrenze: «200 Millionen Euro»
Ob beim Revierclub damit die erhoffte Ruhe einkehrt, bleibt abzuwarten. Schließlich ist bis zum Ende der Wechselfrist Ende August noch Zeit. Zudem soll der russische Milliardär Roman Abramowitsch weiterhin wild entschlossen sein, den besten Torschützen der vergangenen Champions-League-Saison zum FC Chelsea zu locken, und die zweithöchste jemals gezahlte Transfersumme bereits freigegeben haben.
Haaland bleibt vorerst gelassen: «Ich lese nicht alles und nicht jeden Tag. Bis gestern habe ich meinen Berater über einen Monat nicht mehr gesprochen. Ich mache mir nicht viel daraus.»
Doch selbst Matthias Sammer, der seit 2018 als externer Berater des börsennotierten BVB arbeitet, sieht bei einem möglichen Angebot für Haaland eine Schmerzgrenze. Diese sei erreicht, wenn «ein Verrückter» komme und 200 Millionen Euro biete, wie er bei einer Amazon-Pressekonferenz in München sagte. «Wie soll ich das den Aktionären erklären», lautete seine rhetorische Frage zum Ausschlagen einer solchen Summe. Allerdings geht Sammer von einem Verbleib des Torjägers aus. «So ist es besprochen», sagte der 53-Jährige.
Haaland will mit Dortmund Titel gewinnen
Erste Gerüchte über einen Weggang von Haaland hatte es bereits im Februar gegeben, als ein Treffen zwischen Haalands Vater Alf-Inge und Berater Mino Raiola mit Joan Laporta, dem Präsidenten des FC Barcelona, bekannt wurde. Die damalige Reaktion der BVB-Spitze, den Ausnahmestürmer auf keinen Fall abgeben zu wollen, hatte Raiola damals wenig beeindruckt. «Man muss abwarten, ob diese Aussage bis zum 1. September Bestand hat», kommentierte der italienische Spielervermittler gelassen.
Der starke Saisonschlussspurt der Borussia mit der späten Qualifikation für die Königsklasse und dem Pokalsieg hat den Wohlfühlfaktor für Haaland erhöht. Doch sein Erfolgshunger ist damit noch lange nicht gestillt. «Unser Team muss stabiler werden», forderte er, «ich möchte Titel gewinnen». Seinem neuen Coach traut er zu, die Mannschaft auf ein höheres Level zu heben. «Ich glaube an Marco Rose. In Salzburg waren elf Jungs auf dem Platz, bei denen jeder für reden gerannt ist und gekämpft hat», sagte Haaland mit Verweis auf die gemeinsame Zeit beim österreichischen Erstligisten.
Viel wird davon abhängen, ob Neuzugang Donyell Malen von der PSV Eindhoven die große Lücke schließen kann, die Jadon Sancho in Dortmund mit seinem 85-Millionen-Euro-Wechsel zu Manchester United hinterlassen hat. Noch vor dem ersten Training des 22 Jahre alten Niederländers am Dienstag bei seinem neuen Club schwor Haaland seinen neuen Mitstreiter scherzhaft auf gemeinsame Erfolge ein: «Ich hoffe, er freut sich darauf, mit mir auf den Platz zu stehen. Ich habe ihm gesagt, dass er mir viele Vorlagen geben soll, sonst werde ich sauer auf ihn.»